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44 - Waldröschen 03 - Der Fürst des Felsens

44 - Waldröschen 03 - Der Fürst des Felsens

Titel: 44 - Waldröschen 03 - Der Fürst des Felsens Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karl May
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hat bereits mancher gefühlt. Vorhin wieder einer. Sagt, kennt Ihr die Hacienda Vandaqua?“
    „Ich kenne sie genau.“
    „Und alles, was dazu gehört?“
    „Alles; ich bin ja der Nachbar.“
    „Wieviel Pacht ist diese Besitzung wohl wert, Señor Arbellez?“
    „Sie ist ja Eigentum, aber kein Pachtgut.“
    „Beantwortet meine Frage!“ sagte Juarez ungeduldig.
    „Nun, wenn sie sich unter besseren Händen befände, könnte man zehntausend Duros zahlen, jetzt aber nicht.“
    „Gut, so sollt Ihr sie für siebentausend Duros zur Pacht erhalten.“
    Arbellez blickte den Indianer verwundert an.
    „Señor, ich verstehe Euch nicht“, sagte er.
    „Ich spreche deutlich genug. Ich denke, diese Pacht liegt Euch bequem. Wollt Ihr sie oder nicht?“
    „Ich habe keine Ahnung, daß die Hacienda Vandaqua zu verpachten ist!“
    „Sie ist's. Ich habe sie für den Staat konfisziert und gebe sie Euch.“
    „Und der Besitzer?“ fragte Arbellez erschrocken.
    „Er starb an meiner Kugel; er war ein Verräter. Seine Familie hat die Besitzung verlassen müssen. Entschließt Euch schnell, Señor!“
    „Wenn es so steht, so sage ich ‚ja‘. Aber –“
    „Kein Aber! Holt Schreibzeug! Wir wollen diese Angelegenheit ordnen.“
    Wie alles, was Juarez in die Hand nahm, so wurde auch diese Sache in fliegender Eile und doch ganz sorgfältig und ordnungsmäßig erledigt. Dann sagte er:
    „Dieser Señor ist Hauptmann Verdoja. Er wird einige Tage bei Euch wohnen.“
    Das war dem Haziendero überraschend, aber er ließ sich nichts merken, sondern hieß den Hauptmann willkommen. Juarez fuhr fort:
    „Er hat eine Schwadron Reiter mit. Könnt Ihr diese verpflegen?“
    Arbellez bejahte diese Frage, obgleich er lieber ‚nein‘ gesagt hätte.
    „Diese Leute werden gegen Abend hier eintreffen. Sorgt für sie und macht dann mit dem Hauptmann Eure Rechnung. Lebt wohl!“
    Er erhob sich und schritt zur Tür hinaus. Verdoja folgte ihm. Sie ritten mit ihrer Begleitung im Galopp davon, die Bewohner der Hacienda del Erina in Verwunderung zurücklassend.
    Weshalb hatte der Nachbar sterben müssen?
    Weshalb sollte gerade Pedro Arbellez der Pächter sein?
    Also dieser Mann war Juarez, der große Indianer, den ganz Mexiko fürchtete und zugleich liebte und haßte. Diejenigen, die diese Frage aussprachen, ahnten nicht, welche Folgen die Anordnungen des Parteigängers für sie haben würden.
    Als dieser die Hacienda Vandaqua erreichte, fand er vor dem Haus alles aufgeschichtet, was die Lanzenreiter des Mitnehmens für wert gehalten hatten. Diese Beute wurde geteilt, und so wenig auf den Mann kam, es erregte bei den nicht an Luxus gewöhnten Leuten doch unendliche Freude.
    Nun das vorüber war, erhielt Hauptmann Verdoja seine Instruktion. Sein Aufenthalt bei Arbellez hatte nur den Zweck, die Pferde ausruhen und kräftigen zu lassen, da der Weg hinüber nach Chihuahua ein sehr beschwerlicher ist. Verdoja sollte sich auf der Hacienda del Erina nicht zu lange verweilen und dann schnell seinen Bestimmungsort zu erreichen suchen, wo er im Interesse seines jetzigen Vorgesetzten zu wirken hatte. Beide sprachen lange Zeit heimlich und angelegentlich miteinander. Man sah es ihnen an, daß sie höchst wichtige Sachen besprachen; dann aber schieden sie mit einem einfachen Händedruck voneinander.
    Juarez ließ aufsitzen und flog mit seiner Schwadron den Weg zurück, den er heute am Vormittag gekommen war. Er glich einem Rachegeist, der ebenso schnell verschwindet, wie er kommt, immer aber die blutige Spur seines Wirkens hinter sich läßt. –

SIEBTES KAPITEL
    Die Schlucht des Tigers
    „Es wogt der Aufruhr durch die Gassen,
Die Höhen leuchten blutig rot;
Es geht durch's Land ein grimmig Hassen,
Und reiche Ernte hält der Tod.
    Der Menschheit wild gewordne Scharen
Zieh'n mordend durch den weiten Gau,
Und tausend tückische Gefahren
Wälzt die Empörung durch die Au.
    Das stille Land wird zum Vulkane,
Der weithin sein Verderben speit,
Und die Erneute zum Orkane,
Zertrümmernd alles, weit und breit.“
    Es war bereits gegen die Zeit der Abenddämmerung, als donnernder Hufschlag das Nahen der Lanzenreiter verkündigte. Nur die Offiziere sollten in dem Haus wohnen, die Mannschaft mußte es sich unter dem freien Himmel so bequem wie möglich machen. Das ist in jenen Breiten nichts Ungewöhnliches und wird nichts weniger als hart empfunden. Die Pferde sind dort halb wild und bedürfen keiner Stallung, und die Menschen führen ein Leben, welches es ihnen ganz

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