46 - Waldröschen 05 - Rebellen der Sierra
Hannert. Bist du dieser Mann?“
„Ja.“
„Ihr bringt Juarez Geld?“
„Ja, und zwar gleich millionenweise.“
„Ich weiß es von Juarez, und er hat mir den Auftrag gegeben, dich hier abzulauern, um mich Euch zur Verfügung zu stellen.“
„Dasselbe sagte mir der General, nämlich, daß ich dich hier treffen würde. Wir haben nämlich gehört, daß unsere Sendung verraten sei.“
„Das ist wahr.“
„Daß die Franzosen von dem Geld wissen, welches wir bringen.“
„Sie wissen es allerdings. Sie sandten aus diesem Grund die Kompanie aus, welche wir in dieser Nacht vernichtet haben.“
„Ah, so sind wir von dieser Seite sichergestellt?“
„Vielleicht.“
„Aber auch die Comanchen wissen von uns.“
„Ah! Ich habe die Boten belauscht, welche es ihnen mitteilen mußten.“
„Sie haben Vedetten längs der Llano estacado aufgestellt, welche unseren Zug beobachten sollen.“
„Seid Ihr von ihnen bemerkt worden?“
„Ja.“
„Wann?“
„Seit bereits fünf Tagen.“
„Alle Teufel, so ist es die höchste Zeit! Die Vedetten werden Euer Erscheinen den Häuptlingen mitgeteilt haben, und diese brechen sicherlich sofort auf, um Euch zu überfallen und das Geld abzunehmen. Wie stark seid Ihr?“
„Sechzig Mann. Vierzig Mann Vereinigte-Staaten-Truppen und zwanzig tüchtige Westmänner.“
„Wie transportiert Ihr das Geld?“
„Auf Maultieren.“
„Hm! Was habt Ihr getan, als Ihr Euch von den Comanchen bemerkt saht?“
„Wir hatten die Llano estacado bereits hinter uns und zogen uns an einem Arm des Saladofluß hinauf, wo wir ein festes Lager errichtet und uns verschanzt haben, so daß die Comanchen sich hüten werden, uns anzugreifen. Mich aber sandte der General zu dir, um Hilfe zu bringen.“
„Ich habe bereits gesorgt.“
„Wie?“
„Die fünfhundert Apachen, welche du heute gesehen hast, werden uns begleiten.“
„Ah, prächtig, das hilft uns aus aller Not!“
„Noch nicht. Um vom Saladofluß zu Juarez zu kommen, müssen wir quer durch das Gebiet der Comanchen hindurch.“
„Schlagen wir einen Umweg nach Süden ein!“
„Das geht nicht. Wir müssen den geradesten Weg wählen, da Juarez das Geld notwendig braucht, wenn er die Franzosen vertreiben will. Bei einem so gefährlichen Ritt sind frische Pferde die Hauptsache. Wie steht es bei den Eurigen?“
„Leidlich.“
„Bloß? Und die Maultiere?“
„Sehr abgetrieben.“
„O weh! So müssen wir vor allen Dingen für frische Tiere sorgen. Wie viele werden wir brauchen?“
„Achtzig Pferde und fünfzig Maultiere.“
„Die bringe ich heute zusammen. Wenigstens werde ich mit den Besitzern akkordieren. ‚Bärenauge‘ mag einen Boten nach seinem Lager senden, welcher zuverlässige Leute holt, um die Tiere heimlich nach der südlichen Coloradoquelle zu bringen. Dort treffen wir sie, und dann geht es im Galopp durch das Gebiet der Comanchen.“
„Der General meint, daß es am besten sei, das Geld nach Fort Guadeloupe zubringen, von wo Juarez es abholen lassen kann.“
„Dies dachte ich auch; aber seit unsere Absicht den Franzosen verraten wurde, bin ich davon abgekommen. Es bleibt bei meinem Vorschlag, welcher den Beifall des Präsidenten hat, und ich werde sofort an die Ausführung gehen.“
„Woher bekommst du Tiere?“
„Von einer großen Hacienda, eine Stunde von hier. Doch darf kein Mensch etwas davon ahnen. Es wird das tiefste Geheimnis bleiben. Ah, da kommen sie schon.“
Draußen ertönte lauter Hufschlag. Die Apachen waren in das Fort eingeritten. Die Tür ging auf, und ‚Bärenauge‘ trat ein. Er sah seinen Freund am Tisch sitzen, aber kein Blick verriet, daß er bemerkte, daß dieser andere Kleider trage. Er kam langsam und würdevoll näher.
Resedilla hatte auf ihrem Stuhl gesessen. Jetzt erhob sie sich. Ihr Auge war voll bewundernder Angst auf den berühmten Indianer gerichtet. Er blieb vor ihr stehen, betrachtete sie einen kurzen Augenblick und sagte dann:
„Die Töchter der Bleichgesichter sind schön. Ihr Antlitz glänzt wie die Sonne, und ihre Augen sind wie der Himmel. Meine weiße Schwester möge glücklich sein!“
Nach dieser Höflichkeitsphrase trat er auf die beiden Jäger zu, setzte sich bei ihnen nieder und sagte zu Gerard:
„Mein weißer Bruder kennt den Mann, welcher im Wald Böcke schießt?“
„Er ist mein Freund“, antwortete Gerard lächelnd.
„Die Gestalt berühmter Jäger ist oft klein; aber wenn sie sich auch zuweilen von den Kriegern ergreifen lassen, so sind
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