Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
50 - Schatten über Kregen

50 - Schatten über Kregen

Titel: 50 - Schatten über Kregen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alan Burt Akers
Vom Netzwerk:
schmerzenden Schädel hielt sich hartnäckig die Frage, warum auf Kregen ich mich so verhielt. Ich hätte ihm einfach wie jedem anderen verdammten Fischkopf auch das Genick brechen und mich dann um meine eigenen Angelegenheiten kümmern sollen. Der Ausdruck auf seinem Gesicht, soweit man ihn den fischähnlichen Zügen entnehmen konnte, besagte recht eindeutig, daß seine Gedanken in ähnlichen Bahnen verliefen.
    Es war durchaus möglich, daß sein Schandler – ein Gott, Geist, Dämon, Bruder, was auch immer – ihn auf die gleiche Weise beeinflußte wie die Mächte, die mir zu schaffen machten.
    Ich berührte das geflochtene Seil, das ich über der Schulter trug, und nickte. »Danke, Fischgesicht.«
    Das verstand er. Sein Mund, der für einen fischgesichtigen Burschen ziemlich klein war, öffnete sich um Daumennagelbreite. »Warum ich das getan habe«, sagte er zischend und schnalzend, »verblüfft mich noch immer. So einen dummen Basich zu ...« Er schüttelte den Fischkopf. »Erstaunlich.«
    Basich, wiederholte ich in Gedanken. Nein, an das Wort konnte ich mich nicht erinnern. Doch er hatte es auf eine ganz bestimmte, arrogante Weise benutzt, die ich wiedererkannte. Jetzt, da er das erste Mal vor mir stand, ohne in Seilen gefangen, bewußtlos oder gefesselt zu sein, war er jeden Zoll ein verdammter blaublütiger Aristokrat. Bei Vox, vielleicht hatte ich doch einen gewaltigen Fehler begangen!
    Er tippte sich mit einem steifen Zeigefinger an die Brust.
    »Schanake.« Er sprach mit einem derartig ausgeprägten Stolz, daß ich beinahe hämisch gelacht hätte. Nach dem Namen spulte er eine Reihe hochtrabender Titel und Ränge ab. Alles zusammengenommen lief es darauf hinaus, daß er Kapitän und Adliger zweiten Grades war. Er starrte mich erwartungsvoll an.
    Es erschien mir nicht als der richtige Zeitpunkt, um Höflichkeiten auszutauschen, zumal die einer Förmlichkeit bedurft hätten, die zwischen einem Shank und einem Pazianer so gut wie unmöglich war. Er machte ernst das Pappattu. Ich wollte so schnell wie nur möglich hier weg.
    Davon abgesehen, welchen Namen sollte ich ihm nennen?
    Ein Flackern auf seinem Gesicht, das ich für Ungeduld hielt, zeigte mir, daß er ein echter Adliger war.
    »Darjad.« Ich legte den Zeigefinger auf meine Brust.
    »Darjad.« Ich schwöre, er schaffte es, daß sich der Name feucht anhörte. Er nickte. »Ist das alles?«
    Ich starrte ihn nichtbegreifend an, dann gestattete ich mir einen Ausdruck plötzlichen Verstehens. Ich nickte. »Kov von Ronaline.«
    Das entlockte ihm eine heftige Reaktion. »Kov!«
    Nun, es war schon möglich, daß die Shanks von diesem pazianischen Adelstitel, der in etwa dem irdischen Herzog entsprach, gehört hatten. Was nun Ronaline anging, hatte ich erstens noch nie davon gehört, und zweitens war eine Ronaline nichts anderes als eine Erdbeere. Sie sehen also, auf welch belanglose Weise ich mich auf seine Kosten amüsieren wollte.
    Wie dem auch sei, bei Vox, wenn er tatsächlich ein Adliger zweiten Grades war, würde er sich einem Kov gegenüber vielleicht etwas vernünftiger verhalten. Wie lächerlich die ganzen Ränge und Titel doch alle sind, bei Opaz!
    Er starrte mißtrauisch die Bäume an. Das folgende Nicken verkündete ganz klar eine Entscheidung. Er drehte sich um, winkte mir zu und setzte sich in Bewegung.
    Nun hatte ich ganz sicher nicht die Absicht, mich an ihn zu ketten. Ich wollte den Burschen loswerden, ganz ehrlich. Ich konnte mich nicht so ohne weiteres von der Überzeugung freimachen, daß es meine Pflicht war, ihn zu töten. Soweit es die Pazianer betraf, gab es so etwas wie einen netten Shank nicht. Also drehte ich mich auf dem Absatz um und ging, statt ihm zu folgen, in die andere Richtung.
    Es bedurfte eiserner Selbstbeherrschung, nicht über die Schulter zu blicken. Es gab keine Geräusche, die vermuten ließen, daß er mir folgte, und ich hoffte, daß er verstand. Meine Fäuste verkrampften sich um das Holzschwert.
    Schanake, dieser berühmte Adlige des zweiten Grades, war geradeaus weitergegangen. Nun wollte ich aber nicht den Weg zurückgehen, den ich gekommen war, also schlug ich nach einer Weile den Weg zum Strand ein. Wenn er das Inselinnere erforschen wollte, dann würde ich die Insel eben wie geplant umrunden. Mittlerweile fühlte sich mein Magen so leer wie die große Blechtrommel der Vierten Churgur an, die angeblich größte Trommel der vallianischen Freiheitsarmee. Ein paar Kokosnüsse würden für eine Weile meinen Durst

Weitere Kostenlose Bücher