48 - Waldröschen 07 - Der Kaiser von Mexiko
nieder.
„Himmel, hilf!“ rief er. „Das geht tief hinab. So ein Polster gibt es ja selbst im besten Wald nicht.“
„Meint Ihr? Und diese Kissen haben noch dazu die Eigentümlichkeit, daß es sich darauf so recht gemütlich plaudern läßt.“
„Im Wald auf dem Moos auch.“
„Geht mir jetzt mit dem Wald. Wir sind hier und wollen von uns reden, aber nicht von Euren Büffeln und Bären.“
„Gut“, sagte er, sich scheu in die Ecke drückend, wo er aber auch von den Sprungfedern recht beunruhigend auf und nieder geschaukelt wurde.
„Also von uns wollen wir reden? So fangt einmal an!“
„Warum Ihr nicht?“
„Ich? Alle Wetter! Wovon sollte ich denn anfangen?“
„Von mir!“ lachte sie.
Er blinzelte furchtsam zu ihr herüber. Sie bemerkte das und fragte:
„Fürchtet Ihr Euch vor mir, oder redet Ihr etwa nicht gern von mir?“
Er nickte bedenklich mit dem Kopf und antwortete:
„Hm! Mit dem Fürchten ist es nicht so ganz richtig!“
„Ah! Warum?“
„Nun, das will ich Euch erklären. Sagt einmal, wenn hier der Teufel hereinkäme, würdet Ihr –“
„Pfui, der Teufel! Wie kommt Ihr auf den? Bin ich ihm etwa so ähnlich?“
„Gar nicht! Aber würdet Ihr Euch nicht vor ihm fürchten?“
„Ein wenig, ja.“
„Oder wenn ein Engel käme, würdet Ihr Euch da nicht auch fürchten?“
„Hm! Ein wenig scheuen würde ich mich allerdings.“
„Nun seht, Mademoiselle. Man fürchtet sich vor allem, was ganz häßlich und schlecht, oder ganz schön und gut ist. Man steht so sehr in der Mitte der beiden, daß man sich weder an das eine, noch an das andere getraut.“
„Das habt Ihr sehr gut erklärt, mein lieber André. Aber was wollt Ihr denn damit in Beziehung auf mich sagen?“
„Daß ich mich fürchte, weil Ihr ein Engel seid.“
Sie machte eine allerliebste, verwunderte Miene und rief:
„Wie? Ihr könnt auch galant sein?“
„Galant?“ fragte er erschrocken. „Ist das denn galant?“
„Natürlich!“
„Alle Wetter! Da bitte ich um Verzeihung! Nehmt mir das nur ja nicht übel. Ich habe es nicht böse gemeint!“
„Davon bin ich überzeugt. Aber, meint Ihr etwa, daß Ihr gegen mich nicht galant sein dürft?“
„Wie dürfte ich so etwas wagen?“
„Warum denn nicht?“
Sie rückte ihm dabei etwas näher und er drückte sich, als er dies bemerkte, soviel wie möglich in seiner Ecke zusammen.
„Ich, der Andreas Straubenberger! Und Ihr, der Engel, die schöne Señorita Emilia. Das verhält sich ja geradeso wie die Stiefelschmiere zur Morgenröte!“
Sie lachte herzlich auf und meinte:
„Was war denn eigentlich Euer Vater, André?“
„Ein blutarmer Teufel in der Rheinpfalz.“
„Und mein Vater war ein blutarmer Teufel in Paris. Habt Ihr Euch da vor mir zu fürchten?“
„Der Väter wegen nicht, aber der Tochter wegen!“
„Da irrt Ihr Euch. Ich bin ein Mädchen, nichts weiter, eine Kundschafterin des Präsidenten. Ihr aber seid ein wackerer, tapferer Jäger, der hundert schöne, rühmliche Taten zu seinem Lob hat. Wißt Ihr noch, wie Ihr Euch damals in Chihuahua für Eure Freunde aufgeopfert habt?“
„Hm! Ja!“ Er dachte dabei an die Küsse, welche er von dem schönen Mädchen zum Lohn erhalten hatte.
„Und sodann habt Ihr mir das Leben gerettet!“
„Das ist ja nur eine Kleinigkeit!“
„Was? Ihr haltet mein Leben für eine Kleinigkeit“, fragte sie.
Er fuhr erschrocken empor.
„Alle Teufel, das habe ich nicht gemeint“, rief er. „Dem Kerl, der Euer Leben eine Kleinigkeit nennen wollte, den würde ich auf den Kopf schlagen, daß ihm die Seele zu allen zehn Fußzehen hinausfahren sollte!“
„Nun seht, Monsieur, und doch hing dieses Leben nur an einem Faden. Ihr habt mich gerettet. Ich wünsche sehr, ich hätte stets so einen Beschützer bei mir.“
Da blitzte sein gutes, ehrliches Auge vor Freude hell auf.
„Wirklich, wünscht Ihr das, Mademoiselle?“ fragte er rasch.
„Ja“, antwortete sie. „So einen Beschützer wie Ihr seid, oder am liebsten Euch selbst.“
„Nun, das könnt Ihr ja sehr leicht haben.“
„Wieso?“ fragte sie, gespannt auf die Antwort, die er ihr geben werde.
„Nun – hm!“ hustete er verlegen. „Braucht Ihr vielleicht einen hm – einen Diener?“
„Einen Diener? Warum?“
„Dann würde ich fragen, ob ich der Diener sein darf.“
„Ihr? O nein! Als Diener würde ich Euch nicht haben mögen.“
„Sapperment!“ meinte er enttäuscht. „Ich würde aber stets so treu und aufmerksam sein wie
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