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43 - Waldröschen 02 - Der Schatz der Mixtekas

43 - Waldröschen 02 - Der Schatz der Mixtekas

Titel: 43 - Waldröschen 02 - Der Schatz der Mixtekas Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karl May
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umgebracht.“
    Er hatte sich ganz in Ekstase hineingeredet. Da kam Arbellez mit den Mädchen an.
    „Was gibt es, Señor Helmers, daß Ihr Euch so ereifert?“ fragte er.
    „Ihr bringt den Hengst um!“ antwortete dieser.
    „Das will ich auch, wenn er nicht gehorchen lernt.“
    „Er wird gehorchen lernen, so aber nicht.“
    „Wir haben alles vergebens versucht.“
    „Gebt ihm einen tüchtigen Reiter auf den Rücken!“
    „Hilft nichts!“
    „Pah! Darf ich es versuchen, Señor?“
    „Nein.“
    Helmers sah ihn erstaunt an.
    „Warum nicht?“ fragte er.
    „Weil mir Euer Leben zu lieb ist.“
    „Pah! Ich will lieber sterben, als dies länger mit ansehen. Ein guter Pferdemann hält das nicht aus. Also darf ich den Rappen reiten? Bitte, Señor!“
    Da drängte Emma besorgt ihr Pferd heran.
    „Vater, erlaube es ihm nicht!“ bat sie ängstlich. „Der Rappe ist zu gefährlich!“
    Der Deutsche blickte ihr mit einem glücklichen Lächeln in das Gesicht. Diese ihre Angst war ihm ja ein Beweis, daß er ihr nicht gleichgültig sei; dennoch aber fragte er sehr ernst:
    „Señora, hassen Sie mich?“
    „Hassen? Mein Gott, warum sollte ich das?“
    „Oder verachten Sie mich?“
    „Das ja noch viel weniger!“
    „Nun, warum beleidigen Sie mich in dieser Weise? Nur ein Knabe unternimmt, was er nicht auszuführen vermag. Ich sage Ihnen, daß ich den Schwarzen ganz und gar nicht fürchte.“
    „Sie kennen das Tier nicht, Señor“, mahnte Arbellez. „Es sind viele hier gewesen, welche behaupten, daß nur Itinti-ka, der ‚Donnerpfeil‘, es bändigen könne.“
    „Kennen Sie diesen Itinti-ka?“
    „Nein, aber er ist der beste Rastreador (Pfadfinder) und Reiter, der zwischen den beiden Meeren lebt.“
    „Und dennoch bitte ich um den Hengst.“
    „Ich warne Sie!“
    „Ich bleibe bei meiner Bitte.“
    „Nun wohl, ich muß sie Ihnen gewähren, denn Sie sind mein Gast, aber es tut mir leid um die Folgen. Zürnen Sie mir später nur nicht!“
    Da stieg Emma schnell vom Pferd und trat auf Helmers zu.
    „Señor Helmers“, bat sie, seine Hand ergreifend, „wollen Sie nicht doch um meinetwillen von dem Pferd ablassen? Mir ist so unendlich angst!“
    Er erglühte vor Wonne, und sein Auge traf mit einem glühenden Strahl das ihrige.
    „Señora“, sagte er, „sprechen Sie aufrichtig: Ist es eine Ehre oder eine Schande für mich, wenn ich erst behaupte, daß ich mich nicht fürchte, und dann doch zurücktrete?“
    Sie senkte den Kopf; sie sah ein, daß er recht hatte, daß er vor den anderen, die alle gute Reiter waren, nicht zurück konnte. Darum fragte sie kleinlaut:
    „Sie wollen es also wirklich wagen?“
    „Oh, Señorita Emma, für mich ist das kein Wagnis!“
    Er blickte ihr dabei mit einer so offenen, heiteren Zuversichtlichkeit in die Augen, daß sie zurücktrat und an die Möglichkeit des Gelingens glaubte.
    „Wohlan, nun gilt's!“
    Mit diesen Worten trat er an den Hengst heran. Er wies die Vaqueros zurück, welche ihm helfen wollten, die Fesseln abzunehmen. Das Tier wälzte sich noch immer schnaubend und stöhnend am Boden. Er nahm ihm den Korb ab und zog das Messer. Nur das Ende eines Lassos war dem Pferd um das Maul gebunden. Helmers nahm diesen Riemen in die Linke, schnitt mit dem Messer die Fesseln erst der Hinter-, dann auch der Vorderbeine durch und saß, als der Rappe emporschnellte, wie angegossen auf dessen Rücken.
    Jetzt begann ein Kampf zwischen Reiter und Pferd, wie ihn noch keiner der sich vorsichtig zurückziehenden Zuschauer gesehen hatte. Der Hengst ging vorn und hinten in die Höhe, bockte zur Seite, schlug und biß, warf sich zu Boden, wälzte sich, sprang wieder empor – immer blieb der Reiter über ihm. Es war zunächst ein Kampf der menschlichen Intelligenz gegen die Widerspenstigkeit eines wilden Tieres, dann aber wurde es ein Kampf allein der menschlichen Muskeln gegen die tierische Kraft. Das Pferd schwitzte förmlich Schaum, es schnaubte nicht, sondern es grunzte, stöhnte; es strengte den letzten Rest seines Willens an, aber der eisenfeste Reiter gab nicht nach; mit stählernem Schenkeldruck preßte er das Pferd zusammen, daß diesem der Atem auszugehen drohte, und nun erhob es sich zum letzten Mal mit allen vieren in die Luft, dann schoß es davon, über Stock und Stein, über Graben und Büsche, daß man es mit seinem Reiter in einer halben Minute nicht mehr erblickte.
    „Donnerwetter, so etwas habe ich noch nicht gesehen!“ gestand Arbellez.
    „Er wird sich den Hals

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