41 Rue Loubert: Kriminalroman (German Edition)
Nachforschungen über sie anstellte, würde es nicht lange dauern, bis er auf die Flüge stoßen und sie überprüfen würde. Das würde Louise mit Sicherheit in Schwierigkeiten bringen, sie in ein schiefes Licht rücken und zu Erklärungen zwingen.
In Alettes Kopf überschlugen sich die Gedanken. Sie loggte sich aus ihrem Computer aus und schloss das System, nur um es Sekunden später wieder zu starten. Sie registrierte sich erneut, diesmal aber unter dem Namen ihres persönlichen Sekretärs und dessen Kennwörtern. Sie befand sich auf glattem Eis, doch es bestand ein klein wenig Hoffnung, dass die Polizei nicht so weit forschen würde um zu erkennen, welcher Benutzer zu welchem Zeitpunkt eine Datenabfrage durchgeführt hatte. Sie rief nochmals Louises Reisen auf und wählte daraus alle jene, die nicht nach Frankfurt geführt hatten. Schnell tippte sie einige Tasten, bis am Bildschirm eine rot umrandete Mitteilung erschien, die warnend blinkte: „Wollen Sie die ausgewählten Dateien wirklich unwiderruflich löschen?“, fragte der Computer besorgt. Unter der Mitteilung fand sie drei Schaltflächen, von denen sie eine aktivieren konnte: „Ja“, „Nein“, „Abbrechen“.
Alette zögerte keine Sekunde, obwohl sie das Blut in ihren Ohren rauschen hörte und ihre Fingerspitzen feuchte Abdrücke auf der Tastatur hinterließen.
Louise
Der Brennofen verkündete mit durchdringendem Piepton das Ende der Vernichtungsaktion und zwang Louise, ihren geöffneten Koffer auf ihrem Bett zu verlassen und den Ofen zum Abkühlen vorzubereiten. Auf dem Rückweg in ihr Schlafzimmer wurde sie vom Klingeln ihres Telefons aufgehalten. Wahrscheinlich wieder ein hektischer Pricard mit einem neuen, grandiosen Vorschlag, wie er sich selbst unsichtbar machen könnte Aber es war Hendrik, der nicht minder hektisch klang.
„Louise, der Ermittlungsleiter der Präfektur hat mir heute einen ungewöhnlichen Besuch abgestattet. Er scheint dich zu verdächtigen, was das Verschwinden unserer gemeinsamen Freunde betrifft. Deine Vergangenheit in Marseille interessiert ihn ganz besonders und anfangs dachte er, wir beide hätten uns dort kennen gelernt.“ Er atmete angestrengt vor Aufregung.
„Hendrik, das ist ganz in Ordnung so. Er hat in meinem Haus eine Durchsuchung angeordnet und ich habe auch schon mehrere Verhöre hinter mir. Alles ist gut, ich habe mit der Sache nichts zu tun. Er wird seinen Irrtum schon noch bemerken und bis dahin muss er einfach seine Arbeit tun, verstehst du?“
„Louise, er war auch in Marseille. So ist er auf mich aufmerksam geworden, er hat dort einen Frachtzug mit meiner Firmenaufschrift gesehen.“
Louise zögerte kurz mit ihrer Antwort, Marcel kam ihr langsam näher. Aber eben nur langsam. Sie würde das Rennen gewinnen.
„Das zeugt von seiner Verzweiflung, Hendrik. Er weiß einfach nicht, wo er genau suchen soll, Marseille ist für ihn der Beginn meiner Existenz in Paris. Natürlich muss er sich dort über mich erkundigen. Dass er sich darüber wundert, dass wir beide uns erst in Paris getroffen haben, ist ja auch verständlich. Wir konnten es doch selbst kaum glauben, als wir es herausgefunden hatten, nicht wahr?“
Sie sah Hendrik vor sich, wie er nun doch lächeln musste.
„Ja, da hast du auch wieder recht. Warum hast du mir bei unserem Essen nichts davon erzählt, dass Marcel dich verdächtigt?“
„Ich wollte dich nicht beunruhigen, weil es auch nicht den geringsten Grund für seine Verdächtigungen gibt. Ich hätte daran denken sollen, dass er auch dich befragen wird, dann hätte ich dich vorwarnen können. Es tut mir leid, Hendrik, aber ich habe der Angelegenheit keine Bedeutung beigemessen, verzeih mir.“
Wie immer ließ sich Hendrik nur zu gerne beschwichtigen.
„Wie geht es Luc?“, erkundigte sich Louise, um ihn noch ein wenig abzulenken.
„Gut, sehr gut sogar. Er gibt sich heute ruhig und zufrieden. Befriedigt, sollte ich wohl besser sagen.“ Hendrik lachte leise, Louise auch.
„Nun, mein Lieber, dann sehen wir uns ja morgen, wie immer um fünf.“ Sie verabschiedeten sich und Louise hatte das Gespräch auf dem Weg in ihre Töpferkammer schon wieder vergessen. Es gab heute Wichtigeres zu tun, als sich um Marcels erfolglose Ermittlertätigkeit zu kümmern.
Sie beugte sich mit ihrer Greifzange über den Brennofen und entdeckte einen geschmolzenen, unförmigen Plastikklumpen, der aus ihrem Laptop entstanden war und einen stechenden Geruch verbreitete. Sie fischte mit der Zange
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