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47 Ronin: Der Roman zum Film (German Edition)

47 Ronin: Der Roman zum Film (German Edition)

Titel: 47 Ronin: Der Roman zum Film (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Joan D. Vinge
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undeutlichen, unbekannten Hintergrund über ihm im Lampenlicht schwebte.
    Jemand stützte ihn, als ein paar Schlucke Wasser von einer Schöpfkelle in seinen Mund und seinen Hals hinunter rannen. Der Rest des Wassers wurde ihm kurzerhand über den Kopf gegossen, sodass er pitschnass war und keuchte.
    »Schmeißt ihn raus«, sagte Oishi.
    Horizontale und Vertikale veränderten sich, und Kai wurde übel, als ihn zwei Paar starke Arme packten und durch eine Tür in den kalten Nieselregen schleppten, der an seiner Haut klebte wie Spinnweben. Der Regen wurde stärker, während die Männer ihn zwangen, einen großen freien Platz zu überqueren. Er wusste nicht, wo sie ihn hinbrachten.
    Endlich, durch den Schleier des Schmerzes, hörte er, wie mit einem reibenden Quietschen der kleine Einlass am äußeren Tor geöffnet wurde. Kai hob den Kopf und konnte hinter der Flut von Laternenlicht außerhalb der Mauer nichts erkennen. Es war so, als hätte sich die Welt dahinter im Regen aufgelöst. Die Männer, die ihn zum Tor geschleppt hatten, schoben ihn hindurch in die Welt da draußen.
    Er landete mit dem Gesicht im Schlamm vor dem Burgtor. Hinter ihm schnitt das Geräusch des zugeschlagenen Tors durch den zäher werdenden Schlamm seiner Gedanken und war gerade laut genug, um ihn bei Bewusstsein zu halten. Er strengte sich an, sich aufzurichten, bevor er im Schlamm ertrank. Sein geistloser Überlebensinstinkt versuchte, seinen Körper wieder auf die Beine zu bringen …
nur auf die Hände und Knie … nur

    Er drückte sich weit genug nach oben, um sein Gesicht aus dem Matsch zu heben und einzuatmen. Dann rollte er sich mit letzter Kraft auf den Rücken und blieb still liegen. Der Regen strömte auf ihn herunter wie die Tränen oder der Zorn des Himmels, um ihn entweder von seinen Sünden zu reinigen, oder ihn endlich zu ertränken …

7
    Brennende Asche glimmte in einer antiken Schale in Fürst Kiras Gemächern in der Burg Ako. Mitsuke schaute in die ausgehende Glut und betrachtete die zerbrochenen Hirschknochen, die vor Hitze glühten. In den schwachen Umrissen ihrer Muster zeigte sich ein Flüstern des größeren Musters, das von der unsichtbaren Hand des Schicksals gewoben wurde. Es war der richtige Moment – im Herzen der Dunkelheit, wo das einzige Licht von den glimmenden Zeichen kam, die sie aus einer zarten Rauchwolke hervorzauberte.
    Sie sah auf ins Gesicht ihres geliebten Herrn, das vom gleichen Licht beschienen wurde, und lächelte. »Asanos Geist ist in Aufruhr. Es ist Zeit.«
    Als sie ihm in die Augen sah, verengte sich plötzlich die Pupille ihres blauen Auges. Es war das Auge, das mit der Gabe der Einsicht gesegnet war. Sie spürte, dass er zweifelte. »Wovor habt Ihr Angst, Herr?«, fragte sie leise und unterdrückte das animalische Verlangen, ihn bei der Kehle zu packen.
Menschen … Sie waren alle so schwach. Und doch

    »Beweist mir Euren Mut. Schenkt mir Euer Herz.« Sie rutschte dicht an ihn heran, schob geschickt seinen Kimono auseinander und ließ ihre Hand mit den langen Fingernägeln über seiner Brust abwärts gleiten. Sie hinterließ schwache Linien auf der weichen Haut über seinem Herzen und spürte, wie sein Herzschlag sich beschleunigte.
    »Danach gibt es kein zurück mehr«, flüsterte sie. »Ihr seid an mich gebunden und ich an Euch …« Seine Augen schlossen sich, und seine Lippen öffneten sich zu einem ekstatischen Seufzer, als sie ihn weiter liebkoste und den Gürtel seines Kimonos öffnete. »Weder Ströme von Blut noch Berge werden uns im Wege stehen. Auch nicht die Tränen der Witwen und Waisen.« Ihre Stimme nahm den singsangartigen Klang einer Beschwörung an. Sie spürte, wie sein Blut nun durch jedes seiner Gefäße rauschte, sah, wie die Venen an seinen Schläfen vor Begierde pochten.
Menschen. Es war so leicht … sie zu manipulieren und sogar noch leichter sie zu töten. Und doch

    »Findet Euren Neid und Euren Hass«, befahl sie und ihre Nägel gruben sich wie Klauen in sein Fleisch. Er schrie auf, aber nicht vor Schmerz. Sie zog eine lange Nadel aus ihrem hochgesteckten Haar und stach sie in eine Vene an seinem Handgelenk. Mit der anderen Hand fing sie die Blutstropfen auf. »Und ich werde Euch alles geben, was Ihr begehrt …«
    Die geflüsterten Worte, die ihn in ihren Bann gezogen hatten, veränderten sich zu einem anderen Sprechgesang, als sich in ihrer Handfläche eine groteske, tiefrote Spinne formte. Es war die Manifestation seines tiefsten Verlangens, seiner

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