5 Tage Liebe (German Edition)
überzeugt. Nur auf dem Tisch liegen lose Blätter, die meisten sind Skizzen meiner Arbeiten.
Im Bad ist es ordentlich, meine Badewanne (ja, ebenfalls eine dieser Errungenschaften, um Eindruck zu machen!) steht direkt am Fenster. Sie hat gusseiserne Füße, Old-School-Look.
Es bleibt nur noch mein Schlafzimmer, aber sie geht zurück in die Küche.
„Du wohnst hier allein?“
„Ja. Die WG-Zeit mit Patrick hat mich geprägt.“
Ente und Käse verschwinden im Kühlschrank.
„Willst du ein Glas Wein?“
Sie setzt sich auf einen der Stühle, zieht die Beine hoch und legt ihr Kinn auf die Knie.
„Gerne, wenn du auch eins nimmst?“
Ich stelle zwei Gläser auf den Tisch. Es sind die guten Weingläser, die ich sehr, sehr selten benutze. Eigentlich so gut wie gar nicht.
Ich stelle den Backofen an, suche den Korkenzieher und konzentriere mich darauf, beim Flaschenöffnen keinen Fehler zu machen. Männer werden häufig an solchen Dingen gemessen. Kann er einen Autoreifen wechseln? Kann er eine Sekt- oder Weinflasche öffnen, ohne sich zu blamieren? Ich kann, und schenke uns großzügig ein. Sie nimmt einen Schluck und lächelt.
„Hmmmm. Der ist gut.“
Ich stimme ihr zu, schmecke ihn aber nicht mal richtig. Ich bin nervös. Und wütend. Unsicher. In den letzten paar Stunden ist eine Menge passiert, Kleinigkeiten, die mich verwirrt haben.
„Willst du deine Wäsche waschen?“
Ein Themenwechsel erscheint mir am besten, dann kann ich mich wieder bewegen und muss nicht daran denken, was alles passiert ist. Wenn ich mich bewege, fällt es mir leichter, mich abzulenken.
„Oh ja. Das hätte ich fast vergessen.“
Die Waschmaschine ist neben dem Kühlschrank und der Spüle. Waschmittel und Weichspüler sollten eine Frau beeindrucken. Ich lege Wert auf weiche und gut duftende Wäsche.
Sie öffnet die Tasche, zieht T-Shirt, Socken, Handtuch und andere Kleidungsstücke heraus und stopft sie in die Trommel. Ich stehe neben ihr, beobachte sie. Einige Slips folgen, ich tue unbeeindruckt. Was mich wirklich beeindruckt ist die Tatsache, dass sie kein Problem damit hat, ihre Wäsche einfach so vor einem mehr oder weniger fremden Mann zu waschen. Ich drehe mich wieder zum Herd und greife nach einer Pfanne.
„Das vorhin an der Kasse. Das war echt toll von dir.“
„Das war doch eine Selbstverständlichkeit.“
„Nein. Das machen nicht viele Kerle. Viele Kerle würden mich auch nicht zum Essen einladen.“
Sie stellt souverän die Waschmaschine an und lehnt sich neben mich an die Arbeitsplatte. Ich weiche ihrem Blick aus, suche das Öl, das Salz, hole die Entenbrüste aus dem Kühlschrank.
„Jonas, genau deswegen.“
Ich verstehe nicht und sehe sie an, während ich die Entenfilets aus der Packung befreie.
„Genau deswegen war ich mir unsicher. Du lässt das alles viel zu nah an dich heran. Du machst es zu einer persönlichen Sache.“
„Es ist ja auch so. Dirk hat dich beleidigt.“
„Das mag sein, aber daran gewöhnt man sich schnell.“
Sie zuckt die Schultern. Ist es ihr wirklich so egal? Eine Frage schwirrt in meinem Kopf herum. Seit dem Moment, als ich sie kennengelernt habe. Mir fehlt nur leider der Mut. Kochen lenkt ab. Ich merke, ich habe schon sehr lange nicht mehr wirklich gekocht. Nudeln machen, ein bisschen Reis, vielleicht mal Huhn. Aber heute muss und will ich glänzen.
„Jonas.“
Sie rückt etwas näher, mir wird warm, was aber bestimmt an der Pfanne liegt, die sich erwärmt. Ich höre das Öl zischen.
„Hm?“
Man sollte mich beim Kochen nicht aus der Ruhe bringen, ich verliere ohnehin recht schnell die Konzentration, vor allem wenn sie hier ist.
„Schau mich mal an.“
Ich schneide das Filet in kleine Stückchen. Die perfekte Ausrede, sie nicht ansehen zu müssen.
„Bitte.“
Sie flüstert fast, aber ich höre sie so deutlich. Sie ist noch ein kleines Stück näher gerückt. Meine ganze Konzentration liegt auf meiner rechten Hand, die tapfer die Ente zerstückelt. Aber das Flüstern ihrer Stimme ist zu stark. Ich drehe den Kopf langsam zu ihr. Sie steht ganz nah an mir dran.
„Wieso?“
Ich weiß zwar, dass „Wieso“ ein gewöhnliches Fragewort ist, aber es so allein stehen zu lassen hilft mir kein Stück. Verständnislos schaue ich in ihr Gesicht, verliere mich fast in ihren Augen.
„Wieso ich? Was findest du an mir? Du kennst mich nicht mal.“
Ich hole tief Luft, will es ihr erklären, weil ich mir die Frage seit Tagen selbst stelle. Patrick hat mich gewarnt, mich
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