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47 Ronin: Der Roman zum Film (German Edition)

47 Ronin: Der Roman zum Film (German Edition)

Titel: 47 Ronin: Der Roman zum Film (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Joan D. Vinge
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war stets gewesen, dass sie Ako so sehr liebte, dass es ihr das Herz brechen würde, ihr Land nie wiederzusehen. Das hatte ihn zum Schweigen gebracht. Ihr Vater konnte sehr gut verstehen, warum sie ihre Heimat mit ihrer strahlenden Schönheit und dem Reichtum an Traditionen so sehr liebte. Außerdem vermutete sie, dass ihm die Einsamkeit ebenfalls das Herz brechen würde, wenn sie fortginge.
    Dass sie Ako so sehr liebte, dass sie sich nicht vorstellen konnte, es je zu verlassen, war die volle Wahrheit. Sie liebte die Würde und Verantwortung, die die Weisheit ihres Vaters ihr eingebracht hatte. Er behandelte sie beinahe so, als wäre sie seine Erbin. Aber das waren nicht die einzigen Gründe, warum sie es nicht ertragen könnte, wegzugehen.
    Den wichtigsten Grund würde ihr Vater nie verstehen – und sie konnte ihn ihm nicht gestehen: Sie liebte Kai, und Kai war hier. Sie hätte ebensogut in Prinz Genji verliebt sein können, einen Traummann, der nur auf den Seiten eines Buches lebte, das die Dame Murasaki vor siebenhundert Jahren geschrieben hatte.
    Mika wusste mehr über Prinz Genji als über Kai. Und sie konnte genauso wenig mit Kai zusammen sein wie mit Genji. All die Jahre hatte sie nichts tun können, außer ihn aus der Ferne zu beobachten ... und zu wissen, dass immer wenn ihre Augen ihn fanden, sein Blick bereits auf ihr ruhte.
    Einer ihrer Begleiterinnen entfuhr ein erschreckter Laut und sie zeigte nach vorne. Mika sah auf und sah endlich Kais Hütte vor sich. Es war ein kleines, windschiefes Ding, das nicht einmal wie das Haus eines Bauern wirkte, sondern eher wie die Hütte eines asketischen Mönchs. Über die Jahre hatte er mit Materialien, die er in verlassenen Häusern oder im Wald gefunden hatte, neue Teile an seine temporäre erste Unterkunft angebaut ... fast, als hätte er, je länger er hier wohnte, angefangen, an eine Zukunft zu glauben.
    Kurz bevor sie das Haus erreichten, entdeckte Mika einen kleinen Gebetsschrein aus Steinen. Er war nicht dagewesen, bevor Kai gekommen war. Nur er konnte ihn gebaut haben. Der Gedanke, dass Kai zu den Göttern beten könnte, überraschte sie ... Vielleicht, weil er ihr, als sie beide noch klein waren, immer vorgekommen war, als wäre er selbst eher dem Reich der Götter oder Buddhas entstiegen, als ein einfacher menschlicher Junge zu sein.
    Sie blieb stehen und blickte auf den Schrein hinunter. Sie verbeugte sich ehrfürchtig und klatschte in die Hände, um das Mitgefühl Buddhas zu wecken und alle Bodhisattvas, den Gott oder die Göttin des Schreins anzurufen, ihr zuzuhören. Sie neigte demütig den Kopf und legte ihre Hände ein letztes Mal gegeneinander. Stumm betete sie, dass Kai in dieser Nacht die Tür, die sie von ihm trennte, unverriegelt gelassen hatte. Sie ging weiter, und ihre Dienerinnen folgten ihr leise. In ihren eigenen Ohren klang ihr Herzschlag ebenso laut wie ihr Klatschen.
    Im Laternenlicht sah Kais Haus aus wie etwas, das einfach hier Wurzeln geschlagen und aus dem Boden heraus gewachsen war. Aber Dutzende von buddhistischen Gebetsbändern, einige ausgeblichen, andere noch leuchtend rot und mit goldenen
kanji
– den Farben Akos –, hingen über der Tür und flatterten in der sanften Abendbrise.
    »Wabi-sabi ...«
, murmelte eine ihrer Dienerinnen voller Bewunderung, und Mika stockte der Atem.
    »Ja«, flüsterte sie.
    Wabi-sabi: Ein Ding von solch unerwarteter Schönheit in all seinen nicht zusammenpassenden und zufälligen Teilen, dass man es mit der Seele betrachten musste:
    Schönheit war einzigartig und wurde aus dem Zufall geboren
...
    ...
man musste sich daran erfreuen, so lange man Augen hatte, um sie zu betrachten
...
    ...
weil Schönheit, wie das Leben selbst, vergänglich war
...
    ...
und das Glück schwinden würde, wie
sakura-
Blüten
...
    Die Worte von Philosophen und heiligen Männern erklangen in ihren Gedanken. Verwundert fragte sie sich, wofür Kai betete und ob sie es je erfahren würde.
    Sie bedeutete ihren Begleiterinnen, zu bleiben, wo sie waren. Sie hatte ihnen bereits eingeschärft, dass sie leise zu sein hatten, während sie warteten.
    Zu bitten, war eine vergängliche Schande, nicht zu bitten, eine ewige
.
    Sie biss sich auf die Lippen wie ein Kind, als sie ihre Hände an Kais Tür legte.

3
    Kai kauerte auf seinem Bett – der zurückgelassenen Schlafmatte eines Reisenden, auf der er kaum genug Platz hatte, um sich auszustrecken –, wo er an diesem Nachmittag endlich zusammengebrochen war. Er war nicht einmal in

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