47 Ronin: Der Roman zum Film (German Edition)
ebenbürtig gewesen war. Bevor er Erleuchtung durch die Wahrheit von Buddhas Worten über liebevolle Güte gefunden hatte, die
niemanden
ausschloss.
Diese Welt, die von Männern regiert wurde, würde ihren Geist und ihr nobles Herz brechen, wenn sie die Chance bekam. Sie würde aus der Samurai eine gewöhnliche Frau machen – eine »nutzlose Kreatur« – etwas, das weniger Wert war als ein Mensch, egal wie ungerecht dieses Schicksal wäre …
Genau, wie sie es vor langer Zeit mit dem einzigen Mann getan hatte, den Mika je genug geliebt hatte, um ihn heiraten zu wollen
.
Er erkannte, dass all seine Anstrengungen, sie vor der Welt, in der sie lebten, zu schützen, vollkommen vergebens gewesen waren. Weil er niemals erleuchtet genug gewesen war, um seinen Geist aus den starren Barrieren zu befreien, die ihre Gesellschaft in Stände teilten … die Wahrheit über Kai zu erkennen, die seine Tochter sofort erkannt hatte, als sie ihn zum ersten Mal gesehen hatte.
Obwohl Kai sich als menschlich, loyal, hart arbeitend, intelligent, geschickt und vertrauenswürdig erwiesen hatte, hatte es niemand in der Burg je gewürdigt, außer Mika. Nicht einmal er selbst. Er hatte nicht einmal in Betracht gezogen, seine Tochter mit einem Halbblut zu vermählen. Er hatte Kai von einem Ausgestoßenem in den Stand eines einfachen Bauern erhoben – besser dran und besser geschützt als die meisten, weil er ein Diener der Asano-Familie war.
Aber allem Weiteren hatte er sich verschlossen – selbst der Vorstellung, die inzwischen so offensichtlich war, dass Kai der Grund war, warum Mika es immer abgelehnt hatte, zu heiraten … Er hatte nie vermutet, dass ihre Gefühle füreinander noch immer so tief waren. Und es wäre ihm nie in den Sinn gekommen, ihnen eine Hochzeit zu ermöglichen, indem er Kai als seinen Erben adoptierte. Wenn Kai als Samurai geboren worden wäre, selbst von niederstem Rang, hätte Asano die Wahrheit erkannt und vor langer Zeit die Initiative ergriffen.
Wenn Mika es ihm nur gebeichtet hätte
… Aber er wusste, warum sie das nicht getan hatte. Und nun war es zu spät, um daran etwas zu ändern.
»Lass nicht zu, dass sie dich weinen sehen«, murmelte er. »Zeig all diese edlen Herren und ihren Samurai, dass sie viel von den Frauen von Ako lernen können.«
Mika lockerte ihre Umarmung. Langsam trat sie weit genug zurück, dass sie ihm in die Augen sehen konnte. Ihre Hände umklammerten seine Arme, und er sah, dass sie die Tränen zurückdrängte, um seinen Blick mit der gleichen Entschlossenheit zu erwidern, die sich in seinem widerspiegelte. Ihre Hände ließen ihn los, und sie stand kerzengerade vor ihm. Ihr Gesicht zeigte nichts anderes als Stolz.
Er lächelte sie an. Aus seinem Stolz wurde Zärtlichkeit. »Diese Welt ist nur eine Vorbereitung auf die nächste. Alles, worauf wir hoffen dürfen, wenn wir sie verlassen, ist, dass wir geliebt haben. Und geliebt wurden.« Er nahm eine ihrer Hände in seine. »Gib nicht auf, nur weil ich fort bin.«
Gib niemals auf, wenn du glaubst, dass deine Sache gerecht ist
.
Mika kämpfte noch immer mit den Tränen, als sie zurücktrat, um ihn durchzulassen. Oishi, sein Beschützer und wahrster aller Freunde, ging hinter ihm zu einem Ort, an den sie ihnen nicht folgen durfte. Aber es gab einen Ort, jenseits dieser Mauern, an dem sie sich eines Tages wiedersehen würden … Sie glaubte mit ganzem Herzen daran, obwohl sie nicht wusste, was sie nun tun sollte und wie sie die Zeit ertragen sollte, bis dieser Tag kam … Irgendwann, irgendwo in der Zukunft oder im Reich der Götter.
Der Shogun und sein Hofstaat von Beratern und Räten und der Zug der
daimyō
hatte die Große Halle zuerst betreten, um ihre zugewiesenen Plätze einzunehmen, während die Wachen Fürst Asano und Oishi vor der Tür warten ließen. Weitere Wachen hielten die Diener, unter denen sich auch Mika befand, davon ab, in der Nähe zu warten.
Die beiden Männer standen schweigend zusammen, keiner von beiden wagte es, über mehr als das Wetter zu sprechen. Ihre Selbstbeherrschung rückte mit jedem Moment näher an ihre Grenzen. Endlich öffneten sich die schweren Holztüren der Großen Halle, in die kunstvoll das Asano-
mon
geschnitzt war, und erlaubten ihnen, einzutreten.
Sie durchquerten unter den grimmigen Blicken des versammelten Adels die breite Halle bis zu ihrem Platz in der Mitte. Dort hatte man auf einem blütenweißen Stofftuch, das einen Teil der Tatami bedeckte, einen kleinen, niedrigen Tisch
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