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43 Gruende, warum es AUS ist

Titel: 43 Gruende, warum es AUS ist Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Daniel Handler , Maira Kalman
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mit Stäbchen weiter ihren Lunch oder ihr Frühstück gegessen, also habe ich die ganze Zeit erzählt – von Lottie Carson, von Greta in der Wildnis, vom neunundachtzigsten Geburtstag. Sie machte große Augen, schloss sie manchmal ganz langsam, schwieg aber weiter, und so habe ich ihr alles erzählt, Ed, alles, bis auf unser zweimonatiges Jubiläum und das mit den fünfundfünfzig Dollar.
    Â»Wow«, sagte sie schließlich.
    Â»Cool, oder?«
    Â»Ich sollte dir wirklich meine Filmbücher ausleihen«, sagte sie und stellte ihre Schale ins Spülbecken.
    Â»Das wäre cool«, antwortete ich, »und Hawk Davies auch.«
    Â»Deine Art zu denken gefällt mir«, sagte Joan, und dann sah sie mich ernst und erwartungsvoll an.
    Â»Danke«, sagte ich mit fragendem Unterton.
    Â»Und mein Bruder« – sie wies mit dem Kopf in Richtung Treppe –»will dir dabei helfen, dieses schicke Essen zum Geburtstag eines Filmstars zu machen?«
    Â»Meinst du, es ist …«, sagte ich. »Ich weiß nicht.«
    Sie griff sich zwei Aprikosen und gab mir eine. »Es ist was?«, fragte sie sanft. »Verrückt?«
    Â»Möglich, meinte ich. Machbar.«
    Sie seufzte. Die Aprikose war saftig, und ich legte mein Buch aufgeschlagen zur Seite (Lottie Carson lächelte uns an) und wischte mir die Hände ab.
    Â»Es könnte kompliziert sein, Min.«
    Â»Klar, vor allem der Iglu – Wahnsinn, oder? Ich meine, wo soll man überhaupt die –«
    Das habe sie nicht gemeint, sagte sie, und ich hatte so ein merkwürdiges Gefühl in dieser Küche, dass ich den Aprikosenkern in den Müll warf und einfach immer, immer weiterredete. Ich hatte so ein Gefühl, konnte es aber nicht näher bestimmen. »Die Plätzchen sind wahrscheinlich leichter zu machen.«
    Das Wasser hörte auf zu rauschen. Joan seufzte wieder und sah sich das Rezept an. »Stimmt, ziemlich simpel. Wo willst du diesen – wie heißt das Zeug – diesen Pensieri herkriegen?«
    Â»Ich hab schon eine Idee«, sagte ich und sah achselzuckend zur Decke hoch, wo du dich wohl gerade abtrocknetest. »Irgendwie klappt das, und zwar bald.«
    Â»Meinst du heute Abend?«, sagte sie. »Hat Ed dir nichts gesagt? Heute Abend hat er nämlich keine Zeit, da haben wir so eine Familiensache.«
    Â»Davon hat er«, antwortete ich, »nichts gesagt.«
    Hawk Davies verstummte. »Tja«, sagte Joan langsam, »das sieht ihm mal wieder ähnlich, dass er dir nichts davon erzählt hat«, und ich wusste immer noch nicht, was eigentlich los war, nur, dass etwas in der Luft lag. Sie sah mich etwas befangen an, so als hätte ich irgendein falsches Wort benutzt und sie wisse nicht, wie sie es mir sagen solle, oder als wäre ich der große Basketballstar und ihr Bruder oben in seinem Zimmer ein jungfräuliches Mädchen. Etwas Beschützendes strahlte sie aus. Meine Hände fühlten sich feucht an, meine Augen heiß.
    Â»Soll ich lieber gehen?«, brachte ich gerade noch hervor.
    Joan atmete aus und legte mir eine Hand auf die Schulter. »So war das nicht gemeint, Min. Wir haben nur dieses Dings, heute Abend, diese Familiensache, wie ich schon sagte, und wir sollten uns schon mal langsam fertig machen.« Lauter als üblich räumte sie ein paar Teile in die Spülmaschine, schob mit dem Hausschuh die Tür zu und griff nach einem leuchtend blauen Schwamm. Sie hatte sich doch eben noch gewundert, fiel mir ein, dass wir so früh zurück waren. Und jetzt auf einmal war es fast schon zu spät. »Du bist sicher sowieso müde, oder? Du warst ja gestern fast so lange auf wie er.«
    War es das, fragte ich mich? Dass ich dich zu lange wach gehalten hatte? Aber sie sagte nichts weiter.
    Â»Ich will mich nur schnell verabschieden«, sagte ich, und sie sagte: »Sicher, sicher.« Ich rannte nach oben, auf dem Weg fiel mir auf, dass die Polster im Wohnzimmer wieder auf dem Sofa lagen. Die Tür zum Zimmer deiner Mom war zu, wie immer. Dann stand ich in deinem Zimmer, in dem ich immer nur minutenlang gewesen war: ein hässlicher Schrank, Basketballtypen an den Wänden, ein Bord mit Büchern, die Leute dir geschenkt hatten, die nicht wussten, dass du sie nie lesen würdest (oder es wussten, aber das Gegenteil hofften). Ein Winkelmesser und anderer blöder Mathekram auf dem ebenfalls hässlichen Schreibtisch, der übersät war mit

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