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46 - Waldröschen 05 - Rebellen der Sierra

46 - Waldröschen 05 - Rebellen der Sierra

Titel: 46 - Waldröschen 05 - Rebellen der Sierra Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karl May
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Apache schwieg eine ganze Weile, dann sagte er:
    „Um meines Bruders ‚Bärenherz‘ willen sei dir das Leben dieser beiden geschenkt. In welchem Zelt befinden sie sich?“
    „Sie haben jeder ein eigenes Zelt. Die beiden Wigwams stehen hart nebeneinander dort, wohin jetzt der Schein des hellsten Feuers fällt.“
    „So werde ich jetzt meinen Kriegern befehlen, das Leben dieser beiden und der Frauen zu schonen, denn diese sind das Eigentum meines Bruders.“
    „Und ich werde wieder hinunter gehen, um sie zu schützen.“
    „Befinden sie sich in Gefahr?“
    „Ja. Sie sollen vielleicht gar von den Franzosen getötet werden.“
    „Diese neunmal zehn Franzosen werden sterben, bevor es ihnen gelungen ist, die Schützlinge meines Bruders anzurühren. Ich werde meine Krieger jetzt vorrücken lassen und mein Bruder mag mir ein Zeichen geben, wenn wir beginnen sollen.“
    „Gut. Sobald ich den ersten Schuß abfeure, kann es losgehen.“
    Er schlich sich ebenso leise und vorsichtig wieder hinab, wie er heraufgekommen war. Unterdessen saßen die beiden Schwestern allein im Frauenzelt und erzählten sich ihre Unterredungen mit den Offizieren. Die drei anderen Mädchen befanden sich bei ihren Liebhabern.
    „Also du glaubst, daß sie uns jetzt fürchten und in Ruhe lassen werden?“ fragte Zilli.
    „Ich glaube, daß sie uns fürchten, aber ich glaube nicht, daß sie uns aufgeben.“
    „Was sollen wir denn sonst tun?“
    „Sie werden versuchen, uns unsere Waffen abzunehmen.“
    „Das soll ihnen nicht gelingen und würde ihnen auch gar nichts helfen.“
    „Warum?“
    „Weil wir ja bereits morgen in Fort Guadeloupe sein werden.“
    „Daher werden sie sich Mühe geben, uns noch heute zu entwaffnen.“
    „Ich werde mich wehren.“
    „Ich auch.“
    „Doktor Willmann wird mir beistehen.“
    „Der dich nicht liebt?“
    „Er ist ein Caballero, der nicht dulden wird, daß man mich beleidigt.“
    „So ist Señor Berthold auch.“
    „Gehen wir jetzt zu ihnen?“
    „Ja.“
    „Sollen wir ihnen nicht lieber sagen, wer und was wir sind?“
    „Nein; sie mögen uns immer Pepi und Zilli nennen und denken, daß wir ganz arme und gewöhnliche Mexikanerinnen sind.“
    „Aber wenn sie die Wahrheit erfahren, werden sie uns vielleicht lieben!“
    „Ich will geliebt sein um meiner selbst willen, nicht aber meines Standes wegen. Komm, laß uns gehen; aber vorsichtig, damit wir nicht bemerkt werden!“
    Sie traten aus dem Zelt heraus und huschten über den von Schatten und Reflexen überzuckten Grasboden hin. Pepi erreichte das Zelt Bertholds, bog sich nieder, öffnete die verhängte Tür ein wenig und fragte leise:
    „Schlaft Ihr bereits, Señor?“
    „Nein“, antwortete es von innen.
    „Darf ich eintreten?“
    „Ja; ich bitte!“
    Bei diesen Worten wurde von innen der Eingang so geöffnet, daß sie eintreten konnte. Es war vollständig finster; daher blieb sie stehen. Bald aber flackerte ein Zündholz auf; es wurde ein Wachsstock angebrannt, und nun war alles zu erkennen.
    Das Zelt bestand aus einem einzigen Stück starken, wasserdicht gemachten Kirgisenfilzes, und selbst der Eingang legte sich so fest vor, daß, wenn im Inneren Licht gebrannt wurde, kein Strahl desselben nach außen dringen konnte. Der Boden war mit einem dicken Teppich bedeckt, auf welchem zwei gestickte Rollen lagen, welche als Sitz oder Kopfkissen dienen konnten.
    Der Inhaber des Zeltes war jung und schön, höchstens achtundzwanzig Jahre. Seine Kleidung, sein ganzes Äußeres, seine goldene Brille, nichts von alledem wollte in die Savanne oder in die Teufelsberge passen, wo er sich befand.
    „Setzt Euch, Señorita“, sagte er mit klangvoller Stimme, indem er auf die zweite Rolle deutete. „Ich versprach, Euer Kommen zu erwarten: Ihr bliebt aber sehr lange aus.“
    „Ich mußte mit dem Oberleutnant speisen“, entschuldigte sie sich.
    Bei diesen Worten zog sich seine Brauen zusammen und er sagte:
    „Wieder bei ihm! Müßt Ihr denn?“
    „Ich muß.“
    „Und dennoch behauptet Ihr, mich zu lieben!“
    Sie senkte demütig das schöne Köpfchen und antwortete nicht. Dies schien ihn zu rühren. Sein Gesicht erhellte sich langsam wieder und er fragte:
    „Was tut Ihr bei ihm, wenn Ihr dort seid, Señorita?“
    „Er ißt, und ich muß auch ein wenig nehmen.“
    „Und dann?“
    „Und dann“, antwortete sie errötend, „spricht er zu mir von seiner Liebe.“
    „Er spricht bloß?“
    „Was sonst?“
    „Er zeigt Euch seine Liebe nicht auf andere

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