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50 - Schatten über Kregen

50 - Schatten über Kregen

Titel: 50 - Schatten über Kregen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alan Burt Akers
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bitten. Außerdem hätten sie in den Abwasserkanälen bestimmt gescheut.
    Als ich durch die Dunkelheit marschierte, die gelegentlich für kurze Zeit von der Jungfrau mit dem Vielfältigen Lächeln erhellt wurde, mußte ich an den Mann denken, der sich Larghos de la France genannt hatte. Das allein war schon eine Unverschämtheit gewesen, bei Zair! Mein Groll gegen ihn hatte sich nicht gelegt. Hier war ich nun, hatte eine verrückte Mission am Hals, war durch die Umstände eingeschränkt und mußte zu Fuß gehen. Und dieser Stutzer Larghos, ein von den Herren der Sterne gesandter Kregoinye, kam aufgemacht daher wie der Tenor einer komischen Oper, und dann auch noch in einem Voller! Man durfte gar nicht daran denken. Also gab ich diesen Gedanken auf und versuchte mich auf das vor uns Liegende zu konzentrieren.
    Ein geheimer Ort, dessen Lage mir dieser unglückselige Adlige des dritten Grades verraten hatte, ein sich sammelndes Heer, Sklaven, die man für niedrige Dienste brauchte – das alles ergab eine Schurkerei von beträchtlichem Ausmaß.
    Gegen Morgen hatten wir das Ende des Küstenstreifens erreicht. Vor uns erstreckte sich ein wenig einladendes Territorium. Die Shanks betrieben nur wenig Ackerbau, in der Hauptsache produzierten sie das grüne Gemüse. Die Viehzucht war ebenfalls eine traurige Angelegenheit; hauptsächlich züchtete man verschiedene Voskarten. Es war ziemlich offensichtlich, warum die Shanks ununterbrochen auf Raubzüge gingen. O ja, es war offensichtlich. Und was man sah, konnte einem nicht gefallen, bei Krun!
    Bis zum Anbruch der Dunkelheit rasteten wir im Schutz der Bäume, was uns Gelegenheit bot, noch mehr sirupartige Flüssigkeit von den Shrimpas zu gewinnen, um unsere Wasservorräte zu schonen. Während des Tages flogen hoch am Himmel zweimal Patrouillen der Shanks vorbei. Ich war zuversichtlich, daß sie nicht nach uns suchten.
    Darham hatte sich bereits als guter Kamerad erwiesen, und selbst in dieser eher beklagenswerten Situation konnte er noch Witze reißen – aye, und sogar darüber lachen. Meiner Meinung nach hätte er nie als Hamaler geboren werden dürfen. Ein zugegebenermaßen herabwürdigender Gedanke, und das, obwohl mein prächtiger Klingengefährte Prinz Tyfar nicht nur Hamaler, sondern zugleich der Thronerbe war und ich ihn zu diesem Zeitpunkt möglicherweise schon Schwiegersohn nennen durfte – falls sich meine Tochter Prinzessin Lela endlich entschieden hatte. Eines Tages würde es dazu kommen, spätestens dann, wenn Tyfar und sie den nötigen Mut aufbrachten. Dann würde Lela, die unter dem Namen Jaezila bekannt war, eines Tages die Herrscherin von Hamal werden.
    Was nun die anderen Mädchen anging – Dayra, bekannt als Ros die Klaue, würde irgendwo mit ganzem Einsatz für die Schwestern der Rose kämpfen. Und die junge Didi, die Tochter von Velia und Gafard, wäre ebenfalls in die Angelegenheiten des Frauenordens verwickelt. Ihre gleichaltrige Tante Velia stürzte sich zweifellos an ihrer Seite in den Kampf. Welch eine Familie!
    Gerade als ich das Leben der Jungs Revue passieren lassen wollte, riß mich Darham rüde aus meinen Betrachtungen. »Zeit zum Weitergehen, Nath. Wenda!«
    »Aye, Kühner«, erwiderte ich. »Quidang«, fügte ich dann noch hinzu, um ihn auf den Arm zu nehmen.
    In dieser Nacht war der Marsch wesentlich anstrengender. Das Land, das wir durchquerten, konnte man nicht unbedingt als Wüste bezeichnen; es war eine staubige Ebene, die mit verkrüppelten Büschen und braunem Gras bewachsen war. Wir hielten ständig Ausschau nach wilden Tieren. Auf Kregen weiß man nie, wann man auf ein wütendes, nur aus Klauen und Zähnen bestehendes Ungeheuer stößt, das nach Blut verlangt.
    Wir sangen Lieder, allerdings ziemlich leise, und auch nicht sehr viele, da unsere Kehlen für diese Aufgabe nicht richtig geschmiert waren. Wir sangen ›Sie lebte am Lilienkanal‹ und ›Lolas süße Achselhöhlen‹. Dann verstummten wir und sparten unsere Spucke.
    Die Äste, die wir im Wald abgetrennt hatten, wurden nicht gekürzt. Nach dem Entfernen der Blätter und Zweige blieben zwei knorrige Stäbe übrig, die eher an Knüppel als an Holzschwerter erinnerten, aber wir konnten nicht wählerisch sein. Wir unternahmen den Versuch, sie mit Steinen zu schärfen, trotzdem blieb jedes dieser sogenannten Rudis eine Art Knüppel.
    Und so vergingen die Tage. Die Vorräte gingen zur Neige, und das Wasser wurde allmählich ungenießbar.
    Ein finsterer, schrecklicher Gedanke

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