50 Shades of Gay: Erotischer Roman (German Edition)
alles sein soll, und ich werde auch nicht so tun, als wüsste ich es. Ich schüttele den Kopf. Er lächelt, streift mit dem Finger über die Matratze auf dem Bett und über einen der Pfosten und zieht dann an dem Seil. Es ist ziemlich fest am Bett befestigt.
»Das ist alles für dich, Alex. Wenn du willst.«
Erneut sehe ich mich um. Was genau ist für mich? Die seltsame Schaukel? Das Bett ohne Laken? Die Reitgerte?
»Ich würde diese Dinge sehr gern mit dir teilen. Aber nur dann, wenn du der Meinung bist, dass sie dir auch Vergnügen bereiten.«
Ich nicke, auch wenn ich immer noch komplett verwirrt bin. »Weißt du, was BDSM ist?«, fragt er. Nein, weiß ich nicht. Wenn ich ehrlich sein soll, hört sich das für mich wie eine Jeans-Marke von H&M an.
»Bondage, Disziplin, Sadismus, Masochismus: BDSM.«
Ich lasse die Worte auf mich wirken, und plötzlich fällt der Groschen. Er meint SM-Sex. Also Sachen wie: mich fesseln, mir den Hintern versohlen, mich zu seinem Sexsklaven machen. Heilige Scheiße.
»Du bist geschockt«, sagt er, ohne den Blick abzuwenden. »Ich merke es dir an.«
Er hat recht. Und wer wäre wohl nicht geschockt, wenn der superberühmte Typ, in den man verknallt ist, einem gerade offenbart, dass er auf die versauteste aller versauten Sexpraktiken steht?
»Wenn du Angst hast, dich unwohl oder abgestoßen fühlst, kannst du dieses Zimmer jederzeit verlassen. Willst du?«
Ich weiß nicht, was ich antworten soll, weil ich nicht weiß, was ich will. Mein Verantwortungsbewusstsein schreit: LAUF! Aber ich höre nicht darauf. Ich bleibe.
»Gut. Hast du schon irgendwelche Erfahrungen mit Bondage oder SM gemacht?«
Ich lache laut auf. Ich versuche es runterzuschlucken, aber es geht nicht. Meine einzige Bondage-Erfahrung ist, dass mir in einer ›Starbucks‹-Filiale mal ein echt scharfer Typ die Schnürsenkel zuband, weil ich zwei Becher Kaffee in den Händen hatte.
»Ich deute das mal als Nein. Na, dann erzähl mir von deinen anderen sexuellen Erfahrungen. Ich würde gern einen Eindruck davon bekommen, was du schon erlebt hast und was dir gefällt.« Ich starre auf meine Schuhe. Ich hoffe, wenn ich lang genug auf den Boden schaue, wechselt er das Thema und vergisst meine sexuelle Vergangenheit. Aber schließlich rücke ich raus mit der Sprache.
»Nun, um ganz ehrlich zu sein, hatte ich … noch nie eine Beziehung.«
Taylor nickt verständnisvoll.
»Okay, aber was ist mit den Leuten, mit denen du Sex hattest? Erzähl mir von ihnen. Was habt ihr so gemacht?«
Er macht die ganze Sache viel schwieriger als nötig – ich komme mir langsam wie bei einem Vorstellungsgespräch vor.
»Nun, das ist es ja, ich habe noch nie …«
Sein Gesicht verzieht sich zu einem echt niedlichen Ausdruck des Erstaunens. Ich fände das total süß, wenn ich mich nicht so verdammt gedemütigt fühlen würde. Ich hasse es, über dieses Thema sprechen zu müssen. Keiner will dein erstes Mal sein – den meisten ist das zu viel Druck, und sie haben Angst, dass ich dadurch zu einer Art klammerndem Psycho werde. Ich habe bei jedem Typen, den ich kennengelernt habe, dieses Gespräch ganz bewusst vermieden, und eben deshalb bin ich nach wie vor Single und vor allem Jungfrau.
»Ich … ich hatte … du weißt schon … noch nie Sex.«
Ich stand immerhin schon ein paarmal kurz davor, Sex zu haben. Ich hatte Verabredungen, wo ich mit dem Typen hätte nach Hause gehen können. Man hat mir eindeutige Angebote gemacht. Als ich mal als Kellner beim Catering-Service arbeitete, verbrachte ein wahnsinnig niedlicher Kerl den ganzen Abend damit, mir Komplimente zu machen. Er war Gast auf der Party und flirtete wie ein Wilder mit mir. Ich fand die Vorstellung, mich mit ihm während der Arbeitszeit davonzustehlen, ziemlich heiß; ich suchte sogar schon nach dem passenden Schlupfwinkel dafür. Er war ebenfalls bereit. Er hatte wundervolle, olivfarbene Haut, gebräunte und behaarte Arme, ein eng anliegendes schwarzes T-Shirt und superdunkle Augen. Irgendwie sah er wie der Grieche aus dem Film Eine für 4 aus.
Im ersten Stock des Gebäudes, wo die Party stattfand, fand ich schließlich eine leere Besenkammer; ich sagte ihm, dass ich dort in einer halben Stunde auf ihn warten würde. Ich war bereit, es mit ihm zu tun, als ich ihn auf einmal mit einem anderen, ziemlich gut aussehenden Typen im Arm sah. Sie hatten beide die gleichen Ringe an den Fingern.
Ich ging nicht wie verabredet in den ersten Stock, ich sagte ihm auch nicht ab. Ich
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