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48 - Die Fehde von Antares

48 - Die Fehde von Antares

Titel: 48 - Die Fehde von Antares Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alan Burt Akers
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zurück. Ein wirres Knäuel aus verschiedenen Tauen lag unordentlich über der Lafette. Mir war bewußt, daß sich mein Gesicht sofort zu einer wütenden Fratze verzerrte, eine Reaktion, die ich nicht verhindern konnte – und auch nicht wollte.
    Ein paar Matrosen standen müßig direkt daneben. Wenigstens waren sie so schlau, nicht miteinander zu plaudern.
    Ich brüllte los.
    »Bringt die Taue in Ordnung, ihr faulen, nichtsnutzigen Kerle!« Ich starrte einen Bootsmann an. »Gib ihnen dein Tauende zu schmecken!«
    Er war ein stämmiger, abgerissen aussehender Bursche namens Joachim, und er zuckte zusammen und stieß ein schnelles »Aye aye, Sir!« aus, bevor er sein Tauende kräftig durch die Luft pfeifen ließ. Es klatschte gegen engsitzende weiße Hosen.
    Die Matrosen stürzten sich auf die Unordnung. Dabei verfing sich ein Tau unter der Karronade. Was dann geschah, ließ mich blinzeln und die Augen zukneifen, um sie in völligem Unglauben wieder weit aufzureißen.
    Zwei der Seeleute hoben einfach die Karronade in die Höhe, während andere das Tau befreiten. Dann wurde das Geschütz wieder abgesetzt.
    So etwas konnte es nicht geben. Aber ich hatte es gesehen!
    Ich legte eine Hand an den Kopf. Der Schmerz war nicht zurückgekehrt, aber ich fühlte mich völlig desorientiert. Verlor ich den Verstand?
    Ich wollte gerade Doktor Worthing fragen, was er gesehen hatte, als er mir mit seinen Worten zuvorkam. »Ein Boot hält auf uns zu, Mr. Prescot. Ich frage mich, was man von uns will.«
    Trotz meiner Verwirrung entging mir nicht, daß er richtiggehend alarmiert war. Er hüpfte förmlich von einem Fuß auf den anderen und starrte über das Schanzkleid, wobei sein schmales Gesicht einen noch abgehärmteren Ausdruck annahm. Er sah richtig krank aus.
    Die Hafenbeamten statteten einem eingelaufenen Schiff immer einen Besuch ab – der Hafenmeister würde ihnen sonst Bescheid stoßen –, und so konnte ich nicht verstehen, was dem Arzt solche Sorgen bereitete. Er war offensichtlich tief verstört.
    Aber das war nur ein Teil seines rätselhaften Benehmens. Ich versuchte in der Zwischenzeit mit meinem benebelten Verstand zu begreifen, was mit der Karronade passiert war. Die Männer hatten nicht einmal Handspaken benutzt! Ein Ruf von dem näher kommenden Boot riß mich aus meinen Gedanken, ich würde dieses Rätsel später lösen müssen. Doch es war schon merkwürdig, verdammt merkwürdig!
    Das Boot legte an, und als erster stieg ein kräftig aussehender Leutnant an Deck. Er kam, ohne ein Wort zu verlieren oder zu salutieren, einfach an Deck und marschierte direkt auf uns zu. Ich holte schon tief Luft, um ihm wegen eines derartigen Bruchs der Seemannsetikette gehörig die Meinung zu sagen, als mir der völlig unzureichende Zustand seiner Uniform die Sprache verschlug.
    Der Kerl war hochgewachsen und hatte helles blondes Haar und ein braungebranntes, strahlendes Gesicht. Dafür ließen die Knöpfe seiner Uniform jedes Strahlen vermissen; sie waren genauso verdreckt wie die Schnallen seiner Schuhe. Er trug auch keinen Hut. Ich öffnete den Mund, klappte ihn aber sofort wieder zu und starrte den jungen Mann entsetzt an.
    Doktor Worthing stieß eine Art Wimmern aus und suchte in Windeseile hinter meinem Rücken Schutz.
    Die seltsame Uniform des stämmigen Leutnants zerriß an Armen und Beinen. Die dreckigen Knöpfe schossen wie Kugeln durch die Luft. Der Mann quoll auf, wuchs in die Höhe. Die Schuhe zerplatzten, und er kam auf flachen, haarigen Füßen näher. Die Uniform löste sich in ihre Bestandteile auf, während ihrem Träger Haare aus Gesicht und Oberkörper sprossen. Er wuchs noch immer in die Höhe. Arme streckten sich, behaarte Krallen peitschten in einer Geste unkontrollierter Wut durch die Luft. Der Mann verwandelte sich in ein Ungeheuer, einen Dämon aus der Hölle. Er brüllte seine sinnlose Wut heraus und stürzte sich auf uns, aus der breiten, bösartigen, reißzahnbewehrten Schnauze spritzte weißer Geifer.
    Vom Blutrausch gepackt, griff der Dämon an!
    Doktor Worthing krallte sich an meinem Rock fest und schrie.
    Er schrie ununterbrochen dasselbe Wort.
    »Ibmanzy! Ibmanzy!«

5
     
     
    Ich, Dray Prescot, Lord von Strombor und Krozair von Zy, erinnerte mich. Ich erinnerte mich!
    Doch in der auf mich einstürzenden, lawinenartigen Bilderflut gab es nur eine einzige Erinnerung, die eine echte Bedeutung für mich hatte. Es war nicht das Wissen, wer ich war – Dray Prescot, der Herrscher hiervon und der König

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