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5 Auch Geister können sich verlieben

5 Auch Geister können sich verlieben

Titel: 5 Auch Geister können sich verlieben Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Meg Cabot
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die Rechnung?«
    Jetzt wurde ich langsam doch wütend. Vor allem weil er eigentlich recht hatte. Und weil er davon ausging, dass Jesse meine Gefühle erwiderte, was leider, leider nicht der Wahrheit entsprach. Warum sonst hätte er mich in den letzten Wochen so gemieden?

    Paul bohrte immer weiter in der Wunde herum. »Wenn ihr wirklich füreinander geschaffen seid – wieso bist du dann hier? Und wieso küsst du mich so, wie du es eben getan hast?«
    Das brachte das Fass zum Überlaufen. Jetzt war ich stocksauer. Weil er nämlich recht hatte. Ja, er hatte recht, auf ganzer Linie.
    Diese Erkenntnis brach mir fast das Herz. Mehr noch, als Jesse mir schon das Herz gebrochen hatte.
    »Wenn du nicht sofort runtergehst«, knurrte ich zwischen zusammengebissenen Zähnen, »bohre ich dir meinen Daumen ins Auge.«
    Paul kicherte. Hörte aber sofort wieder damit auf, als sein Augenwinkel tatsächlich mit meinem Daumen Bekanntschaft machte.
    »Aua!«, schrie er und rollte sich hastig von mir herunter. »Was soll der …?«
    Blitzschnell sprang ich auf, schnappte mir meine Schuhe, meine Tasche und den Rest meiner Würde und stürmte aus dem Zimmer.
    »Suze!«, rief Paul hinter mir her. »Komm zurück! Suze!«
    Aber ich hörte nicht auf ihn, sondern rannte weiter, an Opa Slaters Zimmer vorbei – er schaute gerade irgendwelche Uralt-Sitcoms – und die Wendeltreppe hinunter.
    Ich hätte es auch bis ganz nach unten geschafft –
wenn sich nicht plötzlich zwischen mir und der Tür ein Hell’s Angel materialisiert hätte.
    Ja, genau. Gerade noch hatte ich freie Bahn gehabt, und schon versperrte mir Motorrad-Mike den Weg. Oder genauer gesagt, der Geist von Motorrad-Mike.
    »Oha.« Ich konnte ihm gerade noch ausweichen. Der Typ hatte einen dicken Schnäuzer und lückenlos tätowierte Arme, die er vor der Brust verschränkte. Und er war – überflüssig zu erwähnen – mausetot. »Wo kommen Sie denn auf einmal her?«
    »Das braucht nicht Ihre Sorge sein, Lady«, antwortete der Muckimann. »Ich glaube, Mr Slater möchte noch was mit Ihnen besprechen.«
    Da hörte ich Schritte oben auf dem Treppenabsatz und sah hinauf. Paul stand da, eine Hand auf dem verletzten Auge.
    »Suze«, sagte er. »Geh nicht.«
    »Wer ist dieser Typ eigentlich?«, keifte ich ungläubig. »Dein Geister-Lakai oder was? Wer bist du?«
    »Hab ich dir doch schon gesagt«, antwortete Paul. »Ein Wechsler. Und du auch. Ehrlich, du überreagierst. Können wir nicht einfach ruhig darüber reden, Suze? Ich schwöre, diesmal fasse ich dich nicht mehr an.«
    »Wo hab ich das bloß schon mal gehört?«
    Motorrad-Mike kam bedrohlich auf mich zu. Und da tat ich das Einzige, was mir meiner Einschätzung nach in dieser Situation übrig blieb: Ich holte mit einem
meiner Jimmy Choos aus und donnerte dem Typen den Schuh an den Schädel.
    Dafür hat Mr Choo die schicken Treter sicher nicht entworfen. Aber es funktionierte echt gut: Motorrad-Mike war so verdutzt und außer Gefecht gesetzt, dass ich ihn mühelos aus dem Weg schubsen, die Tür aufreißen und rausrennen konnte. Und zwar so schnell meine Füße mich trugen.
    Draußen hetzte ich immer noch die lange Treppe zur Zufahrt hinunter, als ich Paul hinter mir herrufen hörte: »Suze! Komm schon, Suze. Es tut mir leid, was ich über Jesse gesagt habe. Ich hab’s nicht so gemeint.«
    Auf der Zufahrt angekommen, drehte ich mich zu ihm um. Und ich muss zugeben, dass ich seine Worte nur mit einer vulgären Mittelfinger-Geste beantwortete.
    »Suze.« Paul hatte die Hand vom Auge genommen, und ich registrierte zu meiner Enttäuschung, dass sein Augapfel nicht aus der Höhle baumelte, sondern nur gerötet aussah. »Lass dich doch wenigstens von mir nach Hause fahren.«
    »Nein, vielen Dank.« Ich nahm mir die Zeit, in meine Schuhe zu schlüpfen. »Ich gehe lieber zu Fuß.«
    »Suze«, beharrte Paul. »Bis zu dir nach Hause sind es mindestens acht Kilometer.«
    »Sprich mich nie wieder an, okay?« Ich setzte mich
in Bewegung und hoffte, dass er nicht versuchen würde, mir zu folgen. Denn wenn er das tat und mich noch einmal zu küssen versuchte, bestand die große Gefahr, dass ich seinen Kuss diesmal richtig erwidern würde. Das wusste ich mittlerweile leider nur zu gut.
    Er folgte mir nicht. Unter Aufbietung meiner letzten Reserven Selbstachtung schaffte ich es die Zufahrt hinunter und zur Straße, die malerischerweise Scenic Drive hieß. Erst als Pauls Haus außer Sichtweite verschwunden war, zog ich meine Schuhe wieder aus und

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