5 1/2 Wochen
werden. Der Weg ist weiterhin angenehm zu gehen. Ich sage es immer wieder gerne: Ab und zu ist er mega-steil! Wir überqueren noch einmal eine uralte Brücke, die über einen Bach führt. Hier treffen wir abermals auf Achim, Oliver und Sabrina. Die drei liegen entspannt auf der niedrigen Brückenmauer - wie am Mittwoch in den Pyrenäen. Ich bleibe stehen und sage bewundernd: „Klasse, ihr habt es Euch wieder richtig gemütlich gemacht. Egal, wann ich Euch treffe, ihr strahlt immer eine himmlische Ruhe und Gelassenheit aus. Wie macht Ihr das?“ Wieder ist es Achim, der antwortet: „Du musst es einfach tun. Komm, setz Dich doch!“ Ich weiß nicht, warum ich das nicht tue. Wahrscheinlich, weil Hermann (zu meinem Erstaunen) schon ein paar Meter vorgelaufen ist. Ich fühle mich verpflichtet und laufe ihm hinterher.
gleicher Tag (insgesamt 104,4 km gelaufen)
Lorca (140 Einwohner), 483 m üdM, Navarra
Herberge m. Doppelzimmern, 20 Euro/Pers. inklusive Frühstück
Lorca ist ein sehr kleiner Ort mit nur 140 Einwohnern. Es ist ein verschlafenes Nest. Die erste Bar „gehört uns“ und ich bekomme endlich meinen heiß ersehnten Café con leche. Hermann bestellt sich mal gleich ein Bier. Ruddi wird von den jungen Wirtsleuten wie ein alter Kumpel empfangen und sofort mit Wasser und Erdnüssen versorgt. Die beiden, ein Mann und eine Frau so Mitte Zwanzig, knuddeln und herzen ihn und fragen meinen Hund persönlich, ob seine Pfoten und Beine in Ordnung sind. Sie schauen sich ihn sehr genau an. Hermann und ich sind momentan Nebensache. Meine Freude über einen so herzlichen Empfang ist natürlich sehr groß.
Ich bin gespannt, ob ich in diesem Dörfchen eine Pension finden werde. Ich frage den Wirt. Er merkt natürlich sofort, dass mein Spanisch sehr zu wünschen übrig lässt und antwortet mir auf gebrochenem Deutsch: „Ihr könnt bei uns bleiben. Das hier ist eine Herberge.“ Ich erkläre ihm, dass es ein eigenes Zimmer mit Bad sein soll, obwohl es mir bei ihm sehr gut gefällt. Er erwidert: „Wir haben auch Doppelzimmer. Außerdem könnt Ihr die Waschmaschine und den Trockner nutzen.“ Ich schaue zu Ruddi und frage: „Geht das auch mit ihm in Ordnung?“ „Natürlich, das ist kein Problem.“ Ich bin vor Begeisterung und Rührung ganz außer mir: „Ich muss meinen Hund nicht verstecken!? Das geht also auch!? Wie lieb von Euch! Das tut mir richtig gut.“ Ich erzähle ihm, wie ich es bisher mit Ruddi gemacht habe. Er lacht und staunt darüber, dass dieser kleine Schnurzel so diszipliniert ist, dass man ihn sogar schmuggeln kann.
Natürlich bleiben wir hier. Unser Zimmer liegt, wie kann es anders sein, auf der dritten Etage und wir kriechen die Treppen hoch. Mein Körper erklärt mich mal wieder für verrückt. Der dachte schon er hätte Feierabend. Pustekuchen! Auf der ersten Etage sind Aufenthaltsräume, Küche, Esszimmer, Trockenräume und Bäder für die Herbergs-Schläfer. Die Waschmaschine und der Trockner stehen in der Küche und arbeiten schon fleißig. Ich bin begeistert, dass ich heute nicht auf der Hand waschen muss und jetzt fällt mir erst auf, dass Hermann noch kein einziges Mal Wäsche gewaschen hat. Er hat allerdings auch wesentlich mehr Kleidungsstücke dabei als ich. Unser Zimmer ist sehr gemütlich eingerichtet. Wir lassen uns häuslich nieder. Hermann geht wieder als erster duschen und überlässt mir dann das Feld.
Bevor er sich aus dem Staub macht, biete ich ihm an, seine Wäsche mit in die Maschine zu stecken. Er reagiert mit leuchtenden Augen: „Wenn Du das machen würdest...? Ich bezahle dafür die Gebühr. Du bist klasse! Danke, danke!“ Ich weiß gar nicht, was ich nun Tolles für ihn mache. Ich stecke ja nur seine Kleidung mit meiner zusammen in „la lavadora“ und anschließend in den Trockner. Vorsichtshalber sage ich ihm: „Mach mal nicht so einen Wind. Zusammenlegen musst Du dann Deine Klamotten selbst.“ Er guckt mich kurz an und meint knapp: „Na klar. Bis gleich. Treffen wir uns an der Bar?“ Ich sage: „Ja! Allerdings will ich noch im Ort nach einem Laden gucken. Ich muss Hundefutter kaufen.“ Das ist für ihn in Ordnung und weg ist er. Ich genieße wie immer seine Rücksichtnahme, mich in Ruhe duschen und meine Füße verwöhnen zu können.
Noch vor der Körperpflege kralle ich mir die Wäsche und schleppe mich die Treppe runter. Wenn ich mich jetzt an den „Abstieg“ in die 2. Etage mache, ist die Waschmaschine fertig, wenn ich zum Einkaufen runter gehe. Dann kann
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