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50 Einfache Dinge, Die Maenner über Sex Wissen Sollten

50 Einfache Dinge, Die Maenner über Sex Wissen Sollten

Titel: 50 Einfache Dinge, Die Maenner über Sex Wissen Sollten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Arne Hoffmann
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gilt nämlich das Diagnostic and Statistical Manual of Mental Disorders (DSM) als oberste Leitlinie, und die strich Homosexualität bereits 1973 aus ihrer Liste. Ähnlich irre sieht es mit dem Sadomasochismus aus: Hierzulande gilt er immer noch als Störung, weil ihn die ICD entsprechend aufführt, aber in den USA wurde er bereits 1994 aus der Liste der psychischen Krankheiten gestrichen. Das riecht stark nach Willkür, ist aber schlicht die Folge von Sexualpolitik. Auch die Wissenschaft ist zu einem großen Teil ein soziales System und damit solchen Machtspielen mit Menschen unterschiedlicher Auffassung un-terworfen.
    Wie aber kommt es, dass ein bestimmtes Sexualverhalten früher als »pervers« galt und heute nicht mehr? Manchmal liegt es an politischem Druck, beispielsweise durch eine einflussreiche Schwulenbewegung, deren Mitglieder sich nicht länger als »abartig« abstempeln lassen wollten. In anderen Fällen ist es schlicht eine Folge der Aufklärung: Sobald wir wussten, dass man durch Selbstbefriedigung keine geistigen oder körperlichen Schäden davonträgt, begann das Tabu zu wanken erst recht als gleichzeitig die Religion mit ihren Vorschriften und Verboten an Einfluss verlor. Und mitunter kommt die Toleranz auch durch die Hintertür: Dem wegweisenden amerikanischen Sexualforscher Alfred Kinsey etwa warfen mehrere Wissenschaftler Jahre nach der Veröffentlichung seiner Studien vor, er sei bei seinen Untersuchungen nicht ausreichend repräsentativ vorgegangen, weshalb er in seinen Statistiken verschiedene sexuelle Praktiken viel häufiger aufführte, als sie tatsächlich ausgeübt wurden.
    Nur: Nachdem ganz Amerika von Kinseys damals aufsehenerregenden Erkenntnissen erfahren hatte, probierten immer mehr von Kinseys Landsleuten diese Praktiken aus, die sie zuvor als unanständig betrachtet hatten, und machten sie auf diese Weise normal. Infolgedessen gibt es in so einigen US-Bundesstaaten zwar heute noch Gesetze, die beispielsweise Oralsex unter Strafe stellen, aber kaum jemand stört sich daran.
    In einer Gesellschaft, die ständig nach neuen Reizen und Ideen sucht, gibt es sogar eine Tendenz, nach der Dinge, die früher als »pervers« abgewertet wurden, plötzlich als schick gelten. Zur Not behilft man sich hier mit einem neuen Begriff, etwa dem Amerikanismus »kinky« für etliche ausgefallenere Spielarten. Kinky Sex: Die etwas härtere Nummer lautet etwa der Titel eines Taschenbuchs, das im April 2011 erscheinen soll -
    laut Verlagsreklame »ein Aufruf, seine »ungewöhnlichem Neigungen einfach zu akzeptieren und Spaß daran zu haben«.
    Bezeichnend ist, dass man offenbar keinen passenden deutschen Ausdruck für das englische Wort »kinky« gefunden hat. Titel wie »perverser Sex« oder »abartiger Sex« wären wohl wenig marktgerecht gewesen.
    Also gilt in unserer Kultur gar nichts mehr als abartig? Jeder kann machen, was er will? So einfach ist es nun auch wieder nicht. Die erste Einschränkung sind moralische Einwände: Ich darf nicht die Grenzen anderer Menschen überschreiten und ihnen meinen Willen aufzwingen. Jemand, der einen anderen vergewaltigt, Sex mit Leichen oder mit Kindern hat, braucht sich danach nicht zu beschweren, wenn man ihn als »pervers«
    beschimpft. (Bei Kindern geht man vernünftigerweise davon aus, dass sie zu jung sind, um zum Sex einwilligen zu können.) Auch Sex mit Tieren gilt für viele als inakzeptabel und als Tierquälerei. Aber hier gibt es schon wieder die ersten Grüppchen, die solche Praktiken verteidigen. Und auch bei der Frage, inwiefern ich die Grenzen anderer Menschen überschreiten darf, gibt es umstrittene Fälle. Ein Exhibitionist, der nackt im Stadtpark die Leute erschreckt, macht sich strafbar (wenn er männlich ist, Exhibitionismus von Frauen bleibt unbestraft). Andererseits gibt und gab es Veranstaltungen wie den Christopher Street Day und die Loveparade, zu denen auch ein Großteil Exhibitionismus gehörte, und zwar so viel, dass vor allem viele Konservative befanden, damit würden ihre persönlichen Grenzen missachtet. Trotzdem werden solche Veranstaltungen von der Mehrheit unserer Gesellschaft hingenommen. Mancher fühlt sich genervt, aber kaum jemand bezeichnet die Mitwirkenden als »pervers«, auch wenn sie ihren Körper und ihre Sexualität sehr offensiv ausstellen. Vermutlich liefert aber auch hier wieder die Masse den notwendigen Schutz.
    Eine Frau, die zugedröhnt alleine durch die Fußgängerzone torkeln und jedem Vorübergehenden ihre Brüste

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