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41 Rue Loubert: Kriminalroman (German Edition)

41 Rue Loubert: Kriminalroman (German Edition)

Titel: 41 Rue Loubert: Kriminalroman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mara Ferr
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Hut gewesen und darauf vorbereitet, dass die Seifenblase jederzeit platzen könnte. Aber nichts war passiert.
    Am meisten faszinierte sie, dass auch Marcel bei seinen Nachforschungen noch keinen Hinweis auf ihre Vorbereitungen gefunden hatte. Aber wie sollte er auch? Sie war davon überzeugt, an alles gedacht zu haben.
    Wenn sie erst von der Bildfläche verschwunden war, würde Marcel herausfinden, dass es keine Verwandten in Frankfurt gab. Er würde sich fragen, warum sie nach Frankfurt geflogen war und erraten, dass sie Frankfurt nur als Zwischenstation benutzt hatte. Er würde feststellen, dass Louise Prousseau bemerkenswert weit in der Welt herumgekommen war. Alle Fluglinien auf ihre Passagiere hin zu überprüfen, wäre ein Ding der Unmöglichkeit. Täglich frequentierten über hundertfünfzigtausend Menschen den Flughafen und Marcel würde niemals auf Ana Campillo stoßen. Er wusste ja auch nicht, dass Louise unter anderem Namen mit den unterschiedlichsten Fluglinien die unterschiedlichsten Flugrouten zu den unterschiedlichsten Zeiten an die unterschiedlichsten Orte geflogen war. Das einzige Zugeständnis an ihre zweite Identität war eine runde Lesebrille aus Schildpatt sowie eine schwarzhaarige Kurzhaarperücke unter einer keck in die Stirn gezogenen Baskenmütze. Alles einfach in der Handhabung, aber durchaus effektvoll. Am Ende war sie damit immer gut und sicher auf St. Martin gelandet.
    Er würde sie zur Fahndung ausschreiben lassen. Vielleicht aber auch nicht, es gab ja schließlich keinen Anhaltspunkt dafür, dass sie ein Verbrechen begangen hatte; DNA, Fasern und Fingerabdrücke würden sich finden lassen, wenn der Putzdienst von Pricard schlampig arbeitete (und dass Pricard für einen Putzdienst sorgen würde, war für sie so gut wie sicher). Aber wo waren die dazugehörigen Männer oder deren Leichen?
    Ana Campillo würde als verschrobene, französisch sprechende Schweizer Witwe eines Polizeikommandanten ihren Lebensabend – mit den Füßen im heißen Sand von St. Martin vergraben – genießen.
    Mit diesem letzten Gedanken schlief sie ein, wohlig und entspannt.

Mittwoch
    Marcel
    Marcel glaubte nicht an Zufälle, vielmehr war er der Überzeugung, dass das Leben aus unsichtbaren Fäden gewoben war, die allesamt miteinander in Verbindung standen, auch wenn das Netz so dicht gesponnen war, dass sich daraus ein auf den ersten Blick nicht zu entwirrendes Knäuel ergab. Er spürte, dass er an einem losen Ende gezogen hatte und das verwobene Geflecht sich zu lockern begann.
    Hendrik war am Telefon so freundlich gewesen, ihn zum Mittagessen zu sich nach Hause einzuladen. Er habe an diesem Tag niemanden zur Verfügung, der auf Luc aufpassen könne und er würde Luc nach dem Essen vor den Fernseher setzen, damit sie sich ungehindert unterhalten konnten, erklärte Hendrik ausführlich.
    Von de Poort würde Marcel direkt ins Präsidium fahren und bei Pricard vorsprechen. Der Durchsuchungsbeschluss musste jedenfalls auf Louises Haus ausgedehnt werden, die restlichen Appartements, Keller, Heizräume sowie das Dachgeschoß mussten ebenso untersucht werden. Irgendwo mussten doch Spuren zu finden sein.
    Den Vormittag verbrachte er damit, einen Bericht über seine Erkenntnisse, die er aus dem Besuch in Marseille gewonnen hatte, zu verfassen und noch während er letzte Korrekturen anbrachte, nahm er sich vor, Louise am frühen Abend einen Überraschungsbesuch abzustatten.
    Marie öffnete ihm die Tür zu Hendriks Haus und führte ihn in die heimelige Küche, in der bereits Hendrik und Luc an einem grob gehauenen, für drei Personen gedeckten Holztisch saßen. Luc trug ein übergroßes T-Shirt mit Minnie Mouse Aufdruck, bei dem die Farbe eines kugelrunden Auges bereits abgeblättert war. Er schwang übermütig einen giftgrünen Plastiklöffel. Marie stellte Schüsseln mit Gemüse, Kartoffeln, Salat und gebratenen Hähnchenteilen auf den Tisch. Sie nahm ein Stück davon, legte es auf Lucs Teller und zerkleinerte es in mundgerechte Stücke. Ebenso verfuhr sie mit Kartoffeln und Gemüse, sodass es Luc gelingen sollte, sie mit dem Löffel zu erfassen.
    „Ich hoffe, Sie mögen Huhn“, begrüßte ihn Hendrik, „es ist eine von Lucs Lieblingsspeisen. Aber eigentlich gehört alles, was essbar ist, zu Lucs Lieblingsspeisen.“ Er lachte.
    Marie verabschiedete sich und Marcel bediente sich aus den Schüsseln. Ein zwangloses Gespräch während des Essens zu führen, war ein Ding der Unmöglichkeit. Luc beanspruchte die vollste

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