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5 Auch Geister können sich verlieben

5 Auch Geister können sich verlieben

Titel: 5 Auch Geister können sich verlieben Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Meg Cabot
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Unter den gegenwärtigen Umständen habe ich Jesse dazu geraten, ins Pfarrhaus umzuziehen.«
    Diesmal kippte ich tatsächlich aus dem Sessel. Na ja, oder zumindest purzelte ich mehr oder weniger hinaus. Ich wollte aufspringen, aber meine Füße waren dafür noch zu wund, und so verlegte ich mich darauf, über den Schreibtisch auf Pater Dominic zuzuhechten. Blöderweise hinderte mich dieser bescheuerte Riesentisch aber daran, ihn mir zur Brust zu nehmen und ihm Warum? Warum? Warum? ins Gesicht zu brüllen. Also musste ich mich damit begnügen, mich an der Tischkante abzustützen und mit der schrillen Kleinmädchenstimme, die ich hasse, zu fragen: »Ins Pfarrhaus? Ins Pfarrhaus ?«
    »Ja, ins Pfarrhaus«, verteidigte sich Pater Dominic. »Er wird sich dort wohlfühlen, Susannah. Ich weiß, dass es ihm schwerfallen wird, sich woanders aufzuhalten als an dem Ort, an dem er … an dem er gestorben ist. Aber im Pfarrhaus führen wir ein wunderbar einfaches Leben. Das entspricht dem Leben, das
Jesse zu seinen eigenen Lebzeiten kannte, viel mehr als …«
    Ich hatte große Mühe, seine Worte zu verarbeiten.
    »Und Jesse war damit einverstanden?«, stieß ich mit derselben kieksigen Mädchenstimme hervor. Wem gehörte diese Gruselstimme eigentlich? Meine konnte es doch unmöglich sein. »Jesse hat zugestimmt?«
    »Ja, hat er. Und es tut mir wirklich leid, dass Sie es auf diese Weise erfahren mussten, Susannah. Aber ich glaube, Jesse hat befürchtet … und vermutlich zu Recht … dass Sie mit Ihrem … Temperament … es ihm schwer gemacht hätten, wenn er es Ihnen selbst gesagt hätte …«
    Plötzlich waren die Tränen da. Bis auf ein kleines Kribbeln in der Nase gab es keinerlei Vorwarnung. Und doch flossen mir im nächsten Moment die Tränen über die Wangen.
    Ich wusste nämlich, was Pater Dominic mir sagen wollte. Ich sah es vor meinem inneren Auge, in riesigen schwarzen Lettern – die ganze entsetzliche Wahrheit.
    Jesse liebte mich nicht. Er hatte mich nie geliebt. Der Kuss … der war wirklich nur ein Test gewesen. Oder schlimmer noch, ein Fehler. Ein schrecklicher, grauenhafter Fehler.
    Und jetzt, da Jesse wusste, dass ich ihn in Bezug auf Paul angelogen hatte – und wahrscheinlich auch, warum
ich gelogen hatte, weil ich ihn nämlich liebte, immer lieben würde und ihn nie verlieren wollte -, hatte er beschlossen, lieber auszuziehen, als mir die Wahrheit ins Gesicht zu sagen, nämlich dass er meine Gefühle nicht erwiderte. Ausziehen! Er haute lieber ab, als auch nur einen weiteren Tag in meiner Gegenwart zu verbringen! Bin ich ein jämmerlicher Loser oder was?
    Schluchzend ließ ich mich wieder in den Sessel vor Pater Dominics Schreibtisch fallen. Es war mir völlig egal, was Pater Dom dachte. Ich konnte meine Gefühle für Jesse doch nicht einfach abstellen – schon gar nicht jetzt, wo ich ohne jeden Zweifel wusste, dass er mich nicht liebte.
    »Ich … ich verstehe das nicht«, heulte ich in meine Handflächen. »Was … was hab ich … denn falsch gemacht?«
    »Nichts, Susannah.« Pater Dominics Stimme klang leicht besorgt. »Sie haben nichts falsch gemacht. Es ist einfach nur besser so. Das verstehen Sie doch sicher.«
    Der Mann konnte mit Liebesdingen noch nie richtig umgehen. Mit Geistern, klar. Aber mit Mädchen, auf deren Herz herumgetrampelt wurde? Null.
    Allerdings tat er sein Bestes. Er stand sogar auf, kam um den Schreibtisch herum und tätschelte mir unbeholfen die Schulter.
    Das überraschte mich. Normalerweise legte Pater Dominic wenig Wert auf körperliche Berührungen.

    »Schon gut, Susannah«, sagte er. »Ganz ruhig. Es wird alles wieder gut.«
    Nichts würde wieder gut werden. Nie wieder.
    Aber Pater Dom war noch nicht fertig. »Sie können doch unmöglich so weitermachen. Jesse muss weg. Das ist die einzige Möglichkeit.«
    Ein bitteres Lachen entfuhr mir. »Die einzige Möglichkeit besteht darin, dass er sein Zuhause verlässt?« Ich wischte mir wütend mit dem Ärmel meiner Wildlederjacke über die Augen. Und was Salzwasser mit Wildleder anrichtet, weiß ja jeder. So weit war es mit mir also schon gekommen. »Das glaube ich eher nicht.«
    »Das ist nicht sein Zuhause, Susannah«, sagte Pater Dom sanft. »Sondern Ihr Zuhause. Er hat nie in dem Haus gewohnt. Es war nur die Pension, in der er ermordet wurde.«
    Bei dem Wort ermordet musste ich nur noch heftiger weinen. Und Pater Dominic tätschelte mir noch heftiger die Schulter.
    »Kommen Sie schon«, sagte er. »Sie müssen die Situation wie

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