45 - Die Banditen von Antares
gegeben hatte und daß Khe-Hi und Ling-Li den Zauberer in Vondium im Auge behalten würden. Natürlich interessierten mich die Nachrichten aus der Heimat brennend, und Deb-Lu erzählte viele faszinierende Einzelheiten.
»Ich will nicht vorgeben, daß ich verstehe, warum du in Balintol bleibst, Dray«, sagte er abschließend in einem zweifelnden Tonfall. »Ich weiß, daß es dafür einen Grund gibt. Vallia liegt sehr viel an dem Vertrag mit Tolindrin, schließlich geht es um ihre Flugboote und Reittiere. Wenn ich also ...«
Ich wagte es, den Zauberer aus Loh zu unterbrechen.
»Der verstorbene König hat nicht viel von Zauberei gehalten. Hier muß man sich hauptsächlich mit Religionen und deren Geheimnissen auseinandersetzen. Und ich glaube, daß es da viele gibt.«
Er rümpfte die Nase. »Nun, ich muß gehen. Es war schön, dich zu sehen, Dray. Überlaß deinen Freund Wocut nur uns. Remberee.«
»Remberee, Deb-Lu.«
Er verschwand völlig lautlos und ohne daß die Luft mit einem ploppenden Geräusch das von ihm geschaffene Vakuum gefüllt hätte.
Leute, die nur wenig mit Zauberern zu tun haben, empfanden solche Begegnungen stets als äußerst unheimlich. Deb-Lus Besuch veranlaßte mich, Fweygo Bescheid zu sagen, daß ich Tiri zu Cymbaros Tempel begleiten würde. Er nickte nachdrücklich. »Ja, die größere Gefahr lauert in der Nähe der Numim-Zwillinge, und deshalb sollte ich hierbleiben.«
Nun, bei Krun, was sollte ich darauf schon erwidern?
Was ich Deb-Lu von den hiesigen Religionen erzählt hatte, kratzte kaum an der Oberfläche. Die Hügel wimmelten nur so von Tempeln für Göttinnen, Götter und geringeren Götternachkommen, und es war ein zu bunt zusammengewürfelter Haufen, um einen richtigen Pantheon zu bilden. Im Gegensatz zu den alten Griechen hatte man dem Unbekannten Gott keine Anbetungsstätte geweiht. Jeder Kult konnte einen Schrein aufstellen, vorausgesetzt, er entrichtete dem König pünktlich die verlangten Steuern. Da kam mir ein Gedanke. Vielleicht war das der Grund, warum sich die rotgewandeten Priester von Dokerty im Dunkel der Nacht in abgelegenen Ruinen trafen – vielleicht wollten sie auf diese Weise die Steuer umgehen.
Tiri hatte mehr Gepäck als noch bei ihrer Ankunft, und Ranaj stellte einen Träger ab, der es ihr zum Tempel tragen sollte. Als sie da mit dem Gepäck zu Füßen vor der Tür stand, sah sie etwas verloren aus. Der Träger, ein kräftiger Rukaj, wartete in der Nähe.
Als ich auf sie zuschritt, kam Dimpy mit hocherhobenem Kopf und geröteten Wangen aus der entgegengesetzten Richtung auf uns zu. Ich konnte mir schon denken, was er vorhatte.
Genau in diesem Augenblick manifestierte sich die flackernde blaue Strahlung vor mir, und Deb-Lus Phantomgestalt erschien. Er lächelte und hob die Hand. Dimpy schritt ohne Zögern durch ihn hindurch. Er fröstelte nur und blickte sich mißtrauisch um, als rechne er jeden Augenblick mit einem Hinterhalt.
»Bei Dromang! Was war das?« Er war ein wenig blaß geworden.
Tiri hob den Kopf und runzelte die Stirn. »Ungläubige glauben manche dummen Dinge, Fambly«, sagte sie giftig mit ihrer hellen Stimme.
Dimpy schäumte. Deb-Lu sagte: »Du hattest recht mit deinem Verdacht, Dray. Der junge Prinz wird von diesem charmanten Prinz Ortyg gefangengehalten, und zwar in einem seiner Schlupfwinkel in den Gräben.«
»Vielen Dank, Deb-Lu. Wo genau?«
Die Bande des Fristles Fonnell der Reizbare war nach dessen Tod getrennte Wege gegangen. Einige der olivgrün gekleideten Schurken hatten eine kleinere Bande gegründet, während sich andere wiederum den verschiedenen Banditengruppierungen der Gräben angeschlossen hatten. Ranaj und König Tom hatten es sich zur Aufgabe gemacht, über ihren Aufenthaltsort auf dem laufenden zu bleiben. Ich kannte einige ihrer Spione, wenn auch bei weitem nicht alle. Ortyg, der Fonnells Dienste in Anspruch genommen hatte, mußte noch immer ein paar Mitglieder der alten olivgrünen Bande für seine Zwecke benutzen. Der Zauberer aus Loh verriet mir den Weg in diesen bestimmten Graben.
»Bei den sieben Arkaden, Drak! Da unten hat sich ein ganz schön ungesunder Haufen zusammengefunden.«
»Oh, aye.«
»Paß auf dich auf. Dieser Grünschnabel Prinz Ortyg ist jemand, den die Menschen dieser Breiten als richtigen Blintz bezeichnen.«
»Allerdings. Trotzdem, wie immer bei solchen Angelegenheiten frage ich mich, ob er tatsächlich ...«
»Du denkst an deine Zweifel wegen Phu-Si-Yantong?«
»Ich glaube schon.
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