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5 Tage Liebe (German Edition)

5 Tage Liebe (German Edition)

Titel: 5 Tage Liebe (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Adriana Popescu
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Patrick stößt mit mir an.
    „Hat sie gesagt, was sie hier will?“
    Ich zucke wahrheitsgemäß ratlos die Schultern.
    „Es macht keinen Sinn.“
    Ich stimme Patrick zu und wende mich wieder von ihr ab. Je länger ich sie ansehe, umso größer wird der Wunsch, sie direkt nach dem Grund ihres Besuchs zu fragen. Und wenn ich ehrlich bin, egal wie die Antwort ausfallen würde, sie wäre immer denkbar schlecht. Sie wollte wissen, ob ich eine Freundin habe. Aber hat sie einen Freund? Will ich es wissen? Schlimmer noch, könnte ich es verkraften?
    Patrick und ich sitzen auf zwei Strandstühlen am Rand der Terrasse und blicken über das Häusermeer unserer Heimat.
    „Du wirst mir fehlen.“
    Patrick sieht mich nicht an. Sein Blick ist starr auf Stuttgart gerichtet, und ich weiß nicht, was er dort sieht. Vielleicht kleine Erinnerungen, die ich wie einen Schatz sicher in mir hüten werde, wenn ich nach London gehe.
    „Dann kommt mich oft besuchen.“
    Ich will locker klingen, aber seitdem ich dieses Dach betreten habe, schnürt sich mein Hals gefährlich zu, und der Kloß wird größer und größer. Aber ich bekämpfe ihn mit einem weiteren Schluck Bier.
    „Das werden wir. Aber es ist nicht dasselbe.“
    Jetzt sieht er doch zu mir und ich meine, Tränen in seinen Augen zu erkennen.
    „Ich kenne dich, solange ich denken kann. Es gibt keine nützliche Erinnerung an die Zeit vor unserer Freundschaft.“
    Ich weiß so sehr was er meint. „Patrick und ich“ – das gehört seit der Schule zusammen wie „Bud Spencer und Terence Hill“. Wie „Batman und Robin“. Er fehlt mir schon jetzt.
    „Vielleicht habe ich das nicht so oft gesagt, aber du bist ein ganz wunderbarer bester Freund, Jonas.“
    Da sind sie wieder, die Erinnerungen von uns beiden in so ziemlich jedem Alter ab sechs Jahren: Fußballverein, Kinderdisko, Nachhilfe in Mathe, Schulhofrauferei, erste Zigarette, Führerschein fürs Moped, schlimme Frisuren, Modesünden, erste Liebe, erster Herzschmerz, letzter Herzschmerz – und jetzt sitzen wir hier ein letztes Mal beisammen. Natürlich werden wir uns wiedersehen. Natürlich wird er mit mir durch Londons Plattenläden stöbern. Dessen sind wir uns beide bewusst, und doch wird alles von jetzt an anders. Ich kann ihn zwar anrufen, wann immer ich seine Stimme hören will, aber wir können uns nicht einfach so auf ein Feierabendbier treffen.
    „Du auch.“
    Mehr kann ich nicht sagen, weil ich nicht zugeben möchte, wie sehr er mir fehlen wird. Er ist nur ein paar Wochen älter und doch der Bruder, den ich nicht hatte. Er war und ist immer für mich da.
    Doch bevor ich mehr sagen kann, steht er auf, klopft mir auf die Schulter und murmelt etwas von frischem Bier. Dabei weiß ich, seines ist noch mehr als halb voll. Auch, wenn es für uns kein Problem ist, vor dem anderen zu weinen … aber nicht auf einem Dach mit meinen ältesten Freunden. Also lasse ich ihn gehen. So, wie er mich gehen lässt.
    Ich wische mir schnell über die Augen, als sich jemand auf den Stuhl nehmen mich setzt, wo eben noch mein bester Freund saß. Es ist Maya.
    „Störe ich?“
    „Gar nicht.“
    Sie nickt, sieht über Stuttgart, atmet tief ein, um dann wieder zu mir zu sehen.
    „Heute bist du sehr gefragt.“
    „Abschiedsparty und so.“
    Maya nickt.
    „Ich habe nämlich etwas für dich, und das würde ich dir gern geben.“
    Aha, daher weht der Wind. Sie will mir etwas geben. Ich habe keine Ahnung, was. Verdient hätte ich eine Couch, aber das sage ich nicht. Ich sehe sie einfach nur an, was sie nervös macht. Das hat es früher nicht.
    „Als Abschiedsgeschenk, auch wenn es nicht so geplant war.“
    Sie greift in ihre Umhängetasche und fischt einen imposanten Stapel Papiere aus dem Inneren. Dabei fällt eine kleine Plastiktüte auf den Boden, die ich aufhebe und sofort lächeln muss.
    „Jelly Beans?“
    Sie lächelt mich an und zuckt die Schultern.
    „Ein Laster hat jeder, oder?“
    Sie stopft die Tüte zurück in ihre Tasche und hält den Stapel stolz vor sich. Ich verstehe nicht, und von daher weiß ich nicht so recht, welche Reaktion angebracht ist oder erwartet wird.
    „Ta-dah!“
    In ihrer Stimme klingt Stolz.
    „Druckerpapier?“
    „Ursprünglich ja. Eigentlich schenke ich dir einen Baum. Aber es geht um das hier ...“
    Sie dreht es um, und ich sehe, die Seiten sind bedruckt.
    „Das ist für dich. Weil ich immer ...“
    „Jonas, komm her, es ist Zeit für eine Rede!“
    Ich drehe mich zu der Stimme in meinem Rücken

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