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43 Gründe, warum es AUS ist

Titel: 43 Gründe, warum es AUS ist Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Carl Hanser Verlag
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wert«, sagtest du.
    Ich küsste dich.
    »War das unser erster Krach?«
    Ich küsste dich wieder.
    »Du schmeckst gut.«
    Ich lachte. »Tja, nach Kaffee mit Extramilch und dreimal Zucker.«
    »Okay, wenn der so schmeckt – gib schon her.«
    Ich reichte dir den Becher. Du hast daran genippt, noch einmal genippt, dann geblinzelt. Dann folgte ein richtig großer Schluck.
    »Ich hab’s dir doch gesagt.«
    »Großer Gott!«
    »Hab ich recht?«
    »Das hier ist –«
    »Leben spendendes Gebräu, wie Al und ich dazu sagen.«
    »Das ist einfach verdammt lecker. Scheißegal, wenn nur Schwule so was trinken, ups, sorry, nichts für ungut, noch mal sorry. Köstlich! Das schmeckt wie ein Keks, wie ein Keks, der Sex mit einem Doughnut hatte. Teufel auch!«
    »Warte erst mal ab, bis das Koffein wirkt!«
    »Den trink ich jetzt jeden Morgen, solange ich lebe, und dabei brülle ich Min hatte recht, und ich hatte unrecht. «
    Du hast es wirklich gebrüllt. Ich frag mich, ob du es wirklich jeden Morgen sagst, Ed, ich meine, eigentlich frage ich mich das nicht, ich weiß, du machst es nicht, ich hoffe bloß, du denkst es wenigstens, wenn du’s schon nicht brüllst. Tust du’s? Ja oder nein?
    »Also«, hast du gesagt, als ich dir die Abzweigung zeigte, »hast du Al auch dieses Leben schenkende Gebräu gekauft, als du mit ihm zu diesem verrückten Ort gefahren bist?«
    »Leben spendend. Vermutlich. Wir waren die ganze Nacht aufgeblieben, was die einzige Möglichkeit ist, Al um diese Uhrzeit aus dem Haus zu kriegen.«
    »Nicht nur Al. Und was habt ihr die ganze Nacht lang gemacht?«
    »Er hat mich auf eine Orgie mitgenommen. Echt.«
    Blink blink blink. Wir bogen ab.
    »Das war jetzt ein Witz, oder?«
    »Ich hab hauptsächlich mit den Mädels dort geschlafen. Ein riesiger Haufen nackter Mädels, die alle Sex miteinander hatten. Aber ich weiß natürlich, dass dir der Gedanke unangenehm ist, schwulenfeindlich, wie du bist.«
    »Okay, war also nur ein Witz.«
    »Und Al hat mit all deinen Freundinnen geschlafen, und alle haben sie gesagt, mit ihm hat’s ihnen besser gefallen.«
    Du hast leicht nach mir geschlagen, und ich habe aufgeschrien, als ein Spritzer Kaffee auf meinem Kragen landete. Der Fleck ist übrigens nie rausgegangen.
    »Ehrlich gesagt, ich bin mir nicht immer sicher, ob du Witze machst oder sauer auf mich bist oder was.«
    »Ich weiß, Ed.«
    »Ich hab nicht gewusst, dass ein Mädchen – oder überhaupt irgendwer – so redet. Hast du deswegen – ich meine, meinst du deswegen, es ist kompliziert?«
    Ich hab dir durchs Haar gewuschelt. An meinem Hals spürte ich jetzt den warmen Kaffee, aber das kümmerte mich nicht. Dir schmeckte mein Kaffee, das allein zählte. »Ich hab gar nichts gemeint«, sagte ich. »Ich war auch bloß müde.«
    »Aber jetzt nicht mehr.«
    »Nein«, sagte ich und nahm noch einen Schluck.
    »Ich auch nicht.«
    »Das kommt vom Koffein.«
    Du hast die Automatik in Parkstellung gebracht und den Kopf geschüttelt. »Nein, nicht nur davon.«
    »Nein?«
    Du hast immer noch den Kopf geschüttelt. »Ich glaube, das kommt von was anderem.«
    So war’s auch, Ed. Wir sind über die Straße gerast zu Alles Tipptopp , den Schirm hatte ich wieder unter den Arm geklemmt, weil ich nicht alles zugleich halten konnte – den Schirm und meinen Kaffee und deine Hand. Der Laden war offen, die neun Lampen mit den bunten Glasschirmen standen in einer Reihe auf der glänzenden chinesischen Bank im Schaufenster, sie leuchteten uns mit ihrem fransigen Licht an, dieses eine Mal, das übliche Schild ALLES TIPPTOPP GEÖFFNET NUR SAMSTAGS 7.30 – 9.00, OHNE AUSNAHME fehlte, stattdessen war ein neues da: GEÖFFNET – OB SIE’S GLAUBEN ODER NICHT .Im Inneren war es ein Palast, Ed, mit all den Sonnenschirmen und ausgestopften Tieren an der Decke, den wie Zigeunerinnen gekleideten Schaufensterpuppen, die auf dem Opiumbett saßen und mit sündhaft teuren Füllern Grüße auf antike Postkarten schrieben, mit Teppichen an den Wänden und Tapeten auf dem Boden und dem ins Leere grinsenden Inhaber mit seiner Wasserpfeife und seiner schwarzen Barettmütze. Und das Erste, was wir sahen, als wir hineingingen, immer noch lachend, war dieses Buch, auf einem Stapel Silbertabletts: Echte Rezepte aus Tinseltown. Tinseltown, das war Hollywood. Schicksal, war mein erster Gedanke, als ich atemlos und strahlend in dem Laden stand und diesen Band in den Händen hielt. Jetzt sehe ich das natürlich anders, nicht Schicksal war das, nicht das Fatum ,

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