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47 Ronin: Der Roman zum Film (German Edition)

47 Ronin: Der Roman zum Film (German Edition)

Titel: 47 Ronin: Der Roman zum Film (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Joan D. Vinge
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und seiner zerrissenen Muskeln endlich an einen Ort zu verschwinden schien, der weit von seinem Bewusstsein entfernt war. Weiter, als die Gewissheit, dass er sich inmitten eines Traums befand.
    Der Gedanke, dass es vielleicht
wirklich
nur ein Traum war, die Auswirkungen des Deliriums, und die darauffolgende Sicherheit, dass dem nicht so war, brachte diesen anderen, unergründlichen Schmerz zurück, den er verspürt hatte, als sie seine Hütte betreten hatte.
    Unergründlich
? Nein, nicht unergründlich. Es war ihr Anblick hier, in seiner Welt, der ihn ausgelöst hatte. Doch der Schmerz kam aus einem unerreichbar tiefen Winkel seiner Seele, und er konnte nichts tun, um ihn zu unterdrücken.
    Er versuchte, sich wieder auf die körperlichen Qualen zu konzentrieren, als sie begann, die Stellen um seine tiefste, schlimmste Wunde zu säubern – die das Horn des
kirin
gerissen hatte. Kai zog sogar diesen Schmerz dem vor, den ihre Nähe in ihm auslöste.
    »Das hätte sich längst jemand ansehen müssen«, sagte sie, als sie das volle Ausmaß der Wunde entdeckte. In ihre Sorge mischte sich eine Spur scharfer Ärger, obwohl er wusste, dass dieser nicht auf ihn gerichtet war.
    »Es gab andere, die behandelt werden mussten«, murmelte er, als wäre seine Wunde nur ein Kratzer. Es gelang ihm, seine Stimme unter Kontrolle zu halten, genau wie seinen Körper, obwohl ihre Hand nun nicht mehr so ruhig war. Schließlich war es nicht allein die Schuld der anderen gewesen, dass seine Wunden ignoriert worden waren. Auf dem Rückweg nach Ako hatte er versucht, unsichtbar zu bleiben.
    Mikas Berührung verschwand von seinem Rücken. Er wartete verwirrt, während sie für einen langen Moment hinter ihm hockte ... So lange, bis er stattdessen beinahe ihren Blick auf seinem Körper spüren konnte, als sie das Geflecht alter und neuer Narben betrachtete, das seine Haut überzog.
    »Warst du bei Yasuno, als er das Biest getötet hat?«, fragte sie.
    Erschrocken zögerte Kai. Dann schloss er die Augen und nickte. Er war froh, dass er ihr nicht in die Augen sehen musste.
    »Man erzählt, er wäre sehr tapfer gewesen«, fuhr Mika fort, und nun hörte er leisen Zweifel in ihrer Stimme.
    »Ja«, sagte er. Es war das einzige Wort, das er hervorpressen konnte. Seine Hände verkrampften sich auf seinen Knien, obwohl er vollkommen stillsaß.
    »Mein Vater möchte, dass er anstelle von Hazama für uns bei dem Turnier kämpft.«
    Das Turnier war das Hauptereignis beim Besuch des Shoguns
. Fast hätte Kai die Kontrolle über seinen Körper verloren, als die Wut den Schock ablöste.
Natürlich
. Yasuno war für alle Bewohner von Ako der große Held der Jagd – für alle, bis auf eine Person, die die Wahrheit kannte. Kai atmete tief und gleichmäßig ein. Es würde ihm gefallen, zuzusehen, wie Yasuno in einem echten Kampf vor dem Shogun und den wichtigsten Herren des Landes gedemütigt wurde.
    Aber das würde Schande über Ako bringen.
    Im Moment war Yasuno der am wenigsten ehrenhafte Samurai, den er kannte, und weit davon entfernt, der beste Kämpfer zu sein. Aber es würde nichts bedeuten, auch nicht für Fürst Asano, wenn Kai versuchte, Yasuno als Lügner zu entlarven. Sein Wort würde gegen Yasunos stehen. Und trotz allem, was er nicht war, war Yasuno doch ein Samurai – und nach dem Gesetz gab es keine Gerechtigkeit, keine Wahrheit, die die Blutlinie, die die beiden voneinander trennte, hätte überwinden können.
    Kai merkte, dass er nicht geantwortet hatte ... und dass er hier nicht ewig stumm sitzen konnte. »Yasuno ist ein fähiger Schwertkämpfer«, war das Einzige, das er herausbringen konnte, ohne daran zu ersticken.
    »Aber es steht so viel auf dem Spiel«, erwiderte Mika. »Der Shogun und seine höchsten
daimyō
sehen zu – es ist wichtig, dass wir gut abschneiden.«
    Er drehte sich zu ihr um, weil er nun deutlich den Zweifel in ihrer Stimme gehört hatte.
Warum erzählte sie ihm das in einem so bekümmerten Ton?
Er wusste, dass dieses Mal keine Antwort von ihm erwartet wurde, weder auf ihren Kommentar noch auf seine eigene Frage. Es stand ihm nicht zu, etwas zu sagen ... egal, was passieren würde.
    Mika legte ihre Hände genauso behutsam wie zuvor auf seinen Rücken. Sie beendete die Reinigung der Wunde und nahm eine frische, aufgerollte Baumwollbandage aus dem Ärmel ihres Kimonos. Sie wickelte sie um seinen Körper und die Schulter, sodass die schlimmsten Wunden geschützt waren.
    Er spürte, dass sie die Enden der Bandage befestigte

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