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46 - Waldröschen 05 - Rebellen der Sierra

46 - Waldröschen 05 - Rebellen der Sierra

Titel: 46 - Waldröschen 05 - Rebellen der Sierra Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karl May
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und das machte ihn glücklich. Wäre sie so voller Angst gewesen, wenn sie ihn nicht geliebt hätte?
    „Werden die Apachen in das Fort kommen?“ fragte sie.
    „Ja. Ich war, ehe ich hierher kam, bereits auf dem Anunciamiento und habe von da aus einen Boten gesandt, der sie aber nicht gleich getroffen hat, sonst wären sie bereits hier.“
    „Und die Deutschen werden wirklich bei uns bleiben?“
    „Ja, Señorita. Es sind zwei sehr gute Señores.“
    „Und Ihr? Was werdet Ihr tun?“
    „Ich reite mit den Apachen fort.“
    „In den Kampf?“
    „Vielleicht.“
    „O, Señor, könntet Ihr das denn nicht umgehen?“
    „Warum, Señorita?“
    Sie errötete. Sie antwortete nicht. Er aber ergriff ihre beiden Hände und sagte:
    „Resedilla, ich danke Euch! Ich sehe, daß Ihr Euch um mich sorgt, und dies gibt mir den Mut, zu hoffen, daß Ihr mir meine Vergangenheit verziehen habt.“
    Da richtete sie den Blick voll und warm auf ihn und antwortete:
    „Ihr habt ja so aufrichtig gebeichtet, daß es eine Sünde wäre, Euch zu zürnen, Gerard. Ich sehe nur, was Ihr seid, aber nicht, was Ihr wart.“
    Da drückte er eine Hand von ihr an sein Herz und die andere an seine Lippen. Er wollte sprechen; aber da öffnete sich die Tür und Pirnero trat heraus. Er hatte hinüber nach dem Laden gehen wollen und blieb ganz erschrocken stehen, als er die Gruppe erblickte.
    „Was – was – was ist denn das?“ fragte er.
    „Ich spreche mit der Señorita“, antwortete Gerard.
    „Das sehe ich; aber Ihr küßt auch ihre Finger! Was soll das?“
    „Das soll ein Beweis meiner Hochachtung sein, Señor.“
    „Hochachtung? Der Teufel hole eine solche Hochachtung! Tretet einmal in die Stube herein, Señor! Resedilla aber mag in die Küche gehen.“
    Gerard folgte ihm. Dort stemmte der Alte die beiden Fäuste in die Hüften und sagte mit zornbebender Stimme zu dem ‚Kleinen André‘:
    „Wißt Ihr, Señor, was ich da soeben gesehen habe?“
    „Was?“ fragte der Kleine gespannt.
    „Ein Liebesabenteuer, ein ganz regelrechtes Liebesabenteuer. Denkt Euch nur!“
    „Zwischen wem?“
    „Zwischen meiner Tochter und diesem Menschen!“
    „Unsinn!“
    „Unsinn? Señor, ich sage Euch, er hatte ihre recht Hand an seinen Rippen und ihre linke an seinen Lippen. Ist das kein Liebesabenteuer?“
    Der Kleine lachte und meinte:
    „Nun, so habt Ihr auf einmal einen Schwiegersohn!“
    Das fuhr dem Wirt in den Kopf.
    „Schwiegersohn? Der?“ zürnte er: „Mit einem einzigen Julep? Der die Ziegen für andere schleppt und keine ganze Jacke besitzt? Der sollte mir nur kommen! Dieser Kerl ist weder bei Regen noch bei Sonnenschein als Schwiegersohn zu gebrauchen. Seht ihn an, wie jammervoll er dasteht! Wenn ich ihm einen Puff gebe, so fällt er um! Nein, daraus wird nichts!“
    Er lief einmal in der Stube hin und her, blieb dann vor Gerard stehen und sagte:
    „Señor, habt Ihr etwa ein Auge auf meine Tochter?“
    „Alle beide“, antwortete Gerard ruhig.
    „So nehmt Euren Schießprügel und macht, daß Ihr fortkommt! Und wenn Ihr Euch noch einmal bei mir sehen laßt, so schlage ich Euch tot und skalpiere Euch dann bei lebendigem Leib! Verstanden?“
    „Gut!“ antwortete Gerard. „Ich werde Euch gehorchen, Señor Pirnero. Aber so, wie ich dastehe, werdet Ihr mich doch nicht fortjagen!“
    Er strich sich mit den beiden Händen an den Seiten herab.
    „Wie meint Ihr das?“ fragte der Alte erstaunt.
    „Ich meine, in diesen Sachen. Bei schlechtem Wetter geht es; da achten die Leute nicht darauf. Bei gutem Wetter bemerkt man erst, wie schlecht diese Jacke ist. Habt Ihr in Eurem Laden keine Kleidung für mich?“
    Da runzelte der Alte die Stirn und fragte:
    „Señor, wollt Ihr mich vielleicht foppen?“
    „Fällt mir gar nicht ein!“
    „Oder wollt Ihr mich anbetteln?“
    „Auch nicht.“
    „Oder anpumpen? Denn Geld habt Ihr doch nicht!“
    „Wer sagt Euch das? Ich habe mir einiges gespart, und zu einem Anzug langt das allemal.“
    „Ja, baumwollene Hosen und baumwollene Jacke, da mag es langen. Aber für Eure Größe habe ich nur einen einzigen Anzug, und der ist teuer.“
    „Woraus besteht er?“
    „Echt indianische Mokassins, Lederhose von Hirsch, Jagdhemd von Hirsch, schön weiß gegerbt, und Jagdrock von Elenleder. Dazu ein Hut von kurz geschorenem Biberfell, nebst Gürtel und allem Zubehör.“
    „Sapperlot, Ihr macht mir den Mund wäßrig!“
    „So laßt ihn wässern, meinetwegen zehn Jahre lang; den Anzug aber erhaltet Ihr auf

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