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40 Stunden

40 Stunden

Titel: 40 Stunden Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kathrin Lange
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abzusuchen, zog Faris seine Jacke aus und ging ins Schlafzimmer. Rasch hatte er Hose und T-Shirt vom Leib gestreift. Nur in Unterhose marschierte er ins Bad, entkleidete sich dort ganz und schlüpfte unter die Dusche. Tropfnass stellte er sich anschließend vor das Waschbecken, schaltete die Lampe darüber ein und betrachtete sich eingehender. Seine Augen hatten noch immer diesen brennenden Ausdruck von Erschöpfung und Schlafentzug. Ganz hatte das Wasser den Staub nicht aus den feinen Linien seiner Haut waschen können, und so wirkte er älter, als er tatsächlich war. Er strich sich die zu langen Haare aus der Stirn, dann griff er zu einem Handtuch und rubbelte sich trocken. Als er damit fertig war, sah er wieder einigermaßen manierlich aus.
    Er streckte die Hand nach dem Lichtschalter aus und wollte ihn ausknipsen, doch in diesem Augenblick fiel sein Blick auf die Brandnarbe an seinem Oberkörper. Dunkelrot zog sie sich von der Hüfte aus nach oben, über die rechte Brustseite bis hinauf zum Schlüsselbein und an seinem Bizeps entlang bis fast zum Schultergelenk. An einigen Stellen warf die Haut hässliche Falten, an anderen hatte sie ein eigenartiges Kratermuster. Dort, das hatte man ihm später in der Reha einmal erklärt, hatte sich die Kunstfaser des Fleeceshirts, das er damals getragen hatte, eingebrannt.
    Eine Weile stand Faris regungslos da, unfähig, sich zu rühren, unfähig sogar, die Hand sinken zu lassen, die noch immer auf dem Lichtschalter lag. Er starrte einfach nur schweigend auf die Wunden, die die Explosion seinem Körper zugefügt hatte, und wartete darauf, dass die Flashbacks wieder einsetzten. Zu seiner Erleichterung passierte das nicht.
    Nach mehreren Minuten gelang es ihm, sich zusammenzureißen.
    Seufzend schaltete er das Licht aus und verließ das Bad. Im Schlafzimmer nahm er eine saubere Jeans und ein T-Shirt aus dem Schrank und zog sich an. Seine Sweatshirtjacke war von der Explosion zu sehr in Mitleidenschaft gezogen, darum griff er nach der Lederjacke, bevor er das Schlafzimmer verließ und zu Hesse ins Wohnzimmer ging.
    » Und?«, fragte er ihn. » Was rausgefunden?«
    Hesse hockte auf der Kante eines Sessels und balancierte Faris’ Computer, einen schon ziemlich in die Jahre gekommenen Laptop, auf den Knien.
    » Hier ist der Mistkerl.« Er wies auf den Bildschirm. » Du hast wirklich einen Trojaner auf deiner Festplatte.«
    » Ein Trojaner.« Faris hatte nur eine vage Vorstellung davon, was ein Trojaner war, und offenbar sah Hesse ihm das an.
    Der Reporter grinste. » Da hat dir jemand ein hübsches Ei ins Nest gelegt. Du musst dir das so vorstellen: Ein Trojaner ist ein Programm, das die volle Kontrolle über einen Rechner ausüben kann– und sich dazu meist völlig ruhig verhält, damit er nicht auffällt. Man kann ihn zum Beispiel durch einen E-Mail-Anhang auf einen Computer schleusen, und wenn er dann erst mal da ist, erwacht er zu einem vorher festgelegten Zeitpunkt und führt irgendeine Tätigkeit aus. Dieser hier hat heute Morgen eine Mail an deinen eigenen Account geschickt, in der sich ein Videolink befand.«
    Faris knirschte mit den Zähnen. » Kann man feststellen, von wo dieser Trojaner kam?«
    Hesse wiegte den Kopf. » Eventuell.«
    » Könnte es Ben?«, fragte Faris, während er sein neues Handy aus der verstaubten Sweatshirtjacke zog. Das Ladekabel ließ er, wo es war.
    Mit dem Kinn wies Hesse auf das Gerät. » Frag ihn.«
    Faris rief Paul an, und als er ihn an der Strippe hatte, bat er ihn, ihm Ben zu geben. Der KTI -Techniker klang mürrisch, als er sich meldete.
    In wenigen Sätzen erklärte Faris ihm, was Hesse entdeckt hatte. » Es ist also wirklich ein Trojaner auf meinem Rechner. Könntest du herausfinden, von wo er kam?«
    Ben brummelte etwas vor sich hin, das wie » decompilieren« klang. » Das kann aber dauern«, fügte er hinzu.
    » Wie lange?«
    » Zu lange für unsere Zwecke, fürchte ich.«
    Faris sah Hesse an. » Danke, Ben«, sagte er und wollte gerade auflegen, als Ben sich vernehmlich räusperte. » Was?«, erkundigte Faris sich.
    » Ich würde dir nie im Leben den Rat geben, etwas Illegales zu tun«, sagte Ben mit nun gedämpfter Stimme. » Das ist klar, oder?«
    » Logisch!«
    » Aber es gibt Leute, die sich nicht um Regeln kümmern müssen wie wir hier.«
    » Du sprichst von Niklas, oder?«
    Ben murmelte etwas Unverständliches. » Ich muss jetzt Schluss machen.« Dann legte er einfach auf.
    Faris beendete das Gespräch ebenfalls und steckte

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