46 - Waldröschen 05 - Rebellen der Sierra
Sternau.
„Aber von den Guerillas, welche die Franzosen umschwärmen werden.“
Da nahm ‚Bärenherz‘ das Wort:
„Meine Brüder sollen nicht sogleich nach Chihuahua gehen, sondern mit mir nach den Weidegründen der Apachen kommen. Dort wird große Freude sein über ‚Bärenherz‘, welcher zurückkehrt, und er wird dann so viele Krieger der Apachen sammeln, daß meine weißen Brüder sicher nach der Hacienda gelangen können.“
„Sind die Weideplätze der Apachen weit von Chihuahua?“ fragte Graf Ferdinande.
„Der Apache reitet an einem Tag nach der Stadt“, lautete die Antwort.
Sternau nickte zustimmend.
„Ich kenne jene Gegenden genau“, sagte er, „und halte es für das beste, dem Rat unseres roten Freundes zu folgen. Wir sind ja sicher, von den Apachen freundlich aufgenommen zu werden, und bei ihnen werden wir dann genau erfahren, in welcher Weise unser Weg fortzusetzen ist.“
„Ja, gehen wir zu den Apachen!“ sagte auch Emma Arbellez. „Dort in der Nähe liegt Fort Guadeloupe, wo ich Verwandte habe, welche sich freuen werden, mich zu sehen. Bei ihnen war ich damals gewesen, als ‚Bärenherz‘ und Anton mich aus der Gefangenschaft der Comanchen erretteten.“
„Wer sind diese Verwandten?“ fragte Sternau.
„Es ist die Familie Pirnero. Er ist ein Deutscher, und seine Frau war meine Tante, die Schwester meines Vaters.“
„Ich bin in der Nähe von Fort Guadeloupe gewesen, aber nicht hineingekommen; darum kenne ich den Namen Pirnero nicht. Es wird allerdings von großem Nutzen sein, wenn Sie dort Verwandte haben. Sind wir zu einem Aufenthalt gezwungen, so haben Sie nicht nötig, bei den Apachen zu bleiben. Ich schlage also vor, unsere jetzige Richtung beizubehalten und zu den Apachen zu gehen.“
Dieser Vorschlag wurde angenommen. Man folgte dem linken Arm des Flusses und bog dann rechts nach der Sierra Carmen hinüber. Dieses Gebirge wurde glücklich überstiegen, und nun hielten die Reisenden auf den Rio de Conchas zu, jenen Fluß, an welchem die französische Kompanie nach Norden gezogen war, um Fort Guadeloupe zu überfallen.
Die Karawane bot einen kriegerischen Anblick. Sie war mit guten Pferden beritten und mit kräftigen, ausdauernden Packpferden versehen. Die Männer sowohl, als auch die beiden Damen waren sehr gut bewaffnet, und da sich unter ihnen Leute befanden, welche zu den berühmtesten Jägern gehörten, so brauchten sie vor dem kommenden eigentlich keine große Sorge zu haben.
So waren sie ganz in die Nähe des Rio Conchas gekommen und erreichten die Straße, welche von Chihuahua nach El Paso del Norte geht.
Unter dieser Straße darf man sich aber nicht einen wohlchaussierten Verkehrsweg vorstellen. Es war ja nicht einmal die Spur eines Weges oder Pferdes zu sehen; aber über dieses ebene Grasland mußte ein jeder reiten, welcher von einer der beiden Städte nach der anderen wollte.
Eigentlich war es ihre Absicht, diese Straße quer zu durchschneiden, aber da man sich in der Nähe der indianischen Weideplätze befand, so war Vorsicht notwendig. Daher war Sternau mit ‚Bärenherz‘ vorangeritten, um sich keine Spur entgehen zu lassen. Es gab hier zwar offene Prärie, aber hier und da war doch ein Gebüsch zu sehen, welches die Aussicht verdeckte.
Ein solches Buschwerk gab es auch jetzt zu umreiten. Sie bogen also um dasselbe herum und hielten augenblicklich an, denn fast waren sie mit einem Reiter zusammengestoßen, welcher im Begriff gestanden hatte, von jenseits an den Sträuchern vorüber zu kommen. Auch er parierte sein Pferd, augenscheinlich ganz ebenso überrascht wie sie.
Es war ein kleiner Kerl in einem alten Trapperanzug. Seine Waffen waren alt und der Lauf seiner Büchse schwarz gerostet, aber er machte ganz und gar nicht den Eindruck eines Mannes, der nicht in diese wilde Gegend gehöre, zumal er außerordentlich gut beritten war. Sein Pferd war ein feiner Mustang, welcher eine sehr gute, indianische Dressur besaß, was man deutlich bemerken konnte, als er ihn parierte und rasch zur Seite riß, um augenblicklich zum Kampf gerüstet zu sein.
„Zounds, Donnerwetter!“ rief er englisch. „Wer seid Ihr?“
Sternau hatte sich in Guyanas neu gekleidet, und da dort nichts anderes zu finden gewesen war, so trug er mit allen seinen Begleitern, auch ‚Bärenherz‘ und ‚Büffelstirn‘, die in Mexiko gebräuchliche Tracht.
Deshalb mußte der Mann die beiden für Mexikaner halten. Er hatte im Nu die Büchse erhoben und hielt sie zum Schuß
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