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48 - Waldröschen 07 - Der Kaiser von Mexiko

48 - Waldröschen 07 - Der Kaiser von Mexiko

Titel: 48 - Waldröschen 07 - Der Kaiser von Mexiko Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karl May
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und die Indianerin Karja herbeirufen.“
    „Nach Potosí hier?“
    „Nein. Ich werde nach der Hauptstadt gehen. Dorthin haben Sie die Gefangenen zu bringen.“
    „Stehen nicht nur diejenigen, welche hier geboren oder naturalisiert sind, unter Ihrer Jurisdiktion?“
    „Allerdings. Ich kann zwar alle in Anklagestand versetzen, aber nur über Pablo Cortejo und dessen Tochter aburteilen.“
    „Und die anderen?“
    „Führen Sie nach Spanien, wo die Angelegenheit zu beenden ist.“
    „An welche Behörde haben wir uns da zu wenden?“
    „An das Obertribunalgericht zu Barcelona.“
    „Ich danke. Werden Sie die Untersuchung hier öffentlich führen?“
    „Natürlich!“
    „Ich möchte dagegen Einspruch erheben.“
    „Warum?“
    „Es würde von der Sache, ehe wir hier mit derselben fertig sind, so viel nach Spanien verlauten, daß die Schuldigen, welche sich dort befinden, Zeit gewinnen, sich der Gerechtigkeit zu entziehen.“
    „Das ist allerdings richtig. Wir werden also vorsichtig sein, und die Untersuchung so diskret wie möglich führen müssen. Um aber allem vorzubeugen, werde ich mich nach Spanien unter Beifügung der Gründe mit der Bitte wenden, den Grafen Alfonzo unter eine wenn auch heimliche, aber desto strengere Polizeiaufsicht zu nehmen. Genügt Ihnen das?“
    „Vollständig, Señor!“
    „Zum Transport der Gefangenen vom Kloster della Barbara nach der Hauptstadt stelle ich Ihnen ein hinreichendes Militärdetachement zur Verfügung. Wann reisen Sie ab?“
    „Morgen früh. Wir wollen bis dahin die Pferde ausruhen lassen.“
    „So werde ich die nötigen Befehle geben.“
    Damit war die Unterredung beendet. Sternau besprach sich mit den anderen, wer nach der Hacienda reiten werde, um die Bewohner derselben zu holen. Da Emma, Resedilla und Karja sich dort befanden, wurden ‚Donnerpfeil‘, Gerard und ‚Bärenherz‘ gewählt. Am anderen Morgen wurde aufgebrochen.
    Vorher aber wurde noch ein Herz glücklich gemacht, welches ein solches Glück nicht für möglich gehalten hätte.
    Nach der erwähnten Besprechung begab sich André zu Señorita Emilia, welche sich ja in Potosí befand. Es war Abend, und das Gemach, das sie mit noch zwei anderen bewohnte, war von einer Lampe hell erleuchtet. Juarez hatte sie für die ihm geleisteten Dienste so freigebig belohnt, daß sie imstande war, sich einer fein ausgestatteten Wohnung zu bedienen.
    Als André eintrat, lag das schöne Mädchen hingegossen auf einer Ottomane. Sie stand zwar nicht mehr in den Tagen der ersten, der besten Jugend, aber ihre Schönheit gehörte zu denen, welche nicht verschwinden, sondern mit den Jahren an Zauber zu gewinnen scheinen.
    Als sie ihn erblickte, erhob sie sich rasch aus den Kissen.
    „Ah, Monsieur André!“ rief sie. „Ihr wieder hier? Das freut mich, das freut mich wirklich recht herzlich!“
    Der kleine Jäger machte ein halb seliges und halb verlegenes Gesicht und fragte:
    „Freut Ihr Euch denn wirklich, daß so ein alter Büffeltöter zu Euch kommt, Mademoiselle?“
    „Natürlich. Natürlich! Seht Ihr denn nicht, daß ich Euch beide Hände entgegenstrecken?“
    „Alle Wetter, ja! Aber – hm!“ Er zögerte, ihre Hände zu nehmen und sprach:
    „Diese kleinen, schönen, weißen Patschchen, und da meine sonnenverbrannten Tatzen. Paßt das zusammen?“
    Da ergriff sie seine Hände, um sie kräftig zu schütteln, und dann fuhr sie fort:
    „Ihr scheut Euch vor meinen Händen; wißt Ihr denn, was ohne Euch aus denselben geworden wäre?“
    „Na, was denn, Mademoiselle?“
    „Sie wären jetzt kalt, starr und faulten unter der Erde!“
    „Donnerwetter, das wäre weiß Gott zu jammerschade. Aber, hm, wo denn eigentlich?“
    „In Tula, wo ich ja erschossen oder gar gehängt worden wäre, wenn Ihr mich nicht gerettet hättet.“
    „Ich?“ fragte er verwundert.
    „Ja, Ihr!“ antwortete sie.
    „Unsinn! Der Retter war dieser famose Leutnant Helmers, aber doch nicht ich.“
    „Ihr habt beide gleichviel getan, einer soviel wie der andere. Kommt, setzt Euch doch endlich nieder.“
    Sie wollte ihn nach der Ottomane ziehen; er aber sträubte sich.
    „Nicht dorthin!“ sagte er. „Dieser Platz ist ja aus Samt fabriziert.“
    „Was tut das?“
    „Sehr viel! Meine Hosen und so ein Samt. Der ‚Kleine André‘ und so ein Kanapee, oder was es ist. Das würde gerade so passen wie eine Eidechse in den Milchreis oder in den Hirsebrei!“
    Sie faßte ihn kräftig an und zog ihn neben sich in die schwellenden Polster

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