48 - Waldröschen 07 - Der Kaiser von Mexiko
den Franzosen verhöhnte und besudelte Fahne Mexikos, welche er bis nach Paso del Norte, dem äußersten Punkt des Reiches, gerettet hatte, triumphierend wieder in das Hochtal von Anáhuac zurückbrachte und auf der Plaza mayor von neuem aufpflanzte.
Die Republik war im ganzen Bereich von Mexiko neu hergestellt und die Autorität des Präsidenten Juarez wurde wieder anerkannt. Der Kaisertraum war ausgeträumt und – der Kaiser selbst? Wir werden sehen.
Am fünfzehnten Mai berichtete General Eskobedo folgendes an den Kriegsminister des Präsidenten in San Luis Potosí:
„Lager vor Querétaro, am 15. Mai 1867. Heute morgen um drei Uhr haben die Truppen das Fort La Cruz genommen, indem sie den Feind an jenem Punkt überrumpelten. Kurz darauf wurde die Garnison des Platzes gefangengenommen und die Stadt durch unsere Truppen besetzt, während der Feind mit einem Teil der Seinigen sich auf den Cerro de las Campanas zurückzog, in großer Unordnung und von unserer Artillerie auf das Wirksamste beschossen. Schließlich, etwa um die achte Stunde, ergab sich mir Maximilian auf Diskretion, ebenfalls auf dem erwähnten Cerro. Haben Sie die Güte, dem Bürger Präsidenten meine Glückwünsche zu diesem großen Triumph der nationalen Sache darzubringen. General Eskobedo.“
In dieser Depesche ist allerdings der Verrat des Obersten Lopez nicht erwähnt, aber höhere republikanische Offiziere pflegten, wenn darauf die Rede kam, diese Angelegenheit mit der Bemerkung zu beseitigen: „Solche Leute benützt man und gibt ihnen dann einen Fußtritt.“
Kaum war die Kunde erschollen, daß der Kaiser gefangen sei, so vereinigten die Vertreter fast aller Mächte sich in der eifrigsten Anstrengung zur Rettung des Gefangenen. Allein der Zapoteke schien taub zu sein. Wie konnte er auf die Vorstellungen von Mächten hören, welche seine Erniedrigung geduldet und das Kaisertum anerkannt hatten!
Der österreichische Gesandte in Washington wendete sich an die Regierung der Union mit der Bitte, die Begnadigung des Kaisers nachzusuchen, und diese wurde auch wirklich erhört. Aber der Zapoteke antwortete kurz:
„Ich gebe allerdings zu, daß der Prinz die Schuld eines anderen büßt, welcher weit schuldiger ist als er selbst, aber seine Invasion war ein Attentat auf die Unabhängigkeit meines Volkes, und daher ist es unmöglich, ihn zu begnadigen. Sollen wir in ihm den Mittelpunkt aller feindseligen Machinationen bestehen lassen? Es mag der Republik zum Ruhme gereichen, des Gefangenen Leben zu schonen, aber mit dieser Ansicht ist gegen die Logik der Notwendigkeit nicht aufzukommen. Juarez.“
Am einundzwanzigsten Mai hatte der Kaiser eine Zusammenkunft mit Eskobedo. Er erbot sich abzudanken und verlangte dafür Leben und sicheres Geleit aus dem Land für sich, seine deutschen Offiziere und Soldaten und ebenso für Mejia und seinen mexikanischen Privatsekretär. Miramon wurde ausgelassen. Juarez verwarf alle diese Punkte. Er hatte die Ansicht, daß ein gefangener Kaiser ohne Land und Volk ganz überflüssig von Abdankung spreche.
Und doch tat er noch einen Schritt, um Max zu retten. Er entzog nämlich den gegen diesen gerichteten Prozeß der gewöhnlichen Standrechtsübung und brachte denselben vor ein eigens zu diesem Zweck bestelltes Kriegsgericht.
Er wollte dadurch Zeit gewinnen, damit die Leidenschaften sich indessen abkühlen sollten. Währenddessen konnte er seinen Einfluß aufbieten, sodaß von dem Kriegsgericht nicht auf Tod, sondern auf einfache Landesverweisung erkannt worden wäre. Diese Absicht wäre wohl erreicht worden, allein gerade derjenige, welchen er retten wollte, arbeitete ihm entgegen.
Max nämlich setzte ein Schriftstück auf, in welchem er zugunsten des alten, schwachen Iturbida entsagte und die Herren Larez, Lakunza und Marquez zu Mitgliedern der Zwischenregierung ernannte, lauter Feinde des Präsidenten.
Außerdem wurden von verschiedenen Seiten Versuche unternommen, Max zu befreien. Dadurch wurde die Aufregung der Republikaner hochgradig erhalten, und Juarez sah sich gezwungen, nun endlich auf alles zu verzichten, was er zugunsten des Gefangenen hätte unternehmen können.
Das aus sieben Mitgliedern bestehende Kriegsgericht begann am dreizehnten Juni seine Sitzungen. Die Anklage lautete auf Verschwörung, Usurpation und das an den rechtmäßigen Verteidigern begangene Verbrechen der Ächtung. Mit angeklagt waren Mejia und Miramon. Am vierzehnten Juni, nachts elf Uhr, wurde gegen alle drei der Todesspruch
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