5 Freunde 16 - Fünf Freunde auf dem Leuchtturm
Julius.
»Ich habe es überhaupt nicht angefaßt«, murmelte Brummer und musterte das Fenster mißtrauisch. Plötzlich schloß es sich, glitt reibungslos nach oben. Brummer wurde es unbehaglich. Er heftete seinen Blick fest auf das Fenster, wobei er jeden Moment mit einer neuen Überraschung rechnete. Die anderen hatten sehr wohl gemerkt, daß der Fahrer die Scheibe von seinem Platz aus bediente. Sie stießen einander an und kicherten. »Das hat dem armen Brummer die Sprache verschlagen«, murmelte Richard.
Das hatte es wirklich. Brummer sagte während der ganzen Fahrt kein einziges Wort mehr über alte oder neue Autos.
Die Fahrt war herrlich. Nur an wenigen Stellen bog die Straße etwas von der Küste ab, und überall lag die Landschaft wie ein wundervolles Bild vor ihnen.
»Eurem Hund scheint die Gegend zu gefallen«, meinte der Fahrer. »Er läßt seinen Kopf fortwährend zum Fenster hinaushängen.«
»Hm - bisher glaubte ich immer, das tue er wegen der frischen Luft«, erwiderte Georg. »Ist es wegen der schönen Landschaft, Tim?«
»Wuff!« sagte Tim, zog den Kopf herein und leckte schnell einmal über Georgs Hand und das kleine verängstigte Affengesicht neben ihr. Der arme Schelm mochte das Autogerüttel gar nicht. Er saß mucksmäuschenstill da, weil er fürchtete, seekrank zu werden. Der Wagen rollte unterdessen leise surrend über die Landstraße, und man konnte meinen, das Motorengeräusch stamme auch jetzt wieder von Brummer.
Zwischendurch hielten sie einmal an und machten sich, auf hohen Felsbrocken sitzend, hungrig über die belegten Brote her. Auch der Fahrer hatte sich etwas zu essen mitgenommen, und als Schelm entdeckte, daß die Hälfte seines Brotes mit Tomaten belegt war, setzte er sich freundschaftlich und artig auf sein Knie und half ihm, das Brot aufzuessen.
»Etwa in einer Stunde haben wir es geschafft«, sagte der Mann. »Was habt ihr denn eigentlich für ein Ziel auf den Teufelsfelsen? Der Tankwart wollte es mir nicht verraten.«
»Wir wollen zum Leuchtturm«, unterrichtete ihn Julius. »Kennen Sie ihn?«
»Ja - aber der ist doch nicht zum Wohnen da«, sagte der Fahrer verwundert. Er glaubte, Julius hielte ihn zum Narren.
»In welches Hotel zieht ihr denn - oder besucht ihr Freunde?«
»Nein. Wir gehen wirklich zum Leuchtturm«, beteuerte Brummer. »Er gehört mir. Mir ganz allein.«
»Hm - da werdet ihr bestimmt eine wundervolle Aussicht haben«, gab der Mann zu. »Ich stamme von den Teufelsfelsen. Mein Urgroßvater lebt noch in derselben Hütte, in der ich geboren wurde. Was meint ihr, was der mir schon alles über den alten Leuchtturm erzählt hat! Wie zum Beispiel die Strandräuber eines Nachts dort einbrachen und den Leuchtturmwärter überfielen und das Licht löschten, weil sie ein großes Schiff auf die Klippen locken wollten!«
»Wie schrecklich - und zerschellte es dann wirklich?« fragte Richard.
»Ja. In tausend Stücke«, nickte der Mann. »Ganz und gar auseinandergebrochen. Und dann warteten sie, bis die Flut das Wrack an Land spülte. Ihr solltet meinen Urgroßvater einmal besuchen und euch die Geschichte von ihm erzählen lassen. Vielleicht zeigt er euch sogar die Räuberhöhle ...«
»Oh - von der haben wir schon gehört«, unterbrach ihn Georg. »Ist es wirklich wahr - können wir sie sehen? Und ist noch etwas drin?«
»Nein, nein - das liegt alles viele Jahre zurück«, sagte der Fahrer. »Seit der neue Leuchtturm steht, ist die Zeit der Strandräuber vorbei. Der neue Turm ist aber auch wirklich fabelhaft. Sein Licht ist auch im ärgsten Unwetter noch zu sehen. Das Licht des alten Leuchtturms war natürlich nicht so gut. Aber trotzdem hat es viele Schiffe vor dem Untergang bewahrt.«
»Wie heißt Ihr Urgroßvater?« erkundigte sich Georg. Sie hatte bereits beschlossen, ihn so bald wie möglich aufzusuchen. »Und wo wohnt er?«
»Fragt nach Jeremias Boonsen«, sagte der Fahrer, während er vorsichtig um eine Kuhherde herumfuhr. »Ihr findet ihn irgendwo am Kai, wo er sitzt und seine lange Pfeife schmaucht und alle unwirsch anfaucht, die ihm zu nahe kommen. Aber er hat Kinder gern, also macht euch nichts daraus. Er wird euch eine Menge Geschichten erzählen können, mein Urgroßvater! Herrje, da kommt schon wieder eine Rinderherde um die Ecke!«
»Hupen Sie doch«, riet Brummer.
»Schon mal das Gedicht gehört von der Kuh, die über den Mond sprang, Junge?« fragte der Mann. »Ja, jemand hupte, als sie vorüberging, und da ist sie vor Schreck über den
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