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43 - Waldröschen 02 - Der Schatz der Mixtekas

43 - Waldröschen 02 - Der Schatz der Mixtekas

Titel: 43 - Waldröschen 02 - Der Schatz der Mixtekas Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karl May
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nicht. Don Ferdinando hat nie davon gesprochen, und in den beiden Testamenten wurde die Hacienda mit Stillschweigen übergangen.“
    „Ich habe nicht einmal einen Pachtkontrakt auf die Zeit nur eines Jahres in den Händen gehabt. Don Ferdinando hat sein Verhältnis zu Arbellez niemals klar darlegen wollen.“
    „So brauche ich mich also nach gar nichts zu richten und kann tun, was mir beliebt.“
    „Wann wirst du abreisen?“
    „Sogleich.“
    „In welcher Begleitung?“
    „Ich erhalte einige Mann Militär.“
    Jetzt warf Cortejo dem Neffen einen scharfen, forschenden Blick zu und fragte:
    „Wie steht es mit Josefa? Habt ihr miteinander gesprochen und euch geeinigt?“
    „Geeinigt?“ fragte Alfonzo, indem er tat, als wisse er gar nicht, was Cortejo meinte. „Sind wir entzweit oder uneinig gewesen?“
    „Hm! Du nimmst doch Abschied von uns, ehe du gehst?“
    „Das versteht sich!“ antwortete der Gefragte zögernd.
    „Gut, so will ich Josefa begrüßen, denn ich habe sie noch gar nicht gesehen, seit ich angekommen bin.“
    Cortejo ging und suchte seine Tochter in ihrem Zimmer auf. Sie freute sich seiner glücklichen Rückkehr, schien aber nicht gut bei Laune zu sein.
    „Ich sah dich kommen“, sagte sie. „Du warst bei Alfonzo?“
    „Ja.“
    „Sprach er von mir?“
    „Nur nebenbei. Ihr habt euch in diesen Tagen gemieden?“
    „Er mich, nicht aber ich ihn. Weißt du, daß er nach Rodriganda gehen will?“
    „Ich weiß es. Zuvor aber will er nach der Hacienda del Erina.“
    „Auch das habe ich gehört. Ich glaube, daß er von der Hacienda gar nicht wiederkommen wird, sondern von da gleich direkt nach Spanien geht, um mir auszuweichen.“
    „So müssen wir die Sache jetzt sofort in Richtigkeit bringen.“
    „Wann geht er?“
    „Sogleich; er sagte aber, daß er sich verabschieden würde.“
    „Ich glaube es ihm nicht. Ich werde zu ihm gehen.“
    „Wird er sich zwingen lassen?“
    „Ja“, sagte sie in einem sehr bestimmten und selbstbewußten Ton.
    „Ich zweifle!“
    „Laß mich nur machen. Du gehst doch mit?“
    „Das versteht sich!“
    „So komm.“
    Vater und Tochter gingen nun miteinander nach der Wohnung Alfonzos, den sie mit dem Einpacken beschäftigt fanden. Er machte ein sehr unangenehm überraschtes Gesicht, als er sie erblickte, und schien Lust zu haben, sie fortzuweisen. Josefa aber kam ihm zuvor, indem sie fragte: „Du wirst verreisen, Alfonzo?“
    „Allerdings.“
    Seine Miene war bei dieser Antwort eine zornige. Das Mädchen aber kümmerte sich nicht darum.
    „Ohne an das zu denken, was ich dir sagte, als der Vater nach Vera Cruz ging?“
    „Hm, ich besinne mich wirklich nicht“, heuchelte er.
    „So muß ich deinem Gedächtnis zu Hilfe kommen. Ich sagte dir offen und ehrlich, daß ich dich liebe und daß ich deshalb erwarte, Gräfin de Rodriganda zu werden.“
    Jetzt legte sich ein sichtbarer Hohn über sein Gesicht, und er antwortete:
    „Donnerwetter, ja, jetzt besinne ich mich, daß du dir diesen unsinnigen Spaß erlaubtest. Ich hoffe jedoch, daß er abgetan ist!“
    „Abgetan? Das fällt mir gar nicht ein! Ich erklärte dir ja schon, daß ich dir bis zur Rückkehr des Vaters Zeit geben würde, mir meine Frage zu beantworten. Jetzt ist diese Frist verstrichen. Wie steht es?“
    „Ah, du redest also wirklich im Ernst?“ fragte er.
    „Ja“, antwortete sie mit blitzenden Augen.
    „Und willst eine Antwort?“
    „Ich verlange sie!“
    „Nun, so sollst du sie hören: Ich heirate, wen ich will, dich aber niemals, nie, nie, nie!“
    Alfonzo hatte erwartet, daß Josefa aufbrausen werde, dies war aber keineswegs der Fall. Sie war sich ihrer Sache so gewiß, daß sie ruhig blieb und ihm nur mit einem scharfen Lächeln antwortete:
    „Und dennoch wirst du mich heiraten!“
    „Pah! Wer will mich zwingen?“
    „Ich.“
    „Du?“ fragte er mit verächtlichem Ton. „Mache dich nicht lächerlich! Ich errate deine Absichten und auch deine Gründe, die du gegen mich loslassen willst. Sie taugen aber nichts.“
    „Du irrst; sie sind die besten, die es gibt.“
    Alfonzo blickte ihr überlegen in das scharfe Gesicht mit den Eulenaugen und antwortete:
    „Du willst mich zwingen, dich zur Gräfin de Rodriganda zu machen, indem du mir drohst, zu verraten, daß ich gar nicht ein Rodriganda bin?“
    „Ja“, antwortete sie gelassen.
    „So bitte ich dich abermals, dich nicht lächerlich zu machen! Über diese Waffe lache ich, denn du kehrst sie gegen dich selbst und gegen deinen

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