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40 Stunden

40 Stunden

Titel: 40 Stunden Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kathrin Lange
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Nein?« Der Anrufer klang fassungslos.
    » Nein!«, wiederholte Faris fest.
    Paul rang mit sich, das war deutlich zu sehen, aber er griff immer noch nicht ein.
    » Du kannst machen, was du willst«, sagte Faris, » aber ich werde dir nicht verraten, woher wir deinen Namen haben.« Iras Blick brannte in seinem Nacken.
    » Das…« Der Anrufer schnappte hörbar nach Luft. » Das, Faris, war ein Fehler! Ein schwerer Fehler!« Er hielt inne, wartete, dass Faris doch noch einlenken würde, aber als er schwieg, legte der Unbekannte auf.
    Die Leere der unterbrochenen Verbindung und die Leere in Faris’ Innerem waren eins.
    Paul sog Luft in die Lungen und stieß sie dann ganz langsam durch die Nase wieder aus. » Hoffentlich muss Berlin das nicht büßen«, murmelte er.
    » Ich konnte ihm doch nichts von Frau Jenssen erzählen«, entgegnete Faris mit flacher Stimme. Vor seinem geistigen Auge flog in diesem Moment irgendetwas in die Luft, etwas Größeres, voll besetzt mit Menschen, vielleicht ein Bus auf Stadtrundfahrt oder eines der Ausflugsboote auf der Spree. Sein Magen verkrampfte sich, und Übelkeit und Schwindelgefühl kehrten zurück. Frustriert hieb er mit der Faust auf sein Knie. Ein langgezogener Schrei entrang sich seiner Kehle.
    » Reiß dich zusammen!«, mahnte Paul. » Das bringt doch nichts!«
    Eine tickende Zeitbombe. Faris atmete tief durch. » Du hast recht.« Er sah Ira an. » Entschuldigen Sie bitte.« Dann starrte er angeekelt auf das Mobiltelefon in seiner Linken, bevor er es mit einer energischen Bewegung einsteckte. » Was jetzt?«, fragte er. » Der Kerl hat behauptet, nicht Alexander zu sein.«
    » Erst mal gehen wir davon aus, dass er lügt, um sich selbst zu schützen. Aber vielleicht stimmt es auch. Denk an unseren zweiten Täter.« Mühsam erhob sich Paul aus der tiefen Couch. » Immerhin haben wir jetzt einen Ansatz, von dem aus wir ermitteln können.«
    Faris zwang die Unruhe in sich nieder. Eine tickende Zeitbombe. Konnte es sein, dass Geiger mit ihrer Meinung über ihn recht hatte? Er nickte so beherrscht wie möglich.
    Paul wies in Richtung Tür. » Bringen wir Frau Jenssen in die Keithstraße. Wenn sich rausstellt, dass der Kerl tatsächlich nicht Alexander ist, ist sie uns dort am nützlichsten.« Er war im Begriff zu gehen, aber Ira reagierte nicht auf die Geste, mit der er sie zum Mitkommen aufforderte.
    Statt ebenfalls aufzustehen, beugte sie sich über das Album, löste das Bild von Alexander heraus und betrachtete es. Eine Haarsträhne hing ihr in die Stirn und über ihr rechtes Auge, doch sie schien es gar nicht zu bemerken. » Was meinen Sie damit, dass Berlin das vielleicht büßen muss?« Ihre Stimme zitterte ein wenig, als sie Faris das Foto reichte. » Wird er noch eine Bombe hochjagen?«
    Faris streckte die Hand nach dem Bild aus. Vielleicht, dachte er. Vielleicht krallt er sich aber auch jemanden aus meiner Familie. Hoffentlich hatte Samir Anisah und seine Eltern inzwischen ins Auto verfrachtet. Laura! Faris knirschte mit den Zähnen. Er musste sich darauf konzentrieren, seinen verdammten Job zu machen!
    Und Ira konnte ihm möglicherweise dabei helfen.
    » Die Umstände der Entführung. Sie sind… nun, sehr ungewöhnlich.«
    Er dachte an das Video von Ellwangers Kreuzigung. Eigentlich hatte er nicht vorgehabt, es Ira zu zeigen, aber wer vermochte schon zu sagen, ob diese Frau ihnen nicht vielleicht wertvolle Hinweise dazu liefern konnte? Hilfesuchend blickte er seinen Kollegen an. Paul stand an der Tür. Er schien ebenso unschlüssig zu sein wie Faris, aber schließlich nickte er langsam und ließ die Klinke los.
    » Also gut«, murmelte Faris. Er steckte Alexanders Foto in die Brusttasche seiner Jacke, dann nahm er das Smartphone hervor und klickte sich durch die Menüs, bis er das Video gefunden hatte. Bevor er es startete, regelte er die Lautstärke so weit wie möglich herunter, sodass die grausamen Geräusche darin nicht mehr zu hören waren. An einer Stelle, an der die Kamera eine Großaufnahme von dem Kreuz eingefangen hatte, drückte Faris auf die Pause-Taste.
    Dann straffte er sich. Und zeigte Ira das Standbild.
    Sie reagierte nicht sofort. Eine ganze Weile lang schaute sie einfach nur auf das Schreckliche, was sich ihrem Blick bot. Faris konnte es hinter ihrer Stirn arbeiten sehen. Sie wurde blass, ihre Lippen öffneten sich leicht, schlossen sich aber wieder, ohne dass sie einen Laut von sich gab.
    » Grundgütiger!«, stieß sie schließlich aus.
    Faris tastete

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