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50 - Schatten über Kregen

50 - Schatten über Kregen

Titel: 50 - Schatten über Kregen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alan Burt Akers
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war schon später, als mir lieb war, um einen Unterschlupf für die hereinbrechende Nacht zu suchen.
    Doch wie Sie sicherlich bemerkt haben, fiel es mir in der ganzen Zeit, während ich über diese absurden ritterlichen Neigungen schimpfte, keinen Augenblick lang ein, der göttlichen Delia die Schuld zu geben. Delia war und ist über jeden Vorwurf erhaben, und das wird auch nie anders sein.
    Die Stelle, die ganz annehmbar aussah, lag ein Stück weiter den Strand entlang, und so ging ich darauf zu, wobei ich Sand los trat. Der Wind erstarb zu dieser Stunde, und das Rauschen der Bäume verstummte. Ich eilte in rubinrotes und smaragdgrünes Licht getaucht weiter und verfluchte den verdammten Shank.
    Eines stand fest, bei Krun! Ich wollte ihn während der Nacht nicht in meiner unmittelbaren Nähe wissen. Nach kurzem Marsch bog ich ab und begab mich zwischen die Bäume. Die meisten Blumen hatten für die Nacht ihre Kelche geschlossen; später würden sich die Mondblumen öffnen und die Nachtluft versüßen.
    Und so eilte ich weiter wie ein unerfahrener grüner Junge, statt wie der erfahrene Kämpe, für den man mich hält. Zwischen den Bäumen gab es eine Art Pfad oder Weg. Das riß mich nicht aus meinen Gedanken. Ich habe keine Entschuldigung. Ich benahm mich wie ein Onker, ein echter Onker, ein Get-Onker.
    Der Boden gab unter mir nach.
    Eingehüllt in eine Flut aus Zweigen, Blättern und Palmwedeln, stürzte ich kopfüber in die Grube.
    Der harte Aufprall bei der Landung machte mich nur ein wenig benommen, und ich starrte wütend in die Höhe und sah sofort, daß die steilen Wände der Falle ein Entkommen sehr schwierig machen würden. Doch ich hielt noch immer meinen Knüppel in der Faust. Damit würde ich so lange graben, bis ich herausklettern könnte.
    So dachte ich mit der Ungeduld, die so typisch für mich ist, als ich einen heftigen Schlag auf den Kopf erhielt.
    Der letzte schwere Ast, der die Falle abgedeckt hatte, war in die Tiefe gefallen. Er traf mich mit dem stumpfen Ende. Zumindest kam ich zu diesem Schluß, bevor mich der schwarze Umhang des Notor Zan in sein Nichts hüllte.

7
     
     
    »Du, steh auf!« sagte meine Kameradin Mevancy, die Kregoinya, und ihr Gesicht war dabei so rot wie die Sonne Zim. Mein Kregoinye-Kamerad Fweygo rieb sich urteilend mit der Schwanzhand das Kinn. Delia lächelte, und ihre überragende Art glättete die Wogen. Wir saßen in einem kleinen Strohkorb, der zwischen den Wolken schwebte. Ein Fischschwarm schwamm vorbei und verschwand glitzernd in einem tropischen Regenwald.
    Ein Schmetterling flatterte herbei und ließ sich auf meiner Wange nieder. Ich wischte ihn nicht fort. Er verwandelte sich in eine Wespe und stach mich.
    Der scharfe Stich veranlaßte mich, die Augen aufzuschlagen. Es war kein richtiges Stöhnen, das ich da von mir gab, aber ich stieß ein schnalzendes feuchtes Geräusch aus. Lehm und abgestorbene Blätter bedeckten mein Gesicht.
    Die berühmten alten Glocken von Beng Kishi dröhnten in meinem Schädel. Sie läuteten schmerzhaft, aber gedämpft, als wären sie von dicken Schichten Segeltuch umgeben. Ich legte die Hand auf die Wange, und ein kleiner Käfer fiel herunter. Mit enormer Anstrengung rollte ich mich herum.
    Nun, dank Opaz hatte ich mir nicht das Rückgrat gebrochen. Die Gliedmaßen schienen ebenfalls in Ordnung zu sein und waren noch immer fest mit dem schmerzenden Körper verbunden. Die glatten Seiten der Grube stiegen steil in die Höhe, die Öffnung zeichnete sich klar vom Hintergrund ab. Das rosafarbene Licht der Zwillinge, zwei der Monde Kregens, flutete in die Tiefe. Seltsame Laute waren zu hören, die Laute derjenigen, die sich irgendwo in der Mitte der Insel aufhielten.
    Ich stand auf, und diesmal entschlüpfte mir ein leises Stöhnen. Dank des Bades im Heiligen Taufteich von Aphrasöe heilten meine Verletzungen immer mit magischer Schnelligkeit. Der Lärm der Glocken von Beng Kishi, die in meinem Kopf hämmerten, würde bald aufhören. Ich nahm den Knüppel, den ich mir als Schwert auserkoren hatte.
    Ein langer Schatten schwebte an der Grubenwand.
    Ich starrte ihn an. Ich beugte mich vor und sah genauer hin.
    Ein Seil baumelte von der Grubenöffnung herunter.
    Als ich es in die Hand nahm, entdeckte ich, daß es aus Schlingpflanzen und Gräsern des Waldes geflochten war, und zwar ausgesprochen sauber und ordentlich. Ich zog ein paarmal. Anscheinend war es sicher festgemacht.
    Die Kakophonie Beng Kishis erschwerte jeden vernünftigen Gedanken.

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