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47 Ronin: Der Roman zum Film (German Edition)

47 Ronin: Der Roman zum Film (German Edition)

Titel: 47 Ronin: Der Roman zum Film (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Joan D. Vinge
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und dann berührten ihre Hände ihn nicht mehr.
Endlich
. Er stand auf und zog das Oberteil seines Kimonos wieder zurecht, unendlich erleichtert, dass er nicht mehr halbnackt vor ihr kniete. »Danke«, murmelte er. Er hatte ihr den Rücken zugewandt und wartete, dass sie aufstand und ging.
    Für einen weiteren endlosen Moment saß sie einfach nur da. Er spürte ihre Sehnsucht wie ein Lied ohne Worte oder Musik. Es brachte seine eigenen Gefühle zum Klingen, bis er kaum noch atmen konnte.
    »Ich habe die Schande in Yasunos Augen gesehen, als man ihn gelobt hat«, erzählte Mika, als könne sie nicht anders. Dieses Mal waren ihre Worte eine Herausforderung.
    Er drehte sich um und erwiderte endlich ihren Blick. Ihr standen Tränen in den Augen, die erfüllt waren mit Sympathie für ihn und Wut gegenüber denen, die seine Ehre und beinahe auch sein Leben gestohlen hatten.
Sie wusste es. Sie musste erkannt haben, dass ihre Vermutung richtig war, als sie seine Wunden gesehen hatte. Auch wenn er kein Wort gesagt hatte
.
    »Selbst wenn du versuchst, ihnen zu helfen, hassen sie dich«, sagte sie mit zitternder Stimme.
Warum ...?
, fragten ihre Augen – nicht ihn, sondern die Götter.
    Es war die gleiche Frage, die so viele Jahre in den Tiefen seiner Seele begraben gewesen war, dass er aufgehört hatte, sie zu stellen. Es gab darauf keine rationale Antwort. Es gab dafür genauso wenig einen Grund, wie dafür, dass Mikas Vater in ihm genug Menschlichkeit gesehen hatte, um ihm ein menschliches Leben zu gewähren, aber – weil Kai nicht als Samurai geboren worden war – selbst die unschuldige Freundschaft zweier Kinder unterbunden hatte.
    Fürst Asano hatte ihm ganz offen gesagt, wie die Konsequenzen aussehen würden, für Mika ... und für ihn, wenn sie so weitermachten wie zuvor, wenn aus ihrer Freundschaft je mehr werden würde. Er hatte sich Kais Frustration, seine Trauer, seinen Protest mit einer Geduld angehört, die, wie Kai inzwischen klar war, eines Buddhas würdig war, wenn man bedachte, dass Fürst Asano ein Samuraiherrscher war, der mit einem
hinin
-Mischlingsjungen sprach.
    Aber Fürst Asano hatte ihn auch gezwungen, zu verstehen, was es bedeutete, ein Mensch zu sein, aber kein Samurai. Ein Mensch zu sein – und doch nicht. »Die Samurai deines Vaters haben mich immer so gut behandelt, wie es von ihnen zu erwarten war.« Er senkte den Blick und erkannte die Resignation in seiner Stimme.
    »Und das ist alles, was du erwartest?«, fragte Mika. In ihren Augen brannte noch immer die Leidenschaft, aber nun sah sie ihn direkt an, zwang ihn, ihren Blick zu erwidern.
Du hast ein
kirin
getötet!
, stand in ihnen geschrieben. Du,
nicht Yasuno. Du bist derjenige mit dem Herz eines Samurai, der Ehre eines Samurai. Du verdienst das Lob und die Belohnung ... die Falkenfeder zu tragen. Den Namen zu tragen. Mein Geliebter zu sein ... Warum willst du es nicht?
Ihre Hände zitterten.
Warum nicht?
    »Ich kenne es nicht anders ...« Er blickte nach unten, als er die Worte eines Feiglings sprach und sich weigerte, ihre Herausforderung anzunehmen.
    Ihre dunklen, glänzenden Augen funkelten noch stärker, als die Enttäuschung in ihnen aufstieg wie Tränen. »So muss es nicht sein, Kai ...«
    Er drehte sich abrupt um, konnte sie nicht mehr ansehen. Sein eigenes Verlangen und seine Frustration waren zu schwer zu ertragen. »Seid Ihr allein gekommen?«, fragte er und starrte ins Feuer.
    »Schickst du mich fort?« Sie beantwortete seine Frage mit einer Gegenfrage, zwang ihn, eine Entscheidung zu treffen, die Worte auszusprechen ... Sie zu ihrem eigenen Besten fortzuschicken, weil sie es niemals verstehen würde.
    Als Samuraifrau war die Ehre ihr höchstes Gut, und wenn sie sie für ihn opferte, würde sie alles verlieren. Wenn sie versuchten, hierzubleiben und sich heimlich zu treffen, würde Ako sie auseinanderbringen. Wenn sie gemeinsam wegliefen, gab es keinen Ort, an dem sie vor der Vergeltung sicher wären. Ihre Beziehung war verboten – und Mika war die Tochter des
daimyō
. Wenn sie gemeinsam Ako verließen, würde die Kunde bald das
bakufu
, die Regierung, erreichen, und man würde sie bis in den Tod jagen.
    Götter, hätte ihn das
kirin
doch nur getötet
. Es war ganz einfach: Wenn er nicht verwundet worden wäre, wäre sie nie hergekommen. Dann hätte er niemals diesen nächsten Moment ertragen müssen, in dem er aussprach, was er nicht sagen wollte. Er wäre lieber gestorben, als mit diesen Worten weiterzuleben.
    Schließlich

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