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42 - Waldröschen 01 - Das Geheimnis des Bettlers

42 - Waldröschen 01 - Das Geheimnis des Bettlers

Titel: 42 - Waldröschen 01 - Das Geheimnis des Bettlers Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karl May
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es braucht?“
    „Im Gegenteil, er besitzt Millionen.“
    „Er ist alt?“
    „Nicht übermäßig.“
    „Und verheiratet?“
    „Witwer.“
    „Hat er Kinder?“
    „Er hatte zwei, einen Knaben und ein Mädchen; das letztere ist aber vor kurzer Zeit gestorben.“
    „Jenes Kind wird von dem Filz eine sehr nachahmungswürdige Erziehung erhalten.“
    „Oh, er bekümmert sich nicht um dasselbe; das tut die alte Magd nebst dem Erzieher und der Erzieherin.“
    „Ah, so hat er einen Lehrer und eine Gouvernante?“
    „Ja. Es sind zwei Deutsche.“
    „Warum stellte er Deutsche an?“
    „Er steht mit Deutschland in einer regen Geschäftsverbindung und wünschte deshalb, seinen Kindern, besonders aber dem Sohn, die deutsche Sprache lehren zu lassen. Oh, er ist zu schlau und berechnet alles!“
    „Wie heißt dieser Lehrer?“
    „Es ist Señor Sternau, ein guter, stiller Mann, der sehr wenig redet. Wenn er aber redet, so haben seine Worte Hände und Füße, und darum hat der Prinzipal großen Respekt vor ihm.“
    „Und die Gouvernante?“
    „Sie heißt Señora Wilhelmi. Auch sie ist still und zurückgezogen. Man sieht sie wenig, aber man hat sie lieb, denn sie hat für einen jeden einen freundlichen Blick, was man in diesem Haus sonst nicht gewohnt ist. Schade, daß sie nicht mehr lange bleiben kann!“
    „Sie geht fort?“
    „Voraussichtlich.“
    „Warum?“
    „Weil die Tochter gestorben ist, welche ihr übergeben war. Für den Sohn ist der Erzieher genug.“
    „Wann geht sie fort?“
    „Ich habe noch nicht gehört, daß davon bereits die Rede gewesen ist. Sie hat vierteljährige Kündigung und darf eigentlich noch fünf Monate bleiben. Wenigstens hat sie das Gehalt für die Zeit zu beanspruchen, wenn Salmonno verlangt, daß sie sein Haus verläßt.“
    „Habt Ihr vielleicht davon gehört, daß sie sich um eine Stelle bereits beworben hat?“
    „Nein. Ich glaube nicht, daß dies geschehen ist; aber wenn sie es doch getan hätte, so würden wir wohl nichts davon erfahren; sie ist nicht gewohnt, mit Fremden von solchen Sachen zu sprechen.“
    „Hat sie keinen Señor, der sie liebt und sich ihrer annehmen könnte?“
    „Einen Señor! Señora Wilhelmi einen Anbeter?“ lachte der Mann. „Das fällt ihr gar nicht ein. Sie hat das Haus wohl kaum ein einziges Mal verlassen, um am Fluß spazierenzugehen.“
    „Ah, da läßt es sich leicht denken, wie es steht“, sagte Cortejo schlau.
    „Was?“
    „Sie wird dem Erzieher ihr Herz geschenkt haben. Zwei solche Leute, Lehrer und Gouvernante, können doch gewöhnlich gar nicht beisammen wohnen, ohne sich zu verlieben. Habe ich recht?“
    „Nicht ganz. Señor. Man spricht zwar davon, daß Señor Sternau ein Auge auf sie geworfen hat, aber sie mag nichts von ihm wissen; das merkt man an ihrem ganzen Verhalten.“
    „Das sind die sämtlichen Mitglieder des Haushaltes des Bankiers?“
    „Ja.“
    „Wie lebt Salmonno? Verschwenderisch und flott oder einfach und zurückgezogen?“
    „Das letztere. Ich habe Euch ja bereits gesagt, daß er ein Geizhals ist. Ich bin einer der niedrigsten seiner Leute, aber ich weiß ganz genau, daß ich besser esse und trinke als mein Prinzipal.“
    „Und glaubt Ihr, daß in seinen Büchern Ordnung und Solidität zu finden sind?“
    „Das versteht sich. Er ist in solchen Sachen sehr oft zu streng. Aber, Señor, warum fragt Ihr nach diesen Dingen? Wollt Ihr vielleicht in geschäftliche Beziehung zu Salmonno treten?“
    „Hm, ich will Euch gestehen, daß dies wirklich meine Absicht ist. Ich habe da eine unerwartete Erbschaft gemacht und weiß nicht, was ich sogleich mit der Summe anfangen soll. Da hat man mir geraten, sie gegen die gewöhnlichen Zinsen einem Bankier in Verwahrung zu geben. Und nun erkundige ich mich nach den Verhältnissen der hiesigen Häuser, um zu sehen, wem ich mein Vertrauen schenken kann. Das ist der Sachverhalt, der mich veranlaßte, Euch beschwerlich zu fallen.“
    Der ehrliche Arbeiter glaubte jedes Wort.
    „Oh, wenn es das ist“, sagte er, „so könnt Ihr unserem Herrn jede Summe getrost übergeben. Sie steht bei ihm wenigstens ebenso sicher wie bei jedem andern, das könnt Ihr mir getrost glauben!“
    „Ihr macht mir wirklich Vertrauen! Ich werde mir es heute noch überlegen und danke Euch für die Bereitwilligkeit, mit welcher Ihr mir Auskunft erteilt habt.“
    „Dankt nicht, Señor! Ihr habt meine geringe Mühe und Zeitversäumnis reichlich bezahlt.“
    Nachdem noch einige höfliche Redensarten

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