5 Dinge, die Sterbende am meisten bereuen: Einsichten, die Ihr Leben verändern werden (German Edition)
meiner anderen Freundschaften geändert hatten, genauso wie ich.
» Na ja, das ist nur natürlich « , meinte er. » Freunde werden ein Leben lang kommen und gehen. Deswegen sollten wir sie schätzen, solange sie bei uns sind. Manchmal hat man einfach die Dinge miteinander geteilt und voneinander gelernt, die man teilen und lernen sollte, und dann geht man wieder auseinander. Aber andere Freundschaften dauern auch über lange Strecken an. Gemeinsame Geschichte und Verständnis sind sehr tröstlich, wenn man am Ende des Weges angekommen ist. «
Bei all unseren Gesprächen waren wir uns einig, dass Frauen Freundschaften ganz anders angehen als Männer. Frauen bewerten Freundschaften viel emotionaler, das heißt, dass Freundschaften auch enger werden, wenn man sich viel über emotionale Angelegenheiten unterhalten hat. Männer brauchen Freunde auch zum Reden, sagte Harry. Aber sie tun sich damit leichter, wenn sie nebenher etwas zusammen machen, zum Beispiel Tennis spielen, Fahrrad fahren oder andere Aktivitäten. Männer genießen Freundschaften, wenn sie damit Probleme aufarbeiten und lösen können, egal ob körperlich oder emotional, und deswegen gelingt ihnen das am besten, wenn sie aktiv sind.
» Zum Beispiel, wenn sie zusammen einen Weidezaun bauen « , meinte ich.
Harry prustete los. » Du liebe Güte, da sieht man’s mal wieder– man kann das Mädchen vom Land wegkriegen, aber man wird niemals das Land aus dem Mädchen rauskriegen. Ja, das ist ein ziemlich ländliches Beispiel, Bronnie, aber genau darum geht es. Einen Zaun bauen oder irgendetwas Handfestes zusammen machen, so was schweißt Männer zusammen. «
Er lachte noch ein bisschen und sagte, wenn ich jemals einen gutaussehenden Mann an mich binden wollte, müsste ich ihm nur beim Zäunebauen helfen. Ich versprach ihm, mir den Tipp zu merken.
Er erzählte mir seine Lieblingsgeschichten vom Freundschaftenschließen und betonte dabei noch einmal, was für ein Segen seine verbliebenen Freundschaften waren. Jeden Tag kamen ihn nette Leute besuchen. Sie hatten untereinander sogar einen Stundenplan abgesprochen, damit sie ihn nicht zu sehr erschöpften. Und auf diese Art konnte jeder auch noch mal Zeit mit Harry verbringen. Das fand ich sehr verantwortungsbewusst und wunderbar.
Wir stellten fest, dass wir in unseren Friedensstunden auch eine neue Freundschaft in unser Leben ließen, nämlich die zwischen uns. Es verstimmte ihn zu wissen, dass ich den Rest des Tages lesend oder schreibend in einem anderen Teil des Hauses saß, statt plaudernd bei ihm zu sitzen. Er hatte recht, und ich lachte. Aber er verstand genauso wie ich Brians Bedürfnis, Wiedergutmachung zu leisten und seinem Vater zu helfen. Harry wollte nicht, dass Brian sich später mit Schuldgefühlen herumschlug. Allerdings war er sicher, dass sich das wohl trotzdem nicht verhindern ließ. Deshalb spielte er das Spiel bereitwillig mit, damit sich sein Sohn in ihren letzten gemeinsamen Wochen gebraucht fühlte. » Auch wenn er mir die Kissen nicht richtig zurechtlegen kann « , seufzte Harry.
Er betrachtete seine Krankheit und das, was noch auf ihn zukam, ganz philosophisch. Er hatte sein Leben in vollen Zügen genossen, sagte er, und jetzt war er bereit, sich anzusehen, was danach kam. Wenn er manchmal über sein nahes Ende redete, lenkte er das Gespräch immer noch oft auf das Thema Freunde: die Erinnerungen, ihr Wert, die Notwendigkeit von Freundschaften für das Lebensglück. Außerdem ermunterte er mich, ihm meine liebsten Erinnerungen an Freunde zu erzählen. » Fangen Sie mit jemand aus Ihren Kindertagen an. Ich würde zu gerne etwas über Ihre Kindheit hören. « Und als ich anfing zu erzählen, lachte er, denn meine Geschichte spielte vor einem ländlichen Hintergrund, einem Weizenfeld.
Als ich zwölf Jahre alt war, hatten wir keine Rinderfarm mit Kleefeldern mehr, sondern eine Schaffarm mit Weizenfeldern. Sie lag kilometerweit von der nächsten Stadt entfernt, und über ihr spannte sich ein endloser majestätischer Himmel. Ungefähr ein Jahr später verschwand plötzlich mein erster Hund, der damals sieben Jahre alt war. Wir glauben, dass er vielleicht von einer Schlange gebissen wurde, denn er wurde nie gefunden. Das war nicht wirklich erstaunlich, denn die Farm war sehr weitläufig, aber ich war natürlich am Boden zerstört. Ein paar Monate später kaufte mir meine Familie einen neuen Hund. Es war eine kleine weiße Malteserhündin, die sich hartnäckig der Einsicht verschloss,
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