40 Stunden
Mordkommissionen und wie die SERV aktuell mit den Ermittlungen zu dem Bombenleger beschäftigt. Wahrscheinlich war im Moment die halbe Berliner Polizei mit nichts anderem befasst.
Tromsdorff wartete, bis Faris nickte.
» Gut«, sagte er dann. » Ich versuche, Geiger davon zu überzeugen, dass wir dich im Team brauchen.«
Faris lauschte auf das Rauschen des Blutes in seinen Ohren. » Was ist, wenn er wieder anruft, Robert, und ich gehe nicht dran?«
Darauf wusste Tromsdorff keine Antwort. » Hoffen wir, dass wir gut genug geschult sind, um das zu kompensieren.«
» Wenn er eine weitere Bombe hochjagt deswegen, hat sie…«
» Ich weiß, Faris.«
» Himmel, kannst du dich nicht über sie hinwegsetzen?«
» Kann ich nicht, und das weißt du!« Oben auf der Treppe war das Klappern hoher Absätze zu hören. » Die SERV ist vielleicht die einzige Abteilung, die in der Lage ist, diesen Kerl zu schnappen. Ich muss dafür Sorge tragen, dass sie einsatzfähig bleibt.«
Geiger kam die Treppe herunter. Im Vorbeigehen warf sie Faris und Tromsdorff einen herausfordernden Blick zu, aber sie war klug genug, die beiden nicht anzusprechen.
Tromsdorff wartete, bis sie außer Hörweite war. » Ich rede mit ihr und versuche sie umzustimmen«, versprach er. Er sah unglücklich aus dabei. » Geh du zu den Kollegen und mach deine Aussage.«
» Lass mich bleiben!«, bat Faris, obwohl er längst begriffen hatte, dass es aussichtslos war.
Tromsdorff schüttelte den Kopf. » Geiger hat die SERV auf dem Kieker, und das weißt du so gut wie ich. Wenn ich mich über ihren direkten Befehl hinwegsetze, gebe ich die Abteilung zum Abschuss preis. Du weißt, dass sie nur auf eine Möglichkeit lauert, uns dichtzumachen.«
Faris senkte den Blick. Tromsdorff hatte recht. Die SERV musste erhalten bleiben. Es gab keine Alternative. » Mach Ben Dampf, damit er rausfindet, wie der Kerl es geschafft hat, die Mail von meinem Rechner aus zu senden.«
In einer müden Geste zog Tromsdorff die Schultern bis zu den Ohren hoch. » Mache ich. Und du halte dich erreichbar.« Noch einmal berührte Tromsdorff Faris am Arm. » Tut mir leid, Junge, mehr kann ich im Moment nicht tun.«
10. Kapitel
Faris’ Aussage bei der 118. wurde auf Video aufgezeichnet und sofort zu den digitalen Akten der Dig AA genommen, sodass sämtliche mit dem Fall beschäftigten Ermittler aller LKA -Abteilungen darauf Zugriff hatten. Die ganze Prozedur dauerte eine knappe Stunde. Faris erkundigte sich bei den Kollegen, ob es klug war, das digitale Archiv weiter zu benutzen, und man versicherte ihm, die Spezialisten von der IT hätten das Loch in der Firewall gefunden und erfolgreich gestopft. Danach bedankte Faris sich und verließ das Gebäude in der Keithstraße.
Es war kurz nach dreizehn Uhr, als er mit langen, frustrierten Schritten im Treppenhaus nach unten rannte. Er stürmte am Pförtnerhäuschen vorbei und durch die doppelflügelige Eichentür hinaus auf die Straße. Ein Fahrradkurier umkurvte ihn mit einem wilden Schlenker, als er so unvermittelt aus dem Haus gestürzt kam.
» Pass doch auf!«, brüllte Faris ihm nach. Der Frust tanzte in roten Punkten hinter seinen Lidern.
» Hab ick!«, rief der Kurier über die Schulter zurück. » Sonst lägste jetzt uffe Nase!« Und damit strampelte er weiter.
Tief holte Faris Luft, versuchte sich zu beruhigen.
Auf der Kurfürstenstraße, die nicht weit vom LKA 1 entfernt quer zur Keithstraße verlief, gab es mehrere Handyläden.
Er steuerte wahllos einen davon an, ignorierte den leicht irritierten Blick, den der junge Mann hinter dem Tresen ihm zuwarf, als er sein verstaubtes und angeschlagenes Äußeres registrierte, und ließ sich einige günstigere Handys mit Prepaidkarte zeigen. Er entschied sich schließlich für eines, das knapp sechzig Euro kostete. Er bezahlte mit seiner EC -Karte und bat den Verkäufer, ihm die SIM -Card gleich einzusetzen und ihm kurz die Funktionen zu erklären. Dann steckte er das zu dem Handy gehörende Ladekabel in die Tasche seiner Jacke, in der sich zuvor sein Smartphone befunden hatte, und trat aus dem Laden.
Der Himmel hatte inzwischen ein wenig aufgeklart. Faris wählte Pauls Nummer. Als die Mobilbox ranging, sprach er kurz drauf: » Ich bin’s! Robert hat mich gebeten, in Kontakt zu bleiben. Das ist der Anschluss, unter dem ihr mich im Notfall erreichen könnt.« Er beendete die Verbindung und schob das Handy zu dem Ladekabel in die Tasche.
Während er noch überlegte, was er jetzt tun
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