44 - Die Intrige von Antares
für Tolindrin entschieden. Als Herrscher von Vallia konnte er den Rat der verschiedenen Pallane und des Presidios einholen. Außerdem hatte er den nicht zu unterschätzenden Vorteil, Silda, die Tochter meines Klingengefährten Seg Segutorios, als Herrscherin von Vallia an der Seite zu haben. Vallia brauchte Flugboote, zuverlässige Voller, die nicht nach kurzer Zeit abstürzten. Die Schweber von Tolindrin mußten das Rennen gemacht haben, und zwar gegen die drei anderen Nationen, die sich hier im Schweberbau hervortaten.
Ich hatte viel über die verwickelte politische Situation dieses Landes gelernt. Was hier gesagt worden war, hatte mir die Augen über viele Dinge geöffnet, die sich seit meiner Ankunft in Amintin zugetragen hatten. Noch fehlten ein paar Teile des Puzzles. Doch die würde ich bald entdecken, da war ich mir sicher, beim kämpferischen Wohlwollens Djans!
Wieder wurde das Schwert, das im Mittelpunkt dieser ganzen Angelegenheit stand, kräftig geschüttelt. Doch das im Griff befindliche Geheimfach gab weiterhin nichts preis.
»Zwei Tage!« fauchte Khon der Mak. »Bei Slissurs Ibma! Es sind noch zwei Tage bis zum Fest von T'Tolin.«
Er wollte noch etwas sagen, doch Brannomar schnitt ihm das Wort ab.
»Zwei Tage, in denen wir die Nachfolge regeln können.« Er sah von Khonstanton weg. »Wir werden eine Einigung finden, keine Angst. Bis dahin behalte ich mein Amt und ...«
»O nein!« Ortygs schmales Gesicht wurde von dem Ehrgeiz verzerrt, der ihn antrieb. Die Berechnung, die ihn bis jetzt hatte Zurückhaltung üben lassen, war verflogen. Doch bevor er weitersprechen konnte, übertönte Khonstanton ihn.
»Zum erstenmal stimme ich mit dem kleinen Wichtigtuer überein. Bis dahin wird nichts geregelt sein, Brannomar. Das müßtest du mittlerweile eigentlich erkannt haben. Ich bin mit meiner Geduld am Ende. Das bedeutet nur eines: Krieg!«
Brannomar wirbelte herum und starrte Mak Khon an. »Wie kannst du nur so ein Narr sein ...«
»Krieg!« stieß Ortyg aus seinem verzerrten Mund hervor.
Brannomar hob eine Hand. »Und dann noch die schlimmste Art des Krieges. Bürgerkrieg.«
»Aye!« Khon der Mak drückte den Rücken durch. »Ein gerechter Krieg, um das Erbe zu erlangen, das rechtmäßig mir gehört!«
»Das ist Geschwätz, Kov.« Ortygs Finger tasteten automatisch und deshalb um so verräterischer nach dem Griff des Dolches, bevor ihm wieder einfiel, daß er ihn Brannomar gegeben hatte. »Das Volk verabscheut dich, Khon der Mak. Es schaut zu mir auf, zur Jugend, zur Zukunft ...«
»Meine Zwillinge«, sagte Nandisha schwer atmend, »stammen direkt von ...«
»Das stimmt nicht!« brüllte Ortyg.
»Unsinn!« brüllte Khonstanton.
Prinz Tom trat einen Schritt zurück und zuckte hilflos mit den Schultern, zu gleichen Teilen amüsiert und angeekelt.
»Ich will damit nichts zu tun haben.«
»Dann überlaß dieses Geschäft jenen, die den Mut dafür aufbringen!« Mak Khon schüttelte wild das Schwert. »All deine Intrigen sind gescheitert, Brannomar. Meine Heere stehen bereit. Wir werden in Oxonium einmarschieren ...«
»Meine Heere stehen ebenfalls bereit!« brauste Ortyg auf. »Wir werden ja sehen, wer schneller marschieren kann ...«
»Ihr Narren!« brüllte Brannomar. »Ihr werdet diese Nation vernichten!«
Khon der Mak wandte sich Nandisha zu, und zwar in einer Weise, die zugleich überheblich und abstoßend war. Er blickte auf sie nieder und versuchte ein Lächeln auf das starre Gesicht zu zaubern. »Ich habe deine Zwillinge schon seit langer Zeit ins Herz geschlossen, Nan. Schließ dich mir an, und ...«
Ortyg stieß ein dröhnendes Lachen aus, das so verächtlich klang wie das Wiehern eines Calsanys.
Opaz allein weiß, wie sich die Dinge weiter hätten entwickeln können. Brannomar hob die Hände und brachte die beiden allein durch die Kraft seiner Persönlichkeit zum Schweigen. Er stieß die Worte knirschend aus, so wie die Mühlen von Dahemin das Schicksal der Sterblichen ausstoßen. »Wenn ihr kämpfen müßt, dann nur, weil Tolaar so entschieden hat. Doch eine Sache solltet ihr dabei nicht vergessen. Vallia! Das Abkommen darf nicht in Gefahr gebracht werden. Verschiebt euren verbrecherischen Krieg bis nach dem Fest von T'Tolin.«
Die Vernunft in Brannomars Worten drang sogar durch die kochenden Leidenschaften aus Gier, Zorn und Stolz, die in den unbeugsamen Köpfen dieser Adeligen brodelten. Obwohl sie sich nicht von der Stelle rührten, standen sie sich wie zwei sich lauernd
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