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48 - Waldröschen 07 - Der Kaiser von Mexiko

48 - Waldröschen 07 - Der Kaiser von Mexiko

Titel: 48 - Waldröschen 07 - Der Kaiser von Mexiko Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karl May
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zog den nur halb willig folgenden Max, welcher von hinten von dem Adjutanten gedrängt wurde, aus dem Garten hinaus. Aber da kam ihnen eine neue Schar Republikaner entgegen.
    „Halt! Wer ist das? Wohin?“ rief der Führer derselben, indem er den Fliehenden den Degen vorhielt.
    „Was wollen Sie, Orbejo?“ antwortete Kurt. „Sehen Sie denn nicht, daß diese Señores friedliche Bürger sind?“
    „Bürger? Der Teufel mag das glauben!“
    „Ich kenne sie. Wollen Sie das etwa bezweifeln?“
    „Ah, wer sind denn Sie selbst?“
    Er trat nahe an Kurt heran, um ihm in das Gesicht zu blicken, und erkannte ihn.
    „Sie sind es, Señor Helmers?“ sagte er. „Das ist etwas anderes. Aber was haben diese beiden Hidalgos denn hier zu suchen?“
    „Sie sind vom Wein nach Hause gegangen und neugierig herbeigeeilt, als sie hier ein Geräusch vernahmen.“
    „Das glaube ich, das richtige Geräusch. Aber sie mögen ein anderes Mal ihre Nase unter das Bett stecken und nicht in eine solche Art von Geräusch. Lassen wir sie laufen.“
    Er entfernte sich nach dem Garten zu. Die Verstärkung war angekommen und drang in Masse vor.
    „Fort, fort! Geschwind“, bat Kurt, indem er den Kaiser eine Strecke weiterzog.
    Dort aber blieb Max stehen.
    „Lassen Sie“, sagte er in wunderbarer Ruhe. „Ich sehe jetzt ein, daß ich Ihnen hätte Gehör schenken sollen. Prinzessin Salm hat mir von Ihnen erzählt und auch da hatte ich keinen Glauben. Sie wollten mich retten und vermochten es nicht, denn Sie waren nicht so stark, wie das Schicksal, dem ich zu gehorchen habe. Nehmen Sie den innigsten Dank und leben Sie wohl!“
    Er drückte Kurt die Hand.
    „Majestät, Gott schütze Sie besser, als ich es vermochte!“ schluchzte der junge Mann.
    Die beiden anderen verschwanden im Dunkel der Nacht. Kurt aber stand da und lauschte auf ihre Schritte, die er längst nicht mehr hören konnte. Da schlug ihm jemand mit der Faust auf die Schulter.
    „Heda, Faulenzer! Was stehst du da und träumst? Auf zum Sieg! Hurra, die Republik! Hurra, Juarez! Hurra, Eskobedo und hurra unser Velez!“
    Da ergrimmte Kurt. Er hob den Arm und schmetterte den Mann nieder, als ob seine Faust ein Schmiedehammer sei.
    „Da, Schreihals!“ knirschte er. „Ich wollte, ich hätte in dir die ganze Menschheit zu Boden geschlagen. Fort, fort! Hier habe ich nichts mehr zu tun. Hier ist meines Bleibens keinen Augenblick länger.“
    Er wendete sich um und stürmte der Ausfallspforte zu. Er traf gerade einen Augenblick, in welchem niemand passierte, und gelangte in das Freie. Schweigend schritt er seinem Zelt zu. Dort trat ihm der ‚Kleine André‘ entgegen.
    „Endlich“, sagte dieser. „Wo ist der Kaiser?“
    „Da drin“, antwortete Kurt, nach der Stadt deutend.
    „Ist's nicht gelungen?“
    „Pah! Es wäre gelungen, aber er wollte nicht.“
    „Er wollte nicht? Gott, welche Torheit! Was wird Señorita Emilia dazu sagen. Nun kann ich ihn nicht retten. Aber, Herr Oberleutnant, warum wollte er denn eigentlich nicht?“
    „Lassen Sie mich in Ruhe, sonst schlage ich auch Sie nieder.“
    Er warf sich, unbekümmert um das, was draußen vorging, auf sein Lager und vergrub das Gesicht tief in die Decke. So lag er noch, als der Morgen anbrach, und so lag er noch am Mittag, als Sternau eintrat, um sich nach dem Grund des Fehlschlages ihres Planes zu erkundigen. Auch er hatte vergebens gewartet und vergebens seine Relais gelegt.
    Das Fort de la Cruz und die Stadt Querétaro befanden sich bereits beim Morgengrauen in Eskobedos Besitz, welcher überrascht herbeigeeilt war, als er hörte, daß die Seinigen ohne Schwertstreich eingedrungen seien.
    Der von den Belagerern eng umschlossene und schon früher von ihnen fast zerstörte Cerro de las Campanas, welchen der Kaiser glücklich erreicht hatte, konnte sich nur wenige Stunden halten.
    Um sieben Uhr sandte Max einen Parlamentär, um die Übergabe anzubieten, sie konnte nur auf Gnade oder Ungnade sein, und bereits um acht Uhr überlieferte er seinen Degen an den General Eskobedo.
    So fiel Querétaro mit seiner ganzen Besatzung in die Hände der Sieger.
    Kurz sei hier erwähnt, daß sich am neunzehnten Juni auch die Hauptstadt Mexiko an General Porfirio Diaz auf Gnade und Ungnade ergab, nachdem sich der schändliche Kommandant, General Marquez, heimlicherweise aus der Stadt geschlichen hatte. Und am siebenundzwanzigsten desselben Monats zogen die Scharen des Präsidenten siegreich auch in Vera Cruz ein.
    So kam es, daß Juarez die von

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