48 - Waldröschen 07 - Der Kaiser von Mexiko
und werden ganz dasselbe Schicksal erleiden, welches Sie dem Kaiser bereiten wollten.“
Damit war er davongegangen.
Miramon hatte sich bewaffnet, fand aber, daß aller Widerstand nutzlos sei. Er war, ebenso wie Mejia, mit dem Kaiser gefangengenommen worden.
Seit dieser Zeit saß er finster brütend in seinem Gefängnis.
Er war ein Feind von Juarez gewesen, hatte diesen stürzen wollen und doch gefühlt, daß er nicht die Kraft besitze, dies allein zu vollbringen. In Mexiko einen Verbündeten zu finden, war ihm unmöglich gewesen, und so war ihm der Gedanke gekommen, Juarez durch einen Fremden zu stürzen, dessen Herrschaft ja auch nur auf kurze Zeit berechnet sein könne – er hatte zu denjenigen gehört, welche die Kaiserkrone gemacht und dem Erzherzog von Österreich gebracht hatten. Dieses Prinzip war, wie das Werkzeug Napoleons, so auch das seinige gewesen.
Seit Maxens Einzug in Mexiko hatte Miramon für einen Anhänger desselben gegolten, war aber im stillen bemüht gewesen, nur für sein eigenes Interesse zu handeln. In der Überzeugung der jedenfalls nur kurzen Dauer des Kaiserreiches hatte er im Trüben gefischt; aber seine Rechnung war an der Zähigkeit und Ausdauer Juarez' gescheitert. Diesen zu stürzen hatte er alles aufgeboten, aber es war ihm nicht gelungen. Seine letzte Falle war der Verrat an dem Kaiser gewesen – er hatte sich selbst in derselben gefangen.
Jetzt nun sah er ein, daß alles verloren sei. Einen einzigen Hoffnungsstrahl hatte er zu sehen geglaubt: die Begnadigung des Kaisers. Wäre diese ausgesprochen worden, so hätte man auch die Generäle dessen, den man Usurpator nannte, nicht töten können. Es wäre nur eine Verbannung ausgesprochen worden, welche Miramon Gelegenheit gegeben hätte, seine feindselige Rolle von neuem aufzunehmen.
Dieses war es, was jedenfalls auch mit in Betracht gezogen wurde, als der Gedanke an die Begnadigung des Kaisers zur Sprache kam. Man hätte nicht nur in Max einen immerwährenden Präsidenten der mexikanischen Herrschaft gehabt, sondern es wären in Miramon und Konsorten Männer am Leben geblieben, welche als ewige Ruhestörer eine stete Aufmerksamkeit erregt und eine immerwährende Sorge bereitet hätten.
Auch dies müssen diejenigen bedenken, welche einen Schrei der Entrüstung ausstießen, als sie die Kunde von dem Tod des Kaisers vernahmen.
Also jetzt saß Miramon, aller, auch der letzten Hoffnung bar, im Gefängnis. Nicht Reue war es, welche über ihn kam, sondern ein Gefühl des Hasses, der Wut gegen Lopez, der ihn betrogen hatte. Und aus Rache gegen diesen Verräter ließ Miramon einen der Untersuchungsrichter kommen und vertraute ihm an, was Lopez getan hatte.
„Zu welchem Zweck sprechen Sie zu mir von dieser obskuren Angelegenheit?“ fragte der Richter.
„Ich hege die Hoffnung, daß Sie meine Mitteilung dem Kaiser vermitteln werden“, antwortete Miramon.
„Welchen Nutzen könnte er davon haben? Er hat nur noch wenige Stunden zu leben.“
„Den Nutzen, daß er wenigstens weiß, wem er sein gegenwärtiges Schicksal zu verdanken hat.“
„Er weiß dies bereits.“
„Ah, er hat von Lopez' Verrat gehört?“
Der Richter antwortete nicht gleich. Er hielt den strengen Blick auf Miramon gerichtet und antwortete dann:
„Er weiß allerdings, daß unsere Truppen nicht dadurch in die Stadt gekommen sind, daß sie das Fort de la Cruz erstürmt haben.“
„Sondern, daß sie von einem der Unsrigen verräterischerweise eingelassen worden sind?“
„Ja. Aber der Kaiser weiß auch, wie wir alle, daß Lopez eigentlich nur das Werkzeug eines kaiserlichen Generals war.“
Miramon gewann es über sich, eine gleichgültige Miene zu heucheln, und sprach:
„Das ist mir neu; das ist mir höchst unwahrscheinlich. Jedenfalls eine Erfindung des Lopez, um seine Tat zu beschönigen!“
„Sie irren! Es kann Lopez nicht einfallen, von dieser Tat zu sprechen, also hat er auch ganz und gar keine Gelegenheit, dieselbe zu beschönigen, wie Sie sich auszudrücken belieben.“
„Dennoch möchte ich den Namen dessen kennen, in dessen Auftrag er gehandelt haben soll.“
„Sie kennen diesen Namen besser als jeder andere.“
„Ich?“ fragte Miramon mit gut gespieltem Erstaunen.
„Ja, Sie, denn Sie sind es selbst.“
Da wollte Miramon zornig auffahren.
„Ich?“ rief er. „Was fällt Ihnen ein.“
Der Richter machte eine abwehrende, verächtliche Handbewegung und meinte:
„Schweigen wir darüber.“
„Nein, Señor, schweigen wir
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