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46 - Waldröschen 05 - Rebellen der Sierra

46 - Waldröschen 05 - Rebellen der Sierra

Titel: 46 - Waldröschen 05 - Rebellen der Sierra Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karl May
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welcher man sich in Unterhandlungen einlassen kann. Auch mich wollte man festnehmen und noch heute Nacht erschießen.“
    „Haben Sie gesagt, daß ich Repressalien anwenden werde?“
    „Ja, aber man lachte darüber.“
    „So wußte man noch nicht, was in Fort Guadeloupe geschehen ist?“
    „Man hatte keine Ahnung davon. Ich teilte es ihnen natürlich mit, konnte aber den vollen Eindruck nicht erwarten, da ich bedacht sein mußte, meine Person schleunigst in Sicherheit zu bringen.“
    „Und wie steht es mit den Gefangenen, welche erschossen werden sollten?“
    „Sie haben keinen Pardon zu erwarten. Man ist entschlossen, die Exekution auszuführen. Ich sollte ja mit ihnen erschossen werden, wie ich mit Recht vermute.“
    „So ist nichts zu tun, als den Augenblick zu erwarten und diesen Mord dann zu vereiteln. Wir umzingeln im geeigneten Augenblick die Exekutionsmannschaft und hauen oder schießen sie nieder. Es ist mir allerdings leid um diese Leute, welche ja unschuldig sind, aber es geht wohl nicht anders.“
    „Wenn Sie Unschuldige schonen wollen, so weiß ich vielleicht einen sicheren und kürzeren Weg, die Exekution zu vereiteln.“
    „Das würde mir außerordentlich lieb sein, Señor. Darf ich Ihren Plan erfahren?“
    „Gewiß. Wir nehmen einfach sämtliche Offiziere der Besatzung gefangen und zwingen sie dadurch, Chihuahua ohne Schwertstreich zu übergeben.“
    „Caramba! Wenn das möglich wäre!“
    „Oh, es ist gar nicht schwer, Señor.“
    „In welcher Weise?“
    „Die Offiziere sind jetzt beim Kommandeur versammelt. Wir schleichen uns ein und bemächtigen uns ihrer. Ich hörte, daß hier hundert Krieger zugegen sind. Bereits die Hälfte genügt, um das ganze Quartier gefangenenzunehmen.“
    „Würde das Einschleichen gelingen?“
    „Vollständig. Der Schließer des Stadthauses steht mit mir im Bunde. Er ist es, dem ich es zu verdanken habe, daß ich vorhin entkommen bin.“
    „Ah, wie kommen Sie zu diesem Mann?“
    „Der Hausmeister von Señorita Emilia ist sein Bruder.“
    „So läßt es sich begreifen. Kann man die Señorita ohne Gefahr sprechen?“
    „Ja. Ich mache mich verbindlich, Sie zu ihr und auch sicher wieder zurückzubringen, wenn Sie sich mir anvertrauen wollen.“
    „Wirklich? So gehen wir. Es liegt mir daran, mit ihr zu sprechen, ehe ich einen bestimmten Entschluß treffe.“
    Die beiden Männer verließen die Truppe und schritten der Stadt entgegen. Sie gelangten nach dem Haus der Señorita, ohne in irgendeiner Weise belästigt zu werden. Es war ihnen nicht einmal jemand begegnet.
    „Das sieht nicht aus wie eine feindlich besetzte Stadt“, sagte Juarez. „Ich beginne zu glauben, daß es nicht schwer sein wird, die Herren Franzosen auszuheben.“
    Im Flur des Hauses, wo es dunkel war, stand der Hausmeister.
    „Wer kommt?“ fragte er.
    „Ich bin es wieder, Sternau. Wie ist es im Stadthaus gegangen?“
    „Sehr gut, Señor. Mein Bruder hat dem Kommandanten gesagt, daß Sie ein Pferd bereitstehen hatten und südwärts davongeritten sind. Man hat Ihnen Verfolger nachgesandt.“
    „Das war ein kluger Einfall, welcher die Spur von uns abgelenkt hat. Ist Señorita Emilia noch zu sprechen?“
    „Sie wird für Sie zu jeder Minute zu sprechen sein, Señor. Soll ich Ihnen die Laterne anbrennen?“
    „Nein; ich kenne ja den Weg.“
    Er stieg mit Juarez die Treppe empor. Droben traten sie an der Zofe vorüber in das Zimmer der Señorita. Als diese den Präsidenten erblickte, stieß sie einen Ruf der Freude aus. Sie streckte ihm die Hand entgegen und sagte:
    „Ich heiße Sie willkommen in der Hauptstadt des Presidio und ich bin stolz darauf, die erste zu sein, welche dies tun kann. Möge Ihr Eingang die Früchte bringen, welche Land und Volk von Ihnen erwarten.“
    „Ich danke Ihnen, Señorita“, antwortete er mit dem an ihm gewöhnlichen milden Ernst. „Dazu, daß ich endlich kommen kann, haben auch Sie redlich beigetragen. Eigentlich sollte ich Ihnen Ruhe gönnen, aber ich bin zur Undankbarkeit gezwungen, indem ich Sie in immer neue Kämpfe sende.“
    „Sie bringen mir neue Aufgaben?“ fragte sie erfreut.
    „Ja. Ich habe die Absicht, Sie nach Mexiko zum Kaiser zu senden.“
    Ihre Wangen röteten sich vor Entzücken.
    „Öffentlich?“ fragte sie.
    „Öffentlich werden Sie auftreten; Ihr Auftrag aber, und infolgedessen auch Ihre Wirksamkeit wird eine geheime sein. Doch ehe wir hiervon sprechen, müssen wir an den gegenwärtigen Augenblick denken. Welch ein Mann ist der

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