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48 - Waldröschen 07 - Der Kaiser von Mexiko

48 - Waldröschen 07 - Der Kaiser von Mexiko

Titel: 48 - Waldröschen 07 - Der Kaiser von Mexiko Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karl May
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meine die Hacienda del Erina.“
    Dieses Wort elektrisierte die beiden anderen.
    „Ja, die Hacienda“, stimmte André bei.
    „Ich war noch nicht dort“, meinte Kurt, „aber ich glaube, daß eine bessere Wahl nicht getroffen werden könnte. Wer aber bringt ihn hin?“
    „Ich“, antwortete Sternau.
    „Sie selbst? So müssen Sie Urlaub nehmen.“
    „Dessen bedarf es nicht. Ich bin mein eigener Herr und kann kommen und gehen, wenn es mir beliebt.“
    „Aber Juarez wird Sie vermissen.“
    „Er wird kein Wort darüber verlieren und im stillen sich freuen, daß ich ihm nicht gesagt habe, wohin ich reise.“
    „Wie? Sie meinen, daß er ahnen wird, daß –“
    „Juarez ist doch noch klüger und menschlicher als du denkst.“
    „Aber wenn nun die anderen, Velez, Eskobedo, etwas ahnen, oder gar eine Spur entdecken sollten?“
    „So steht dem Kaiser die Höhle des Königsschatzes offen. Dort wird ihn niemand finden.“
    „Dazu bedarf es der Genehmigung ‚Büffelstirns‘.“
    „Die habe ich. Er und ‚Bärenherz‘ werden mich und den Kaiser begleiten.“
    „Wie? Haben nicht beide gegen den Kaiser gekämpft?“
    „So lange er Kaiser war. Sobald er Mensch und Hilfesuchender ist, gilt meine Empfehlung. Sie werden ihn mit ihrem Leben beschützen und verteidigen.“
    „Welch eine Umsicht!“ staunte Kurt.
    „Wenn du mein Alter erreicht hast, wirst du mich darin vielleicht noch übertreffen. Die Hauptsache ist, daß es dir gelingt, allen Verdacht von dir abzulenken.“
    „Was aber geschieht, wenn Sie abreisen mit unseren Gefangenen in Santa Jaga?“
    „Ich komme ja wieder, und übrigens kannst du dich in dieser Angelegenheit fest auf Juarez verlassen.“
    Damit war der Plan entworfen. Es galt nun, die Details zu besprechen, womit man auch sehr bald zustande kam. Dann trennten sich Kurt und André von Sternau, um nach ihrem Lager zurückzukehren.
    Der Abend dieses für Mexiko und auch andere Kreise so mächtigen Tages brach an. Er war mild, sodaß in Querétaro die Soldaten auf den Straßen kampierten. Die Gewehre standen in symmetrischen Pyramiden beisammen, rund um dieselben saßen die Krieger, miteinander flüsternd.
    Der Kaiser hatte nämlich für die Zeit gegen Morgen einen allgemeinen Ausfall angeordnet, von welchem er sich vielleicht mehr Erfolg versprach als von den früheren, welche abgeschlagen worden waren.
    Da galt es, angestrengt und tapfer zu kämpfen, so sank ein Kriegerhaupt nach dem anderen nieder, um die Ruhe zu suchen, bis der Befehl zum Aufbruch gegeben werde. Endlich schlief die ganze Stadt, und nur einzelne Posten wachten, müde, über die ihnen auferlegten Pflichten schimpfend.
    Der Kaiser hatte in seinen Gemächern keine Ruhe gefunden; daher begab er sich mit dem Prinzen Salm, seinem Adjutanten, hinab in den Garten, ohne daß dies jemand bemerkt hätte. Er hoffte, dort besser schlafen zu können als in dem schwülen Klostergemach.
    Es war Mitternacht. Da schlich eine Gestalt aus dem Kloster nach der Ausfallpforte. Ein Schlüssel knirschte leise, und die Pforte öffnete sich. Neben derselben lag ein wohlgefülltes Portefeuille, welches der Mann – es war Oberst Lopez – an sich nahm. Er trat in das Türgewölbe zurück, wo er sich sicher fühlen konnte, zog eine Laterne aus der Tasche, brannte das Licht derselben an und untersuchte den Inhalt der Brieftasche. Als er sie dann einsteckte, und das Licht wieder ausblies, murmelte er befriedigt:
    „Alles richtig. Der General hat Wort gehalten, und so soll er auch mit mir zufrieden sein!“
    Unterdessen war auch draußen bei den Belagerern alles still geworden. Niemand ahnte, was bevorstand. Rückwärts lag zwar ein Regiment in Waffen, aber das fiel nicht auf, da es täglich geschah, weil man stets auf einen etwaigen Ausfall vorbereitet sein mußte.
    Aber seitwärts sammelte sich kurz vor Mitternacht eine Schar von zweihundert Männern, welche alle bis an die Zähne bewaffnet waren. Leise Schritte näherten sich dem Zelt Kurts; der Vorhang desselben wurde zur Seite geschoben, und eine gedämpfte Stimme fragte:
    „Sind Sie bereit, Señor?“
    „Ja, General.“
    „So kommen Sie!“
    Die beiden nahmen die Richtung auf die Zweihundert zu und stellten sich an die Spitze derselben. Der General gab leise seine Befehle, und dann setzte sich die Truppe langsam und vorsichtig in Bewegung.
    Die Sterne leuchteten am Himmel. Sie hätten sich in Anbetracht dessen, was geschehen sollte, hinter dichte Wolken verhüllen mögen, um nicht zu sehen, daß

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