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47 - Waldröschen 06 - Am Teich der Krokodile

47 - Waldröschen 06 - Am Teich der Krokodile

Titel: 47 - Waldröschen 06 - Am Teich der Krokodile Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karl May
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Leutnant. Diese Affäre ist nicht etwa sehr ehrenhaft für Sie.“
    „Ich weiß das selbst. Sie wundern sich, daß ich überhaupt davon erzähle.“
    „Natürlich. Dergleichen Dinge verschweigt man am liebsten.“
    „Erstens wollte ich Ihnen beweisen, daß auch der größte Ehrenmann nicht vor Ohrfeigen sicher ist.“
    „Ich danke für diesen Beweis.“
    „Und sodann sehen Sie ja mein Gesicht. Wie sollte ich Ihnen die Geschwulst desselben erklären?“
    „Ein Sturz“, lächelte der Oberst.
    „Hätten Sie dies geglaubt?“
    „Aufrichtig gesagt, nein.“
    „Sie sehen also, daß ich recht habe, Ihnen kein Hehl aus dem Geschehenen zu machen. Der Teufel aber weiß, wie lange diese impertinente Geschwulst anhalten wird.“
    „Ist etwas Innerliches verletzt?“
    „Nein.“
    „So rate ich Ihnen, rohes Fleisch aufzulegen, und zwar sofort.“
    „Woher es bekommen?“
    „In Magdeburg. Wir werden sogleich die Station vor dieser Stadt erreichen. Am Büffet oder in der Küche gibt es auf jeden Fall rohes Fleisch. Sie können es gut auflegen, da wir uns allein im Coupé befinden. Wir fahren drei Stunden bis Berlin, bis dahin kann die bedeutendste Hitze bereits gewichen sein.“
    Sie fuhren jetzt eben in die Station ein, wo sie längere Zeit halten blieben. Dies fiel dem Obersten so auf, daß er das Fenster öffnete, um sich nach der Ursache dieser Zögerung zu erkundigen.
    „Schaffner“, fragte er, „warum wartet man so lange?“
    „Es ist ein Extrazug angekündigt, welchen wir vorüberlassen müssen“, lautete die Antwort.
    Es dauerte auch nicht lange, so kam der Extrazug herangerollt. Er bestand aus der Maschine und nur einem Wagen. Aus dem einen Fenster des letzteren blickte ein Kopf, dessen Augen den hier haltenden Zug lebhaft musterten. Der Oberst erblickte den Kopf, trotzdem der Extrazug in außerordentlicher Geschwindigkeit vorüberrollte.
    „Himmelbataillon!“ rief er.
    „Was denn?“ fragte Ravenow.
    „Welch eine Nase das war.“
    „Wo?“
    „Aus dem Fenster guckte ein Kerl, der hatte eine Nase, fast so groß, wie eine Pflugschar.“
    „Ha! Größer kann sie unmöglich gewesen sein, als die Nase des Vagabunden, mit dem ich es heute zu tun hatte.“
    Jetzt setzte sich nun auch ihr Train wieder in Bewegung. Als sie Magdeburg erreichten, war von dem Extrazug bereits nichts mehr zu sehen. Da Ravenow es vermeiden wollte, sich erblicken zu lassen, so ging der Oberst an das Büffet und ließ sich ein Quantum roh gewiegtes Fleisch geben, welches er seinem Reisegefährten brachte. Dieser legte es, als sie wieder im Coupé saßen, in sein Taschentuch und band sich dasselbe auf das Gesicht, gerade als der Zug sich wieder in Bewegung setzte.
    Der Leutnant hatte das geschwulststillende Mittel kaum eine Minute aufliegen, so seufzte er erst leise und dann lauter auf und ließ dann sogar ein ziemliches Stöhnen hören.
    „Was gibt es? Was haben Sie?“
    „Wissen Sie genau, daß rohes Fleisch hilft?“
    „Ja. Es zieht in kürzester Zeit die Geschwulst zusammen.“
    „Aber es brennt verdammt.“
    „Das muß es auch.“
    „So sehr?“
    „Es wird wohl zum Aushalten sein.“
    Ravenow schwieg, begann aber bald wieder zu stöhnen. Er rückte auf seinem Platz hin und her und riß endlich das Tuch herunter.
    „Ich halte es nicht aus“, meinte er.
    „So schlimm kann es doch unmöglich sein“, sagte der Oberst verwundert!
    Da hielt Ravenow das Fleisch an die Nase.
    „Haben Sie gesagt, wozu Sie das Fleisch wollen?“ fragte er.
    „Nein, natürlich nicht.“
    „In welcher Weise verlangten Sie es?“
    „Ich fragte nach rohem Rindfleisch und erhielt die Antwort, daß solches in Stücken nicht mehr zu haben, sondern nur noch gewiegt vorrätig sei. Daher ließ ich mir von letzterem geben.“
    „Ohne zu fragen, ob es auch rein sei.“
    „Unsinn. Womit sollte man es verunreinigt haben.“
    „Verunreinigt nicht; aber hier, Oberst, riechen Sie einmal.“
    Er hielt dem Reisegefährten das Tuch mit dem Fleisch an die Nase.
    „Danke“, meinte der Oberst. „Ich habe niemals einen besonders scharfen Geruch gehabt, und heute leide ich an einem Schnupfen, welcher beinahe chronisch zu werden scheint. Ich rieche absolut nichts.“
    „So kosten Sie wenigstens einmal.“
    „Von dem Fleisch?“ fragte der Oberst erschrocken.
    „Ja.“
    „Welches sich in Ihrem Taschentuch befindet?“
    „Natürlich.“
    „Und welches Sie auf der geschwollenen Nase liegen gehabt haben?“
    „Ja.“
    „Donnerwetter! Da muß ich denn

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