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43 Gründe, warum es AUS ist

Titel: 43 Gründe, warum es AUS ist Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Carl Hanser Verlag
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macht sie gut, den wir in den dunklen Gängen sangen, über den Schatten der seltsamen Flaschen im Regal, der importierten Behälter mit Öl und eingelegten Antipasti und so, der hochhausgroßen Pastaschachteln. Über uns baumelten Salami wie kopfüber an Balken hängende Fledermäuse, die grün-weiß-roten Neonstreifen der Uhr beleuchteten ein großes, verblichenes Babyfoto von Al an der Wand. Ich will dir sagen, wozu Freundschaft gut ist, Ed: Dafür, wie Al die Trittleiter herunterkam, sich so weit zu mir herüberbeugte, dass ich eine Sekunde lang glaubte, fürchtete, er würde mich küssen, und mir die kalte, eingestaubte Flasche in die Hand drückte.
    »Danke, danke, danke.«
    Er winkte ab, doch dann sagte er: »Kann ich dich was fragen?«
    »Klar. Guck dir doch bloß mal dieses Etikett an!«
    »Min, wieso haben wir früher nie so geredet?«
    »Wie meinst du das?«
    »Na ja, du warst ich weiß nicht wie lange mit Joe zusammen, und du hast mich nie gefragt, was Jungs über irgendwas denken.«
    »Aber Joe war ja auch wie du. Wie wir.«
    »Nein, das war er nicht. Auf jeden Fall nicht wie ich.«
    »Ich dachte, du mochtest ihn.«
    Al stellte die Leiter weg. »Min – Joe war ein manipulativer Idiot.«
    »Wie bitte?«
    »Genau.«
    »Aber du hast mir nie …«
    »Jetzt kann ich’s dir ja sagen.«
    »Du hast gesagt, du hast keine Meinung zu ihm. Als wir Schluss gemacht haben, da hast du das gesagt.«
    »Ich weiß, was ich gesagt hab.«
    »Weißt du dann auch, was du heute sagst? Ich hab dich heute Abend etwas gefragt, und jetzt weiß ich nicht, ob ich mich auf das verlassen kann, was du geantwortet hast.«
    »Was?«
    »Hör auf mit deinem dauernden Was !«, sagte ich. »Al, ich will wissen, was du von meinem Freund hältst. Und komm mir jetzt nicht damit, du hättest keine Meinung.«
    »Dann frag mich auch nicht. Ich kenne ihn nämlich nicht.«
    »Lüg mich nicht an. Du kannst ihn nicht leiden.«
    »Ich kenne ihn nicht.«
    »Weil er das Poster runtergerissen hat, deswegen, stimmt’s? Mensch, Al, das war doch nur ein Poster, weiter nichts.«
    »Min.«
    »Oder die Sache mit der Jukebox im Käsestübchen, aber das kannst du ihm wirklich nicht vorwerfen, ihr wart nämlich – Lauren vor allem – richtig …«
    »Min, nein .«
    »Was dann?«
    »Was was?«
    »Was hältst du von ihm?«, fragte ich mit fester Stimme.
    »Frag mich nicht.«
    »Ich frag dich aber.«
    Ich hab dir nie erzählt, Ed, was er gesagt hat. Er hat nicht gesagt, er habe keine Meinung. Er hatte eine.
    Im selben Moment war der Abend gelaufen. Ich hab dir nie davon erzählt, und jetzt krieg ich’s kaum noch auf die Reihe – wie ich getobt und dabei einen der Ständer mit Ware umgeworfen habe, wie Al auf einmal stur blieb, so wie er das manchmal ist, wenn er auf einmal beschließt, dass er dieses Mal – Dieses! Eine! Mal! – nicht nachgeben wird. Wie ich im Bus geheult habe, als ich merkte, dass der verdammte Bus auch noch der verkehrte war. Wie Al mir über den Parkplatz hinterhergebrüllt hat, ich solle mich nicht so blöd anstellen. Wie ich, blöd wie ich bin, türenknallend zu Hause reinkam und damit meine Mutter weckte. Wie Al, stumm vor Wut, bei offener Tür im jetzt beleuchteten Laden stand, um das Durcheinander wieder zu beseitigen. Nichts war wie in einem Film, nichts so, wie es mir gefällt. Wie ich meine blöde Mutter angeschrien habe, ich sei bei Al gewesen, aber darüber müsse sie sich nicht den verdammten Kopf zerbrechen, denn das sei das allerletzte Mal gewesen. Wie ich dann geschlafen habe. Und wieder geweint. Mich irgendwann ausgezogen und die Flasche erst vorsichtig in die Schublade gelegt habe, wo sie aber nicht reinpasste, weswegen ich den Karton aus dem Keller brauchte. Wie ich meiner Mutter heulend »Nichts!« zugebrüllt, die Kellertür zugeknallt und mir die Nase geputzt habe. Von alldem habe ich dir nie was erzählt. Wie ich den Inhalt der Schublade in den Karton geleert und dabei laut vor mich hin geschimpft habe. Dann wieder schlafen, wieder weinen, schlecht träumen. Und schließlich war Morgen, mein Telefon klingelte, und du warst dran, Ed.
    »Min, ich hab schon mal versucht, dich anzurufen.«
    »Was?«
    »Gestern Abend. Aber ich – du bist nicht drangegangen, und irgendwann hab ich aufgelegt.«
    »Ich war bei einem Freund.«
    »Oh.«
    Ich seufzte. »Oder vielleicht …«
    »Joan ist heute nicht da.« Deine Stimme klang rau. »Sie bleibt den ganzen Tag weg, und meine Mom ist im Sanatorium. Kannst du rüberkommen? Ich will

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