5 Farben Blau
Bett.«
»Aber ich wohne ja praktisch mit dir zusammen, so Tür an Tür.«
»Ich will dich jeden Tag so nah bei mir wie möglich, Jaz.«
Ich weiß nicht, wie ich Luft hole, doch es passiert einfach.
»Und es hat nichts damit zu tun, dass ich mich für heute verabredet habe?«
Sofort tritt ein Schatten auf Rhy sʼ Gesicht. »Nein, es hat ganz sicher nichts damit zu tun.«
»Das Angebot steht noch, du könntest mich begleiten .«
»Tut mir leid, ich habe selbst ein Meeting .«
Ich sehe ihm an, dass ihm das überhaupt nicht passt.
~
D er Diner liegt in einem Viertel von Brooklyn, das Rhys unter normalen Umständen meidet, doch wenn es sich um ein Treffen mit Walter handelt, ist Vorsicht geboten und er trifft sich lieber an Stellen, wo man nicht so genau in die Gesichter der Menschen sieht.
Walter sitzt bereits an einem Tisch und wartet auf seinen Auftraggeber, mit der bekannten stoischen Ruhe.
»Walter«, grüßt Rhys knapp und setzt sich zu ihm an den Tisch. Bei der Bedienung bestellt er per Fingerzeig zwei Tassen Kaffee.
»Mr Cunningham, schön Sie zu sehen .«
Rhys weiß nicht einmal, ob Walter der Vor- oder Nachname ist, aber er weiß, dass auf ihn hundertprozentig Verlass ist. Er hat bereits einige Aufträge zu seiner vollsten Zufriedenheit erledigt und Rhys geht davon aus, dass es auch diesmal so sein wird.
»Haben Sie das Dossier?«
Walter schiebt Rhys einen braunen Umschlag über den Tisch. »Alles aufgelistet. Sie hatte eine Affäre mit einem ihrer Professoren an der Uni. Als diese aufflog, wurde ihr nahegelegt, zu kündigen .«
Irritiert hebt Rhys eine Augenbraue. »Als Studentin?«
»Nein, die Affäre begann erst, als sie ihr Studium beendet hatte und als wissenschaftliche Assistentin ihres Professors dort eine Anstellung bekam. Sie ist dann Hals über Kopf nach Deutschland abgehauen.«
»Dieser Professor, wie alt ist er ?«
Walter hebt unsicher die Schultern. »Ich schätze Ende vierzig.«
»Haben Sie ein Bild von ihm beigefügt ?«
Walter schüttelt den Kopf. »Nein, der Auftrag bezog sich nur auf Miss Darling .«
Rhys nickt. »Gut, dann fertigen Sie ein weiteres Dossier über diesen Professor an. Graben Sie alles aus, was Sie finden können, und Walter, graben Sie tief. Miss Darling wird übrigens in einer Stunde mit meinem Chauffeur das CuDa-Building verlassen und ich möchte, dass Sie sie observieren und mir sofort berichten, wohin sie fährt und vor allem, mit wem sie sich trifft.«
~
Wir sitzen im Central Park und lassen uns die Sonne ins Gesicht scheinen. Da ich noch nicht viel von New York kenne, habe ich Matt beauftragt, uns dorthin zu fahren, nachdem ich Elijah im Kinderheim abgeholt habe. Der Junge sitzt auf einer Bank neben mir und schleckt genussvoll sein Eis. Ab und an schaut er mich an und grinst. Er trägt eine saubere Jeans und ein neues Shirt, das er extra für diesen Tag bekommen hat, erzählt er mir. Äußerst beflissen versucht er keine Flecken darauf zu hinterlassen.
»Es ist schön hier«, sagt er und seine Augen strahlen, als wir die Enten auf dem See beobachten. »Ich war noch nie hier .«
»Ich auch nicht, weißt du, ich bin erst seit Kurzem in der Stadt .«
»Wirklich? Wo hast du denn vorher gewohnt, Jaz?«, fragt er neugierig.
»Ich komme aus Deutschland, aber ich habe einige Jahre auf Hawaii gelebt .«
»Wow, Hawaii, da möchte ich auch mal hin. Und warum bist du jetzt in New York ?«
Hm, gute Frage. »Ich arbeite für einen Mann, der hier in New York sein Büro hat .«
Elijah nickt. »Ja, ich weiß, das ist der Mann, der mein Essen bezahlt. Schwester Gabrielle hat es mir erzählt. Ist er ein guter Boss ?«
»Mr Cunningham? Hm, ich arbeite noch nicht so lange für ihn, aber ich glaube schon, dass er ein guter Mensch ist .«
»Und du magst ihn .«
»Woher willst du das wissen ?«
»Deine Augen funkeln, wenn du über ihn sprichst .«
Ich muss lächeln. Dieser kleine Bursche ist ebenfalls ein stiller Beobachter. Noch einer, der mir das Leben schwer macht. Bin ich wirklich so leicht zu durchschauen ? Das wird mir langsam unheimlich. Ich sollte dringend daran arbeiten, meine Gefühle besser zu verbergen.
»Ja, ich mag ihn. Würdest du ihn gerne einmal kennenlernen ?«
Elijahs Augen werden groß. »Du meinst, dass dein Boss mich auch einmal besuchen kommt?« Die Hoffnung, die in seiner Stimme mitschwingt, bricht mir fast das Herz. Ich möchte ihn nicht enttäuschen, weiß aber nicht, ob mein Einfluss auf Rhys ausreicht.
»Komm, wir müssen
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