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48 - Waldröschen 07 - Der Kaiser von Mexiko

48 - Waldröschen 07 - Der Kaiser von Mexiko

Titel: 48 - Waldröschen 07 - Der Kaiser von Mexiko Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karl May
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es bei uns.“
    „Ja, Patenbriefe gibt es nicht, die sind alle geworden.“
    „Dummes Ding! Rede ich denn von meinem Laden, in welchem mir allerdings gerade die Patenbriefe ausgegangen sind. Ich rede ja von weiter niemand als von dir. Ja. Und das merkst du nicht? Wo hast du denn deinen Verstand und deine Ohren, he? Und wer ist Schuld daran?“
    „An dem Verstand?“
    „Den meine ich nicht, denn den hast du von mir; das kommt von dem Forterben vom Vater auf die Tochter hinüber. Ich meine vielmehr den Schwiegersohn. Was habe ich mir da für Mühe geben müssen. Weißt du es noch?“
    „Ja“, antwortete sie, damit sich seine Laune nicht verschlimmere.
    „Da war dieser ‚Kleine André‘. Besinnst du dich auf ihn?“
    „Ja.“
    „Ein hübscher, niedlicher Kerl!“
    „Hm!“
    „Was hast du denn? Der Kerl paßte ganz gut. Er war Brauer und hatte ganze Beutel voll Nuggets. Dann kam der Nächste.“
    Sie fragte nicht, wen er meinte. Darum rief er zu ihr hinüber:
    „Nun?“
    „Was?“
    „Der Nächste. Weißt du, wer das war?“
    „Nein.“
    „Ja, so ist es! Unsereiner gibt sich die größte Mühe, um es zu einem Schwiegersohn zu bringen, und sie weiß nicht einmal, welche Anbeter sie gehabt hat. Den Amerikaner meine ich.“
    „Welchen Amerikaner?“
    „Nun, der auf dem Kanu den Fluß herauf kam.“
    „Ah! Geierschnabel etwa?“
    „Ja.“
    „Pfui!“
    „So? Ah! Was pfuist du denn? Er war ein berühmter Scout, und der Lord hatte ihn geschickt. Wegen der Nase hättest du keine Sorge zu haben gebraucht; die hätten nur deine Töchter bekommen, nicht aber deine Söhne. Das ist die Folge der Abstammung vom Vater auf die Tochter und von der Mutter auf den Sohn hinüber. Und dann kam der dritte.“
    Sie senkte das Köpfchen noch viel tiefer als vorher.
    „Nun?“ sagte er.
    „Was?“
    „Der dritte kam!“
    „Ja.“
    „Wer war das?“
    „Meinst du – meinst du Gerard?“ fragte sie stockend.
    „Ja. Der war mir der liebste. Dir nicht auch?“
    „Ja“, hauchte sie, nachdem sie eine Weile gezögert hatte.
    „Donnerwetter. Ein berühmter Kerl! Nicht?“
    „Ja.“
    „Tapfer!“
    „Ja.“
    „Stark und hübsch!“
    „Ziemlich.“
    „Und dabei doch sanft wie ein Kind und fromm wie ein Lamm.“
    „Das ist wahr.“
    „Und reich! Diese Büchse mit dem Kolben von Gold. Weißt du noch, als er ein Stück davon herabschnitt?“
    „Ich war ja dabei.“
    „Er war erst inkognito da; aber ich hatte ihn längst durchschaut.“
    „Du?“ fragte sie.
    „Ja, ich! Glaubst du das etwa nicht?“
    „Ich habe nichts davon bemerkt.“
    „Natürlich. Weißt du, was ein Diplomat ist?“
    „Ja.“
    „Ein Diplomat ist ein Mann, der Rußland seine Gedanken verbirgt, weil Frankreich nicht weiß, was England von Schweden und Norwegen denken soll. Verstanden?“
    „Ja.“
    „Gerade so habe ich es auch gemacht. Ich habe euch meine Gedanken so fein, so gut versteckt, daß ihr gar nicht ahntet, daß ich überhaupt welche hatte.“
    „Ja, so sahst du aus“, lachte sie.
    „Nicht wahr? Das war ein Meisterstück. Ich habe die ganze Politik im Kopf. Die Schlacht da draußen am Fluß habe ich lange vorher gewußt. Auch den Sieg habe ich mir im stillen vorher geweissagt. Darum schoß ich so tapfer mitten unter die Franzosen hinein.“
    „Du?“ fragte sie.
    „Ja. Oder zweifelst du etwa?“
    „Hm!“
    „Na, was hast du denn? Alle Welt weiß, daß ich acht oder neun erschossen und auch einige erstochen habe. Und dann die Massaker droben in der Bodenkammer.“
    „Hast du da auch einige erschossen?“
    „Hm!“ brummte er verlegen. „Nein.“
    „Oder erstochen?“
    „Nein. Ich fand keine Gelegenheit dazu, denn der Gerard war damit fertig, ehe ich nur anfangen konnte. Der arme Teufel! So lange zwischen Leben und Tod zu schweben. Das war eine Sorge! Nicht?“
    „O, Vater, eine sehr große!“
    „Ja. Endlich, endlich war wieder Hoffnung da. Weißt du, was ich mir da einbildete?“
    „Nun?“
    „Daß er dir einen Heiratsantrag machen würde.“
    Sie zog vor zu schweigen.
    „Oder wenigstens eine Liebeserklärung.“
    Auch jetzt gab sie keine Antwort.
    „Nun!“ rief er.
    „Was denn?“
    „Ist nichts derartiges vorgekommen, he?“
    „Nein.“
    „Also kein richtiger Antrag?“
    „Nein.“
    „Auch kein kleines, verstohlenes Anträgelchen?“
    „Nein.“
    „So ein Kuß auf die Hand oder auf die Wange?“
    „Nein.“
    „Oder so ein bißchen in den Arm oder in das Ohr gezwickt?“
    „Auch nicht.“
    „Oder so

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