50 - Deutsche Helden, Deutsche Herzen 02 - Die Königin der Wüste
Abend brach herein. Es wurden keine Feuer gebrannt, um etwaigen feindlichen Kundschaftern die Gelegenheit, etwas zu sehen, zu nehmen. Es war ja immerhin die Möglichkeit vorhanden, daß die Beni Suef ihren Plan geändert und den Angriff auf eine frühere Zeit verlegt hatten. Aber es geschah nichts derartiges. Mitternacht ging vorüber und nun machte sich Hilal mit seinen Kundschaftern auf den Weg. Eine halbe Stunde später marschierten achthundert bewaffnete Beni Sallah hinaus nach den Dünen. Hundert von ihnen blieben halbwegs als Reserve halten, die übrigen aber bildeten eine dreifache Reihe von solcher Elastizität, daß sie sich in einer Minute zusammenziehen und auch nötigenfalls ausdehnen konnte.
Gegen zwei Uhr sandte Hilal einen seiner Leute mit der Botschaft, daß sie in der Nähe des feindlichen Lagers angekommen seien, dort herrsche jetzt noch die größte Ruhe und Stille.
Nach einer halben Stunde kam ein zweiter Bote mit der Meldung, daß es sich bei dem Feind zu regen beginne. Und nach abermals so viel Zeit kehrte Hilal selbst mit den übrigen zurück und brachte die Nachricht, daß die Beni Suef aufgebrochen seien und in einer Entfernung von höchstens dreitausend Schritten den Anbruch des Morgengrauens erwarteten.
Natürlich bemächtigte sich jetzt aller eine Spannung, die sich gar nicht beschreiben läßt. Die erwähnten Meldungen waren auch weitergetragen worden, bis hin in das Lager. Der alte Scheik der Beni Abbas, der seine Leute als Posten rund um die Oase gelegt hatte, zog sie jetzt zusammen, nach der Gegend hin, in der der Kampf bevorstand. Zwei Stämme standen sich da gegenüber – Leute einer Abstammung, Männer eines Blutes und einer Sprache, Bewohner eines Landes, und doch gewillt, sich gegenseitig zu vernichten. –
Die Beni Suef waren gegen Mitternacht dort angekommen, wo sie sich vor dem Überfall zu lagern gedachten. Der Russe, der Pascha und der Riese waren bei ihnen. Letzterer hatte sich das Auge vollends entfernen lassen und die blutige Höhle verbunden. Das Wundfieber zehrte an seinen Nerven, noch mehr aber arbeitete in ihm das Verlangen nach Rache. Er hatte den weiten Ritt mit unternommen, trotz seiner schlimmen Verwundung, leider aber hatte er die Beobachtung gemacht, daß man sich gar nicht viel um ihn kümmerte.
Er war überall entweder auf gleichgültige oder gar verächtliche Gesichter gestoßen. Der Scheik war nicht mehr für ihn zu sprechen gewesen. Omram, der Eidam desselben, ebensowenig. Falehd begann daher, Mißtrauen zu hegen, und begab sich zu Omram, sobald sich die Leute gelagert hatten. Er fand ihn etwas vorwärts und allein im Dunkel stehend.
„Was willst du?“ fragte der Suef in so unfreundlichem Ton, daß Falehd sich beleidigt fühlen mußte.
„Mit dir sprechen.“
„Ist das so notwendig?“
„Ja.“
„Ich denke, daß wir alles besprochen haben, worüber geredet werden konnte oder mußte!“
„Ja, aber ich möchte einiges noch einmal hören.“
„Das ist nicht notwendig. Was gesagt worden war, das weißt du, anderes ist nicht notwendig. Warum bleibst du übrigens nicht an dem Ort, der dir angewiesen ist?“
„Weil ich dich suchen wollte. Meinst du etwa, daß ich ein Sklave bin, der euch zu gehorchen hat?“
„Das sage ich nicht, obgleich wir ein Recht hätten, dich zum Sklaven zu machen.“
„Hölle und Teufel!“ stieß der Riese hervor.
„Ja, gewiß!“
„Aus welchem Grund?“
„Ist nicht einer von uns dein Sklave gewesen? Lautet nicht das Wüstengesetz: Vergeltet Gleiches mit Gleichem?“
„Ich habe ihn euch wiedergebracht!“
„So können wir dich ebensolange der Freiheit berauben, wie er Sklave gewesen ist.“
„Du redest sonderlich! Hast du etwa vergessen, was du mir gestern versprochen hast?“
„Ich habe es nicht vergessen, aber du bist ehrlos.“
„Ah! Wer sagt dir das?“
„Ich weiß es, das ist genug.“
„So höre ich jetzt, daß ich eurem Wort nicht trauen darf. Werdet ihr es mir halten oder nicht?“
„Du wirst bekommen, was dir gebührt.“
„Das ist keine Antwort! Rede frei! Werde ich als Mitglied eures Stammes aufgenommen?“
„Die Versammlung soll das entscheiden!“
„Darf ich um die Königin mitkämpfen?“
„Die Ältesten werden das bestimmen?“
„Werde ich Hiluja erhalten, wenn mir ein anderer die Königin nimmt?“
„Ich werde mit dem Scheik darüber reden.“
„Also du beantwortest mir keine meiner Fragen mit ja?“
„Wie kann ich! Ich bin nicht Scheik.“
„Aber gestern
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