5 Farben Blau
dies ist zu viel an Information für Rhys, denn er steht auf und verschwindet durch eine Tür, im hinteren Teil der Kabine. Weg kann er ja nicht, also lehne ich mich zurück und atme tief durch. Ich bin auf dem richtigen Weg mit diesem Mann, das spüre ich genau.
~
Das Hotel liegt direkt gegenüber der Galerie, die neu eröffnet wird, sodass wir nur die Straßenseite wechseln müssen, um zum Ort des Geschehens zu gelangen. Rhys hält meine Hand, als wir die Galerieräume betreten, wird aber sofort von einer Menge Leute begrüßt. Er stellt mich jedem als seine neue Assistentin vor, was mir einen leichten Stich versetzt, doch das Interesse der Gäste gilt ausschließlich Rhys. Um mir die Zeit zu vertreiben, sehe ich mir die ausgestellten Exponate genauer an und schlendere langsam an den Kunstwerken entlang, als sich eine Hand auf meine Schulter legt. Im ersten Moment denke ich, dass es Rhys ist, doch als ich mich umdrehe, bleibt mein Mund vor Staunen offen stehen.
»Alex, was machst du denn hier?«
»Hi, Jaz, ich freue mich auch, dich zu sehen.«
»Warum hast du mir nicht gesagt, dass du kommst?« Ich bin wirklich mehr als überrascht, ihn zu treffen und schaue mich hektisch nach Rhys um. Wenn wir nicht aufpassen, kann dies in einer Katastrophe enden.
» Die Frage ist ja wohl eher: Was machst du hier?« Die Stimme meines Bruders ist alles andere als freundlich, aber das kenne ich ja bereits.
»Rhys hat mich gebeten, ihn zu begleiten.«
»Rhys? Ihr duzt euch? Wo hast du dieses Kleid her ?«
Er kennt bereits die Antworten auf seine Fragen, daher halte ich lieber den Mund, um ihn nicht noch wütender zu machen. Ein warmer Arm legt sich um meine Hüfte und ich erstarre.
»Ich habe ihr dieses Kleid gekauft. Hallo, Alex, schön, dass du es geschafft hast.« Rhys steht neben mir und nimmt mich in Beschlag, als wäre ich sein Besitz.
Er wusste also, dass mein Bruder kommen würde – innerlich koche ich vor Wut. Warum hat er mich nicht vorgewarnt?
Ale xʼ Gesicht erstarrt zu einer Maske, als er Rhy sʼ Hand an meiner Taille sieht. »Ich habe dir doch gesagt, dass wir uns hier in Boston treffen. Ich werde anschließend noch mit nach New York kommen. Ich muss mir nur noch ein Hotelzimmer suchen ...«
»Brauchst du nicht, du kannst in dem Appart ement wohnen«, unterbricht Rhys ihn.
»Aber dort wohnt doch Jaz.«
Bevor ich etwas sagen kann, schüttelt Rhys den Kopf. »Nein, sie ist zu mir gezogen .«
Es entsteht eine kurze Pause, in der die Zeit stillzustehen scheint, und plötzlich schießt wie aus dem Nichts Ale xʼ Faust hervor und trifft Rhys unsanft am Kinn. Er taumelt rückwärts, kann sich aber fangen, doch Alex hechtet hinter ihm her und wirft ihn mit seinem Gewicht zu Boden. Dabei geht ein Aufsteller zu Bruch, was die Security auf uns aufmerksam werden lässt. Ich will Rhys zu Hilfe eilen, doch er hat die Situation schnell im Griff, versetzt Alex ebenfalls einen Schlag. Er trifft auf den Punkt und mein Bruder ist für einen Moment so benommen, dass Rhys sich freimachen kann und wieder auf die Füße kommt. Er zieht Alex am Kragen auf die Beine und übergibt ihn den Security Leuten. »Mein Partner scheint etwas zu viel getrunken zu haben, bitte sorgen Sie dafür, dass er unbeschadet ein Taxi findet.«
Ein Blitzlichtgewitter hagelt auf uns herab, denn der anwesenden Presse ist dieser Vorfall nicht entgangen.
»Verflucht!«, murmelt Rhys und schiebt mich durch die Menge nach draußen, weg von den Fotografen und der neugierigen Meute.
»Verdammt noch mal, was ist eigentlich mit Alex los ?«, schimpft er zwischen zusammengepressten Zähnen und zerrt mich über die Straße, hinüber zu unserem Hotel.
Ich lasse mich mitschleifen wie eine willenlose Puppe. Mir ist die Reaktion von Alex furchtbar peinlich, aber gleichzeitig mache ich mir auch Sorgen um ihn.
»Lass uns abreisen.« Rhy sʼ Stimme ist aufgebracht, doch ist merke, dass nicht ich der Grund für seinen Zorn bin. Ich beginne unsere Sachen zu packen, viel haben wir ja nicht mitgenommen. Als Rhys aus dem Badezimmer kommt, sehe ich eine Schwellung an seinem Kiefer und seine Handknöchel sind abgeschürft.
»Lass mal sehen .« Ich greife nach seiner Hand, er will mir ausweichen, aber das lasse ich nicht zu und schaue mir seine Wunde genauer an. »Du solltest sie kühlen, genauso wie dein Kinn.« Ich hauche einen Kuss auf seine Hand.
»Es geht schon«, wiegelt er ab.
Ich hole ein sauberes Handtuch aus dem Bad und wickele einige Eiswürfel aus dem
Weitere Kostenlose Bücher