45 - Die Banditen von Antares
Gebiet der Vulkane führte, wurde sie breiter. Die Wache hatte einen weiten Bogen um diese Bandenschlacht gemacht. Die Katakis waren viel zu gerissen, um sich auf so etwas einzulassen, wenn es nichts zu holen gab. Sie würden garantiert bald auftauchen, um herumzuschnüffeln und die Gefangenen, die zum Verkauf freistanden, so billig wie nur möglich zu erwerben, um sie dann an ihre mit Sklaven handelnden Artgenossen weiterzuverkaufen. Falls Brory diese dunkelhaarige Schönheit tatsächlich heiratete, wäre ihr Los weitaus besser, als wenn man sie der nicht vorhandenen Gnade der Peitschenschwänze überließe.
Ein schielender Gruppen-Jiktar namens Nath der Sehende trieb seine Leute zur Eile an, als ich dazukam. Nath der Sehende war Brorys Ersatz, da dessen Leute erschöpft waren. Die Wütenden Vulkane hatten wahrscheinlich ebenfalls Verstärkungen herangeführt. Hier war der Weg für Nagzallas Wilde Neemus vermutlich zu Ende.
Aber nicht für Dray Prescot – o nein, bei Krun!
Nath der Sehende war nicht – wie man es von einem erfahrenen alten Kämpfer eigentlich erwartet hätte – damit beschäftigt, die Einmündung der Straße seinerseits zu verbarrikadieren. In jeder natürlich gewachsenen Gemeinschaft mußten Regeln und Gesetze ausgearbeitet werden, ob sie nun niedergeschrieben wurden oder nicht. Die große Kreuzung, die sich zwischen den rivalisierenden Banden befand, diente als Niemandsland. In ihrer Mitte erhob sich Grund dafür.
Eine viereckige graue Steinkonstruktion bildete das Fundament eines Turms, der aus geschickt miteinander verbundenen Holzstreben bestand. In der Dunkelheit war lediglich das Warnlicht auszumachen, das sich an seiner Spitze befand. Hoch über unseren Köpfen zeichneten sich bewegliche Lichter am Nachthimmel ab; sie schwebten auf diese Spitze zu. Das war einer der vielen Türme, von denen die Trageseile der zwischen den Hügeln verkehrenden Seilbahnen gehalten wurden. Und die Leute in der Seilbahnkabine dort oben verschwendeten vermutlich keinen Blick in die Tiefe.
Meistens konnten sich die Leute frei in den Gräben bewegen, da die Banden die Notwendigkeit des Handels erkannt hatten. Lebensmittel mußten hereingebracht werden. Natürlich verlangten die Banden ihre eigenen Steuern. Offene Kämpfe so wie heute abend gab es nur in schwierigen Zeiten. Nath der Sehende legte den Kopf schief und blickte über den Kyro, auf dem nur ein paar Leute auf dem Heimweg zu sehen waren. Er war froh, daß der Kampf zu Ende war.
»Bei Nagzalla, es wird nicht mehr lange dauern«, sagte er mit großer Zufriedenheit, »dann gehören uns alle drei. Margayla-, Weber- und Nadelstraße. Bei Reder, ja!«
Ich pflichtete ihm höflich bei. Er legte den Kopf schief und musterte mich.
»Du hast dich in dem Kampf gut gehalten. Brory hält große Stücke auf dich. Gutes Neemus-Material.«
Was zum Teufel war eigentlich mit mir los, daß ich hier herumlungerte und mich von einem Banditen gönnerhaft von oben herab belehren ließ? Ich sagte Nath dem Sehenden, daß es, wenn ich zum Anführer von Nagzallas Bösen Neemus aufgestiegen wäre, eine Menge Veränderungen gäbe, und zwar hauptsächlich in der Führungsriege. Dann wünschte ich ihm noch Remberee, marschierte zielstrebig los und ließ ihn mit offenstehendem Mund zurück.
Der Ort, den ich suchte, befand sich in der Margaylastraße, direkt auf der anderen Seite des Kyros. Die auf der einen Seite abbiegende Nadelstraße wurde ebenfalls von den Vulkanen kontrolliert. Bei der Weberstraße sah das ganz anders aus. Hier herrschten die Schädelspalter, eine Untergruppe der Höllenhunde. Da der Aufruhr nun vorbei war, würde die aus Katakis bestehende Wache wieder in den Gräben patrouillieren, also mußte ich die Augen offenhalten. Die Ale-Schenken waren geöffnet. Ich leckte mir die Lippen.
Nein. Vor dem Vergnügen kam die Pflicht. Der junge Byrom mußte ganz schön verängstigt sein und sich fragen, was mit ihm geschehen sollte. Er mußte mein einziges Anliegen sein. Was die Kataki-Wache und die Herren der Sterne anging, mußte ich beide für den Moment in meinen Hinterkopf verbannen.
Als ich an einer geöffneten, hell erleuchteten Ale-Schenke vorbeiging, die Männer und Frauen aufrecht gehend betraten und schwankend wieder verließen, kam mir der Gedanke, daß Ale eigentlich als Nahrung anzusehen war. Dieses Ale war dickflüssig, süß und dunkel. Sobald man Hopfen dazufügte und es in Bier verwandelte, wurde es bitter und hell. Ich ging entschlossen weiter.
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