43 Gruende, warum es AUS ist
das ist alles.«
» Cinéma du moment, nennt man das. Kino des Augenblicks. Dir gefällt der Film nicht.«
»Jetzt schiebâs nicht auf mich, Min. Dir gefällt er nicht, und du würdest gern ausmachen, aber du bist dir unsicher, bloà weil irgend so ein Buch, Wenn es dunkel â¦Â«
» Wenn die Lichter ausgehen. Aber das ist nicht der Grund, weswegen ich mir unsicher bin.«
»Dann aus demselben Grund wie ich. Seit vierzig Minuten sehen wir jetzt diesem französischen Mädchen zu, das durch die StraÃen läuft und sich irgendwas denkt. Guck mal, jetzt kommen wieder die Autos. Bist du sicher, dass das der richtige Film ist?«
»Zwei Paar Schuhe.«
»Ich kapier ihn nicht.«
»Du magst ihn nicht.«
»Ich hab keine Meinung dazu.«
Ich machte ihn aus, diesen bescheuerten Film. So waren wir, Ed â Al und ich. Du hast das nie verstanden, und ich hab dir auch nie davon erzählt. Ein altes Ehepaar, hat seine Mom uns mal genannt und nur gelacht, als Al antwortete: »Du musst es ja wissen, Mamma.« Ich hab ihm zugesehen (auch das habe ich dir nie erzählt, Ed), wie er die Teller aufeinandergestellt, die Musik wieder angemacht und mir noch ein Glas von diesem Zitronenzeug gemacht hat. Gleich stand meine Frage wieder im Raum, die Luft knisterte vor Spannung, obwohl Al gar nichts davon wusste. Ich weià selbst nicht, wo diese Frage plötzlich herkam. In diesen Broschüren, die sie uns ständig hinterherwerfen, steht immer, redet mit euren Eltern, mit einem Priester, mit einem Lehrer, zu dem ihr Vertrauen habt, oder einem Freund. Aber für mich ist niemand auf der Liste akzeptabel, Eltern sind Teil des Problems, ein Lehrer würde bloà sagen Es gibt Themen, über die darf ich nicht mit dir reden, und die meisten Freunde würden es sofort begeistert ihren anderen Freunden weitersagen, so wie ein Priester es an Gott weitertratscht. Das heiÃt, du bist allein, und es bleibt nur ein einziger Mensch, mein Freund Al, bei dem ich mein Problem abladen kann. Also lädst du es bei ihm ab, es ist unfair, ich weiÃ, und auch peinlich, aus keinem anderen Grund als dem, der dich überhaupt dazu bringt, diese Frage zu stellen, und so habe ich meinen Freund Al gefragt (blöd, ich weiÃ), ob ich ihn etwas fragen kann.
»Klar.« Dabei klapperten die Teller.
»Es ist ziemlich persönlich.«
Er stellte das Wasser ab und sah mich von der Tür aus an, das Geschirrtuch über der Schulter. »Okay.«
»Ich meine, es geht nicht um meine Periode oder darum, dass ich von meinen Eltern geschlagen würde, aber persönlich ist es schon.«
»Oje, ja, das ist echt hart, wenn deine Eltern dich schlagen und du gerade deine Periode hast.«
»Al.«
»Min.«
»Es geht um Sex.«
Im Haus wurde es still, so still wie in jedem Raum, sobald das Wort Sex fällt, sogar die Jazzmusiker beugten sich vor, in der Hoffnung, durch die Lautsprecher etwas zu erlauschen, während sie weiterspielten.
»Bier«, sagte Al, offenbar selbst überrascht von seinem Entschluss. »Ich brauch jetzt eins, willst du auch? Meine Eltern haben ein paar Flaschen Scarpiaâs, die merken das gar nicht.«
» Al, du kennst mich doch. Ich und Bier!«
»Ich kenne dich, klar.« Er lehnte sich zum offenen Kühlschrank hinüber, griff sich eine Flasche, öffnete sie mit dem Handtuch und warf den Kronkorken ins Spülbecken â was sonst so gar nicht seine Art ist. Dann trank er einen groÃen Schluck.
»Wenn du nicht darüber reden magst«, sagte ich.
»Schon okay«, sagte er und setzte sich neben mich aufs Sofa. Das Scarpiaâs sprudelte, die Band spielte immer weiter.
»Ich hab sonst niemanden, den ich fragen kann.«
»Okay.«
»Wirklich nicht. Und wir sind doch Freunde.«
»Ja«, sagte er und trank noch einen Schluck.
»Also raste jetzt bitte nicht aus!«
»Okay.«
»Bestimmt nicht?«
»Okay, hab ich gesagt.«
»Irgendwen muss ich nämlich fragen.«
»Min, das hier kommt mir langsam vor wie dieser Film eben. Du sagst ununterbrochen dasselbe. Frag einfach, was du â«
»Bin ich«, fragte ich, »ist es okay, wenn man keine Jungfrau mehr ist?«
Al setzte sich kerzengerade auf und stellte das Bier auf dem Couchtisch ab. »Soll das heiÃen, du â?«
»Nein«, sagte ich, »ich binâs. Noch.«
»Das wäre nämlich
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